Dokumentarfilm – Umgang mit der Wirklichkeit
Dokumentarfilm im Unterricht 1
CC BY-SA 4.0 / Herausgeber: Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen, Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg, VISION KINO, 11/2021
Das Lehrmaterial Dokumentarfilm im Unterricht ist ein modularer Baukasten zur pädagogischen Adaption.
Im Modul 1 Dokumentarfilm – Umgang mit der Wirklichkeit geht es um Grundsätzliches: Was ist ein Dokumentarfilm und wie unterscheidet er sich von einem Spielfilm und anderen dokumentarischen Formaten? Wie hat sich der Dokumentarfilm historisch entwickelt und welche verschiedenen Herangehensweisen gibt es? In welchem Verhältnis steht der Dokumentarfilm zur Wirklichkeit, die er abbilden will? Welche Zugänge bieten sich an, um Dokumentarfilme inhaltlich zu erschließen, zu analysieren und kritisch zu hinterfragen?
Konzeption des gesamten Lehrmaterials
Dokumentarfilm im UnterrichtEin modularer Baukasten zur pädagogischen Adaption
Das Lehrmaterial Dokumentarfilm im Unterricht ist geeignet ab Jahrgangsstufe 5, für die Sekundarstufen I und II sowie für die außerschulische Jugendarbeit.
Wie können Dokumentarfilme in der Schule eingesetzt und analysiert werden? Das vorliegende Material bietet dafür Anregungen, Hintergrundinformationen und konkrete methodische Vorschläge. Es ist, unabhängig von konkreten Filmbeispielen, so konzipiert, dass es sich für die Arbeit mit künstlerischen Dokumentarfilmen gleichermaßen in unterschiedlichen Fächern, aber auch in der außerschulischen Bildung einsetzen lässt.
Dokumentarfilme fokussieren und hinterfragen meist gesellschaftliche Gegebenheiten oder Phänomene. Der Blick der Filmemacher:innen auf ihr Thema und die Art und Weise, wie sie dieses filmkünstlerisch umsetzen, erlauben dem Publikum oft eine neue, überraschende und manchmal augenöffnende Perspektive auf die Realität.[0]
Die Integration von Dokumentarfilmen in den Unterricht und in außerschulische Bildungskontexte trägt deshalb dazu bei, dass sich Schüler:innen bewusst mit der Frage auseinandersetzen, wie Medien Realität wiedergeben, sie aber zugleich auch formen. Die intensive Beschäftigung mit künstlerischen Dokumentarfilmen bringt nicht nur auf ansprechende Weise neue Themen und Perspektiven in den Unterricht ein, sondern schult auch die medienkritische Auseinandersetzung mit (Dokumentar-)Filmen. Offenkundig wird nicht zuletzt, dass hinter jedem Film ein eigener, persönlicher Blick auf und eine Haltung zur Realität steht.
Anknüpfungspunkte für die Arbeit mit Dokumentarfilmen finden sich in den Rahmenlehrplänen aller Fächer. Prädestiniert sind das Fach Deutsch bzw. die sprachlichen Fächer unter dem Stichpunkt „Filmisches Erzählen“, das Fach Kunst sowie die Gesellschaftswissenschaften. Darüber hinaus können Dokumentarfilme in praktisch allen Fächern eingesetzt werden, um Unterrichtsthemen zu erschließen und zu vertiefen. Zugleich bietet sich so die Möglichkeit, das Medium selbst kritisch in den Blick zu nehmen, zu reflektieren und fachliche Inhalte mit Medienkompetenzförderung zu verbinden.
Das Material ist in vier Module gegliedert. Jedes der Module enthält einführende Hintergrundtexte, die als Wissensressource für Lehrkräfte, aber auch als Quellen für Schüler:innen gedacht sind, sowie vielfältige Aufgaben zu den jeweiligen Schwerpunkten und kompakte Unterrichtseinheiten, die die Meinungsbildung – zum Film und den darin behandelten Themen – unterstützen:
Im Modul 1 Dokumentarfilm – Umgang mit der Wirklichkeit geht es um Grundsätzliches: Was ist ein Dokumentarfilm und wie unterscheidet er sich von einem Spielfilm und anderen dokumentarischen Formaten? Wie hat sich der Dokumentarfilm historisch entwickelt und welche verschiedenen Herangehensweisen gibt es? In welchem Verhältnis steht der Dokumentarfilm zur Wirklichkeit, die er abbilden will? Welche Zugänge bieten sich an, um Dokumentarfilme inhaltlich zu erschließen, zu analysieren und kritisch zu hinterfragen?
Im Modul 2 Filmgestalterische Mittel im Dokumentarfilm liegt der Fokus auf der Frage, wie auch Dokumentarfilme durch den bewussten Einsatz filmischer Gestaltungsmittel ihre Geschichten erzählen und die Wahrnehmung des Publikums lenken. Wie gelingt es Dokumentarfilmen, die „Wirklichkeit“ wiederzugeben und Authentizität und Glaubwürdigkeit herzustellen? Wie kann eine unbekannte und fern anmutende Welt durch Bildgestaltung, Ton und Montage plötzlich ganz nah wirken? Wie werden Archivmaterialien, Animationen oder auch inszenierte Szenen in einen Dokumentarfilm integriert? Und wie prägt ein Off-Kommentar die Filmerzählung?
Das Modul 3 Wie ein Dokumentarfilm entsteht gewährt einen „Blick hinter die Kulissen“ und beschreibt zunächst die Phasen und typischen Abläufe einer professionellen Dokumentarfilmproduktion von der ersten Idee bis zum fertigen Film. Parallele Exkurse für filminteressierte Schüler:innen ergänzen, was bei Dokumentarfilmprojekten mit Jugendlichen in den einzelnen Entstehungsschritten zu beachten ist und wie diese angegangen werden können.
Das Modul 4 Do It Yourself! Mit kreativen Aufgaben dokumentarische Arbeitsweisen nachvollziehen versammelt weiterführende praktische Anregungen und Aufgaben, die es den Schüler:innen ermöglichen, sich kreativ und produktiv mit einem gesehenen Film und filmgestalterischen Prozessen auseinanderzusetzen.
Der modulare Aufbau des Materials und gezielt gesetzte Querverweise gestatten es, sich aus den Aufgabenkomplexen je nach Erkenntnisinteresse und Lernziel auch eigene Unterrichtspläne zusammenzustellen. Wählen Sie dafür die Aufgabenvorschläge aus, die Ihnen für die Arbeit mit Ihrer Klasse und für den gegebenen Zeitrahmen sinnvoll erscheinen, und wandeln Sie diese wenn nötig ab, damit sie sich in Ihren Unterricht optimal einfügen.
Da das Material variabel für verschiedene Einsatzzwecke, Altersstufen und Filme eingesetzt werden kann, wird auf detaillierte Altersdifferenzierungen und Zeitvorgaben der Aufgaben verzichtet.
Auch die Frage, ob die Aufgaben in Einzel-, Partner:innen- oder Gruppenarbeit bearbeitet und ob sie mündlich oder schriftlich erledigt werden sollen, können Lehrkräfte nach Abwägung möglicher Alternativen selbst entscheiden.
Neben diesem grundlegenden Unterrichtsmaterial gibt es viele empfehlenswerte Handreichungen für einzelne Filme, die jeweils mit umfangreichem Hintergrundmaterial und konkreten Aufgaben ausgestattet sind.
Auf www.vision-kino.de und www.kinofenster.de können Sie einen Großteil der vorhandenen Film-Begleitmaterialien recherchieren.
Modul 1 Dokumentarfilm – Umgang mit der WirklichkeitFür Lehrer:innen und Schüler:innen ab Jahrgangsstufe 5
Wissen
1. Was ist ein Dokumentarfilm?Genrebeschreibung und Abgrenzung zu anderen dokumentarischen Formen
Ein Dokumentarfilm zeigt Situationen, Menschen und Dinge, die es tatsächlich so gibt oder gegeben hat. Anders als in Spielfilmen, bei denen die Inszenierung einer meist fiktionalen Geschichte mit Schauspieler:innen die Filmerzählung bildet, stehen im Dokumentarfilm Menschen vor der Kamera, die keine Rolle spielen, sondern als „sie selbst“ im Film agieren und der Kamera erlauben, Einblicke in ihr Leben zu nehmen.
Ein Dokumentarfilmteam kann sich seinem Gegenstand auf unterschiedliche Weisen nähern. Es kann versuchen, die Personen vor der Kamera in ihrem Tun unauffällig zu beobachten und zu begleiten, um die Abläufe möglichst nicht zu verändern. Bei Tier- und Naturfilmen wird häufig mit versteckten Kameras gedreht, doch in der Arbeit mit menschlichen Protagonist:innen verbietet sich diese Lösung - sowohl aus moralischen als auch aus rechtlichen Gründen. Daher ist es bei Dokumentarfilmen eigentlich kaum möglich, das Geschehen vor der Kamera nicht durch die Dreharbeiten zu beeinflussen.
Viele Filmschaffende entscheiden sich deshalb dafür, ihre Protagonist:innen nicht nur zu beobachten, sondern aktiv mit ihnen zu interagieren, sei es in geplanten Interviews oder weniger arrangierten Gesprächen vor der Kamera. Häufig kommen in Dokumentarfilmen auch Archivmaterialien verschiedenster Art zum Einsatz, etwa historische Film- oder TV-Sequenzen, Home-Videos, Fotos oder Dokumente wie Briefe, Audioaufnahmen oder Tagebuchaufzeichnungen. Last but not least: Teilweise wird in Dokumentarfilmen auch mit inszenierten bzw. nachgestellten Szenen gearbeitet oder es werden Animationen eingesetzt, um zum Beispiel Ereignisse abzubilden, die nicht gefilmt werden konnten.
Es gibt nicht nur die eine Wahrheit
Einem Dokumentarfilm kann niemals eine absolut objektive Abbildung der Wirklichkeit gelingen, so sehr seine Anstrengungen auch darauf gerichtet sein sollten. Das liegt natürlich daran, dass es die eine Wirklichkeit schlicht und ergreifend nicht gibt. Jede Wahrnehmung der Wirklichkeit, auch die direkte, nicht durch Film vermittelte, wird immer geformt durch die Perspektive, das Vorwissen und die Prägung der wahrnehmenden Person. Wer im Trockenen steht, wird starken Regen anders wahrnehmen als jene, die im Regen stehen. Und selbst wenn alle gemeinsam nass werden, gibt es ohne Zweifel große Unterschiede, wie sich das für die Beteiligten anfühlt – ganz zu schweigen davon, wie sich dieses Gefühl in einem Film vermitteln ließe.
Doch auch wenn es die eine Realität nicht gibt, so gibt es natürlich Fakten. So kann kaum darüber gestritten werden, dass es – um bei dem Beispiel Regen zu bleiben - zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geregnet hat, und es ist möglich festzustellen, wie lange oder wie viel Niederschlag gefallen ist. Schwieriger wird es, wenn es um die Frage geht, aus welchen Gründen nur wenige Leute einen Regenschirm dabei hatten. Dies kann vielfältige Ursachen haben und (besonders im Nachhinein) ist es schwierig, das herauszufinden. Noch problematischer verliefe der Versuch, aus einem einzelnen Ereignis (Schlagzeile: Überraschender Starkregen in Regensburg am 7. Juli um 17 Uhr – Viele Menschen werden nass) Schlüsse zu ziehen. Denn jede Verallgemeinerung (Schlagzeile: Schirmlos im Regen – Gelten Schirme jetzt als altmodisch?) birgt die Gefahr, die Realität verzerrt oder sogar falsch abzubilden.
Künstlerische Dokumentarfilme sind immer subjektiv
Was bedeutet das nun für den Dokumentarfilm? Jede:r Dokumentarfilmer:in wird sich dessen bewusst sein, dass es die Wirklichkeit nicht gibt und dass die eigene Wahrnehmung und damit auch jeder filmische Zugriff auf die Realität immer subjektiv ist. Wenn zehn Dokumentarfilme über das gleiche Thema („Regen in Regensburg“) und auf Basis der identischen Faktenlage gedreht werden, sehen diese Filme am Ende ziemlich sicher alle unterschiedlich aus. Die Filmschaffenden werden nicht die gleichen inhaltlichen wie visuellen Schwerpunkte setzen, sie werden verschiedene filmische Herangehensweisen wählen, jeweils andere Menschen in den Blick nehmen, ihre Bilder in ihrer persönlichen Handschrift gestalten und kombinieren und den Filmen durch den Einsatz von Musik, Kommentar, Ton und weiteren kreativen Mitteln ein jeweils eigenes Gesicht geben.
Es bleibt also festzuhalten: Ein künstlerischer Dokumentarfilm erzählt subjektiv, perspektivisch und mithilfe verschiedener filmischer Mittel (über) reale Welt(en). Am Ende entsteht so eine durch die eigene Handschrift geprägte Darstellung von der subjektiv erfahrenen Wirklichkeit und mit ihr eine eigene filmische Realität.
Abgrenzung des künstlerischen Dokumentarfilms von anderen dokumentarischen Formen
Neben künstlerischen Dokumentarfilmen gibt es noch viele andere dokumentarische Formen wie Nachrichten, Reportagen, TV-Dokumentationen oder Features. In der folgenden Kurzübersicht werden die wesentlichen beschrieben:
HANDOUT_Abgrenzung des Dokumentarfilms von anderen dokumentarischen Formen PDF
Wissen
2. Arten des künstlerischen DokumentarfilmsHistorische Entwicklung
Die ersten Filmaufnahmen überhaupt, die die Brüder Lumière 1895 in Frankreich machten, waren dokumentarische Aufnahmen und zeigten Alltagssituationen, z. B. Arbeiter:innen der Lumière’schen Fabrik, die in die Pause strömten. Die Begeisterung darüber, dass man mit der neuen Technik des Cinematographen in der Lage war, die Realität „einzufangen“ und auf die Leinwand zu bringen, war groß. Heute ist allerdings bekannt, dass diese Filme keineswegs nur durch reine Beobachtung des Alltags zustande kamen, sondern teils ganz bewusst inszeniert wurden, damit sie realistischer wirkten. Der Wunsch nach größtmöglichem Realismus führte zu Eingriffen in die Realität vor der Kamera. Mit diesem Paradox lebt der Dokumentarfilm also von Beginn an.
HANDOUT_Historische Entwicklung des Dokumentarfilms PDF
Wissen
3. Wie Dokumentarfilme arbeitenDie sechs Modi des Dokumentarfilms nach Nichols
Der amerikanische Dokumentarfilm-Theoretiker Bill Nichols entwickelte ein Schema, um Dokumentarfilmstile nach bestimmten Merkmalen und Konventionen zu unterscheiden. Die von ihm beschriebenen sechs dokumentarischen Modi kommen nicht nur in Reinform vor, sondern Überschneidungen und Mischformen sind auch verbreitet.[4]
HANDOUT_Die sechs Modi des Dokumentarfilms nach Nichols PDF
Aufgaben
4. Ein anderer Film ist möglich!Wie eigene Ideen zum besten Nährboden für fundierte Nachfragen werden
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 5
(Zusatz-)Material:
ohne
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet als Aufgabe vor einer Filmsichtung.
Ein fertiger Film wirkt – besonders, wenn es ein gelungener Film ist – leicht so, als wäre nur diese eine filmische Herangehensweise möglich. Um es den Schüler:innen zu erleichtern, den vorliegenden Film in seiner Herangehensweise auch kritisch zu hinterfragen, kann es sinnvoll sein, eigene alternative Umsetzungsideen zu entwickeln, bevor gesichtet wird – und sei es nur, um am Ende zu verstehen, warum der Film genau diese Herangehensweise gewählt hat.
A 1 – Vorbereitung einer Filmsichtung: Entwicklung eigener Gestaltungsideen
Den Schüler:innen wird das Thema des Films mit wenigen Worten beschrieben. Sie überlegen vor dem Kinobesuch oder der Filmsichtung in der Schule, wie sie selbst als Regisseur:innen einen Dokumentarfilm über dieses Thema gestalten würden.
- Welche Protagonist:innen/Personen würden sie aussuchen?
- Was könnte ein guter Anfang für einen Film über dieses Thema sein?
- Welche Konflikte stecken im Thema oder sind damit verknüpft?
- An welchen Orten und in welchen Umgebungen könnte dieser Film gedreht werden?
- Wie würden sie sich als Filmemacher:innen diesem Thema nähern? Wollen sie als Regisseur:innen im Film selbst sicht- und/oder hörbar sein oder sich ausschließlich auf die Beobachtung konzentrieren?
- Woraus kann ein Film mit diesem Thema die Spannung beziehen?
- Wie könnte der Film enden?
Ganz wichtig: Die Ideen werden in Stichworten notiert, damit die Schüler:innen nach dem Film darauf zurückkommen und ihre eigenen Ideen mit dem fertigen Film vergleichen können.
Aufgaben
5. Ist das wirklich so passiert?Die Relation von Dokumentarfilm und Wirklichkeit reflektieren
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 7
(Zusatz-)Material:
Wissenstexte aus dem vorliegenden Modul:
1. Was ist ein Dokumentarfilm – Genrebeschreibung und Abgrenzung zu anderen dokumentarischen Formaten,
2. Arten des künstlerischen Dokumentarfilms – Historische Entwicklung und
3. Wie Dokumentarfilme arbeiten – Die sechs Modi des Dokumentarfilms nach Nichols.
Die Texte werden von den Lehrkräften entweder zur Vorbereitung genutzt oder – dem Niveau der Lerngruppe entsprechend – ganz oder teilweise als Wissensressource den Schüler:innen ausgehändigt.
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet zur Vor- aber auch Nachbereitung einer Filmsichtung.
Die Aufgabe öffnet das Themenfeld Dokumentarfilm und schärft das Bewusstsein dafür, dass Dokumentarfilme grundsätzlich nicht in der Lage sind, die Wirklichkeit so „wie sie ist“ zu zeigen. Stattdessen transportieren Dokumentarfilme eine subjektive, künstlerische Sicht auf die Wirklichkeit.
A 1 – Austausch im Plenum zur Relation von Dokumentarfilm und Wirklichkeit
- Welches sind die Hauptunterschiede zwischen einem Dokumentar- und einem Spielfilm?
- Wie unterscheidet sich ein Dokumentarfilm von einem Nachrichtenbeitrag bzw. einer Reportage?
- Welche Schwierigkeiten gibt es, die Realität im Dokumentarfilm so zu zeigen, „wie sie ist“ ...
- während der Planung des Films,
- während der Dreharbeiten,
- im Schnittprozess?
A 2 – Gemeinsame Erarbeitung einer Definition für den Dokumentarfilm
Besondere Aufmerksamkeit sollte der Relation von Wirklichkeit und Dokumentarfilm gewidmet werden. Folgende bekannte Zitate zum Thema Dokumentarfilm können der Inspiration dienen:
„Für mich ist es ziemlich egal, mit welchen Mitteln ein Film arbeitet, ob er ein Schauspielerfilm ist mit inszenierten Bildern oder ein Dokumentarfilm. In einem guten Film geht es um die Wahrheit und nicht um die Wirklichkeit.“
Sergej Eisenstein[5]
„Wie jeder Film ist der Dokumentarfilm nur ein Film: ein Zeichen der Zeit, aber niemals die Wirklichkeit selbst.“
Heinz B. Heller[6]
„Dokumentarfilm ist der kreative Umgang mit der aktuellen Wirklichkeit.“
Robert Flaherty[7]
„Dokumentarfilme sind das einzige Schlafmittel, das man über die Augen einnehmen kann.“
Peter Krieg[8]
„Ein Dokumentarfilm, der sich seiner eigenen Künstlichkeit bewusst ist, bleibt empfindsam für den Fluss zwischen Fakt und Fiktion. Er bemüht sich nicht darum, das, was normalerweise als »nicht-faktisch« gilt, zu verbergen und auszuschließen, wie er die wechselseitige Abhängigkeit von Realismus und »Künstlichkeit« begreift. Er erkennt die Notwendigkeit, dem Leben im Leben und in seiner Darstellung eine Gestalt zu geben.“
Trinh T. Minh-Ha[9]
„Dokumentarfilm ist die Kunst, sich selbst an zweite Stelle zu stellen. Der Mensch vor der Kamera ist wichtiger als Du. Als Dokumentarregisseur*in bist Du […] jemand, der versucht, das Besondere an den Menschen vor der Kamera zu zeigen, ihre Geheimnisse und versteckten Talente zur Geltung zu bringen.“
Agnes Varda[10]
HANDOUT_Zitate zum Thema Dokumentarfilm PDF
Aufgaben
6. Spot auf: die MenschenEinen Film über die Protagonist:innen analysieren und erschließen
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 7
(Zusatz-)Material:
DVD des Films, idealerweise Filmstills der Hauptprotagonist:innen
HANDOUT_Anleitung zum Erstellen von Filmstills und Filmausschnitten mit dem VLC Media Player PDF
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet vor allem zur Nachbereitung von Dokumentarfilmen mit mehreren Protagonist:innen.
Dokumentarfilme entstehen meist nicht spontan mit Menschen, die sich gerade zufällig vor Ort befinden, sondern werden oft jahrelang geplant und gedreht. Die Dramaturgie von Dokumentarfilmen ist eng mit der Wirkung der Protagonist:innen, deren Denken, Handeln und Sprechen vor der Kamera verbunden und die Regie sucht diese Menschen deshalb sehr genau aus. Man kann also davon ausgehen, dass das Figurenensemble eines Dokumentarfilms sorgfältig und langfristig geplant wurde. Gleichzeitig können sich durch die realen Drehsituationen neue Konstellationen der Auswahl ergeben, weil die erhoffte dramaturgische Wirkung ausblieb.
Ziel des Aufgabenblocks ist es, den Film anhand seiner Figurenkonstellation zu untersuchen. Ein Überblick über die Hauptprotagonist:innen, ihre jeweiligen Rollen sowie ihre Aussagen und Haltungen zum Thema machen die inhaltlich-dramaturgische Struktur des Films nachvollziehbar. Indem imaginäre Drehpläne für einzelne Protagonist:innen erstellt werden, zeigt sich, wie stark die Regie u. a. durch ihre Entscheidung zu Drehorten, Bildgestaltung, Fragestellungen und schließlich Szenenauswahl im Schnitt entscheidet, wie eine Person im fertigen Film wirkt (Aufgaben A 1 – A 3).
Eine praktisch-reflektierende Übung verdeutlicht, wie es sich anfühlen könnte, selbst vor der Kamera zu stehen (Aufgabe A 4). In der abschließenden Diskussion geht es darum, die Ergebnisse, auch im Hinblick auf die Haltung der Filmemacher:innen dem Thema und den vorgestellten Personen gegenüber, einzuordnen und zu reflektieren (Aufgabe A 5).
Den eigenen Zielsetzungen entsprechend kann auch eine Auswahl aus den Aufgaben getroffen werden.
Exemplarische Filme, mit denen dieser Aufgabenblock bearbeitet werden kann:
- Sonita, Iran, Deutschland, Schweiz (2015), Regie: Rokhsareh Ghaem Maghami
- Dark Eden – der Albtraum vom Erdöl, Deutschland, Kanada (2018), Regie: Jasmin Herold, Michael Beamish
- Alphabet, Deutschland, Österreich (2013), Regie: Erwin Wagenhofer
A 1 – Einen kommentierten Überblick über die handelnden Personen erstellen
Die Schüler:innen erstellen eine Übersicht über die Protagonist:innen im Film. Dies kann auch mithilfe von Stills erfolgen, die aus dem Film gezogen werden.
Hinweis: Es bietet sich an, den Überblick in grafischer Form, z. B. als Mindmap zu gestalten, in die die zentralen Erkenntnisse aus der Bearbeitung der folgenden Aufgabenstellung eingepflegt werden.
- Welche Attribute können den einzelnen Personen zugeordnet werden?
Die Attribute können – abgestimmt auf den Film – auch ganz oder teilweise von der Lehrkraft vorgegeben werden, um die Bearbeitung der Aufgabe zu vereinfachen bzw. um zu differenzieren. Sie können sich auf Rollen oder Eigenschaften der Protaganist:innen, aber auch auf beides beziehen:- z. B.: Expert:in, Wissenschaftler:in, Zeitzeug:in, Betroffene, Erzähler:in, Antagonist:in, Außenstehende etc.
- z. B.: sympathisch, distanziert, oberflächlich, abgehoben, empathisch, fürsorglich, professionell, nahbar, freundlich, unfreundlich, klar, verwirrt, herzlich etc.
A 2 – Welchen Standpunkt nehmen die Protagonist:innen zum Thema des Films ein? Verändert sich diese Haltung im Verlauf des Films?
Die Schüler:innen verständigen sich in einem ersten Schritt über das zentrale Thema des Films und fassen es kurz schriftlich zusammen. Im zweiten Schritt notieren sie die Haltung der Protagonist:innen zum Thema sowie, sollten sie erfolgen, Veränderungen in der Haltung.
Hinweis: Die Antworten auf diese Frage können in die Überblicksgrafik eingepflegt werden.
A 3 – Einen „Drehplan“ für je eine:n Hauptprotagonist:in anfertigen
Die Schüler:innen fertigen mithilfe des entsprechenden Arbeitsblattes „Drehpläne“ für die von ihnen ausgewählten Protagonist:innen an und stellen sie im Plenum vor. Dabei werden die Protagonist:innen nacheinander en bloc behandelt, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Sobald alle „Drehpläne“ zu einer Person vorgestellt sind, werden die (möglicherweise zum Teil unterschiedlichen) Antworten diskutiert und gegebenenfalls ergänzt.
Hinweis: die handelnden Personen sollten in der Klasse „aufgeteilt“ werden, sodass jede:r Protagonist:in mindestens einmal bearbeitet wird. Die Kategorien des „Drehplans“ sind vorgegeben, können aber, abgestimmt auf den Film und die eigenen Unterrichtsziele, ergänzt oder auch reduziert werden. (ARBEITSBLATT_„Drehplan“)
ARBEITSBLATT_„Drehplan“ PDF
A 4 – Vergleich mit dem eigenen Erleben: Wie fühlt es sich an, vor der Kamera zu stehen?
Die Schüler:innen diskutieren folgende Fragen im Plenum oder in Arbeitsgruppen:
- Wie würde ich selbst in einer vergleichbaren Situation auf eine Kamera reagieren?
- Vergleich verschiedener Drehsituationen innerhalb des vorliegenden Films, z. B. Interview und beobachtende und den Alltag begleitende Aufnahmen: Wie verändert die Art der Aufnahmesituation das eigene Erleben dieser Situation?
- Was bedeutet es generell, wenn eine Kamera den eigenen Alltag begleitet?
A 5 – Abschlussdiskussion „Menschen in Dokumentarfilmen“
In der Plenumsdiskussion werden die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Aufgaben rekapituliert, eingeordnet und reflektiert.
Hinweis: Es ist denkbar, die Diskussion in Form einer typischen TV-Diskussion anzulegen, bei der ein:e Moderator:in oder mehrere Moderator:innen das Gespräch führen und verschiedene Gesprächspartner:innen sich zum Thema austauschen. Wird diese Methode gewählt, kann die Diskussion unter eine schlagkräftige Überschrift gestellt werden, z. B. „Im Zentrum ganz ohne Scheinwerferlicht: Menschen in Dokumentarfilmen“.
Folgende Leitfragen können helfen, die Diskussion zu strukturieren:
- Welche Standpunkte zum Thema repräsentieren die Hauptprotagonist:innen?
- Ist es dem Film gelungen, die Facetten des Themas durch verschiedene Personen abzudecken? Welche Themenbereiche oder Meinungen sind stark, welche schwächer vertreten? Gibt es thematische Leerstellen, die gar nicht beleuchtet werden? Wenn ja, was könnte der Grund dafür sein?
- Versucht der Film, möglichst alle Meinungen und Diskurse zu seinem Thema abzubilden und somit möglichst breit zu informieren? Oder vertritt der Film aktiv eine spezifische Haltung zum Thema und versammelt nur solche Protagonist:innen, die diese möglichst stark untermauern?
- Könnte es sein, dass sich der Film grundsätzlich eher auf einige wenige Personen konzentriert und dafür stärker in die Tiefe geht?
- Wie setzt der Film die Protagonist:innen in Szene? Welchen Effekt hat die filmische Inszenierung für die Wahrnehmung der Personen? Stellt der Film die handelnden Personen in ausgewogener Weise dar oder bewertet er die Menschen vor der Kamera? Falls er bewertet: Welche Beispielszenen gibt es dafür?
- Wie steht der:die Autor:in selbst zum Thema des Films? Wird die Autor:innensicht auf das Thema direkt vermittelt? Oder lässt sie sich „nur“ indirekt aus dem Film „lesen“, wenn in den Blick genommen wird, wie der Film mit den Protagonist:innen arbeitet und mit ihnen umgeht?
HANDOUT_Diskussionsfragen: Menschen in Dokumentarfilmen PDF
A 6 – Beobachtungsaufgaben zu den Protagonist:innen
Es kann sinnvoll sein, die Schüler:innen direkt vor Beginn der Vorführung mit einer oder mehreren Beobachtungsaufgaben auszustatten, um ihre Aufmerksamkeit gezielt auf ausgewählte Aspekte des Films zu lenken.
- Welche:r Protagonist:in wurde auf welche Weise gefilmt?
- Gibt es Unterschiede in der filmischen Herangehensweise/Darstellung?
- In welchem Verhältnis stehen die Protagonist:innen untereinander und zur Regie?
Beobachtungsaufgaben bieten sich insbesondere dann an, wenn der Fokus für das Filmgespräch oder die Analyse bereits feststeht. Indem mehrere Teams mit verschiedenen Aufträgen ausgestattet werden, entstehen unterschiedliche Expertengruppen, deren Erkenntnisse sich im nachfolgenden Gespräch ergänzen können. Beobachtungsaufgaben funktionieren sehr gut als Einstieg in das Gespräch nach dem Film.
Aber Vorsicht: Zu detaillierte Beobachtungsaufgaben können das unvoreingenommene Sehen erschweren. Wenn Beobachtungsaufgaben gestellt werden, müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse nach dem Film auch abgefragt werden. Sie sind vor allem dann sinnvoll, wenn im Anschluss eine Filmanalyse durchgeführt werden soll.
Aufgaben
7. Spot auf: die ThemenErkennen und analysieren, wie Dokumentarfilme Themen setzen und Wirklichkeit gestalten
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 5
(Zusatz-)Material:
DVD des Films, um einzelne Szenen noch einmal sichten zu können; Texte (z. B.: Zeitungsartikel) zu den Themen des Films.
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet, um Dokumentarfilme vor- und nachzubereiten, die sich vor allem über das Thema erschließen lassen.
Ziel des Aufgabenblocks ist es, die Themen des Films zu untersuchen und die dahinterstehende Frage zu reflektieren, wie ein Dokumentarfilm sein Thema findet, abgrenzt und erzählt. Die Schüler:innen werden dafür sensibilisiert, welche Entscheidungen Filmemacher:innen zum Thema treffen, bevor überhaupt das erste Bild im Kasten ist. Am Ende der Themenfeldanalyse sollen sie sich dessen bewusst geworden sein, dass Dokumentarfilme bis in die Details das Ergebnis vieler bewusster Regie-Entscheidungen sind.
Die Aufgaben überschneiden sich teilweise und sind als Angebot konzipiert, aus dem entsprechend der eigenen Schwerpunktsetzungen ausgewählt werden sollte.
Exemplarische Filme, mit denen dieser Aufgabenblock bearbeitet werden kann:
- (K)ein besonderes Bedürfnis, Deutschland, Italien, Österreich (2013), Regie: Carlo Zoratti
- Eldorado, Schweiz, Deutschland (2018), Regie: Markus Imhoof
- Werden Sie Deutscher, Deutschland (2012), Regie: Britt Beyer
- Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte, USA (2009), Regie: Michael Moore
A 1 – Kurztexte zu den Themen des Films erstellen
Hinweis: Die Aufgabe dient dazu, den oftmals informationsreichen Filminhalt vorläufig zu sichern und zu durchdringen. Die kollaborative Arbeitsweise hilft sicherzustellen, dass die Themenaspekte möglichst umfassend erinnert und erfasst werden.
Nachdem sie den Film gesichtet haben, verfassen die Schüler:innen in Einzelarbeit einen Kurztext, der das Thema bzw. die Themen des Films umreißt. Die entstandenen Texte werden vorgelesen, anschließend wird aus ihnen eine kurze, themenzentrierte Beschreibung des Films kompiliert.
Sollten die Filmthemen kontrovers sein, kann die Klasse sich auch aufteilen und es entstehen gegebenenfalls unterschiedliche Texte. Die Kurzbeschreibung wird verschriftlicht und allen Schüler:innen zur Verfügung gestellt.
A 2 – Vergleich der eigenen Überlegungen zum Thema mit dem Film
a) Brainstorming zum Thema
Hinweis: Diese Aufgabe sollte vor der Filmsichtung durchgeführt werden.
Die Schüler:innen denken gemeinsam darüber nach, welche Fragen, Facetten und Unterthemen ihnen selbst zum Filmthema einfallen. Diese Überlegungen sollten möglichst unabhängig vom konkreten Filmbeispiel angestellt werden. Eine Mindmap, die das Themenfeld des Films in das zentrale Thema, die Unterthemen und zugehörige Aspekte auffächert, hält die Ergebnisse der gemeinsamen Reflexion fest.
In einem zweiten Schritt wird die Klasse in so viele Kleingruppen aufgeteilt, dass jede Gruppe sich auf ein Unterthema konzentrieren kann. Ziel ist es, das jeweilige Unterthema tiefer zu ergründen und zu überlegen, welche unterschiedlichen Meinungen und Positionen es dazu geben könnte. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, welche Personen ein:e Regisseur:in sinnvollerweise für einen Film zu diesem Thema auswählen und anfragen sollte und warum.
Die Schüler:innen sollten eine breit aufgestellte Gruppe möglicher Protagonist:innen definieren, deren Mitglieder konkret genannt (z. B. Angela Merkel, Luisa Neubauer oder Manuel Neuer) oder auch abstrakt in ihrer Rollenfunktion notiert werden können (z. B. Frau aus der Politik, die viel Verantwortung übernimmt, oder Sportler, der seit vielen Jahren in einer Nationalmannschaft spielt). Es ist sinnvoll, nicht nur aufzuschreiben, wen man als Protagonist:in vor die Kamera holen will, sondern auch zu formulieren, warum.
Alle Überlegungen werden schriftlich festgehalten, sodass sich nach der Sichtung in Aufgabe A 3 darauf zurückgreifen lässt.
b) Thematische Analyse des Films
Hinweis: Diese Aufgabe folgt der Filmsichtung.
Die Schüler:innen identifizieren das Thema und damit verbundene Unterthemen, die der Film aus ihrer Sicht in den Fokus rückt. Sie erstellen eine Übersicht, z. B. abermals in Form einer Mindmap, und ordnen die Protagonist:innen den einzelnen Schwerpunkten zu.
c) Zusammenführung: Die eigenen Ideen mit dem vorliegenden Film vergleichen
In diesem Schritt vergleichen die Schüler:innen ihre eigenen Überlegungen zu Themenfeld und Protagonist:innen mit dem vorliegenden Film.
- Wo gibt es thematische Überschneidungen, wo Unterschiede?
- Wo setzt der Film deutliche Schwerpunkte und welche Facetten des Themas werden im Film gegebenenfalls vernachlässigt?
- Gibt es Themen oder Unterthemen, die im Film gar nicht vorkommen, im eigenen Brain-storming aber schon? Was könnten Gründe für diese Diskrepanz sein?
- Wie unterscheiden sich die eigenen Listen möglicher Protagonist:innen von den handelnden Personen im Film?
- Gibt es Protagonist:innen oder Personengruppen und damit verbundene Positionen, die beim eigenen Brainstorming genannt wurden, im Film aber nicht auftauchen? Was könnten die Gründe dafür sein?
A 3 – Diskussion: Auf welche Weise bearbeitet der Film sein Thema?
- Wie führt der Film erzählerisch an sein Thema heran?
- Wie wird das Thema ins Bild gesetzt? Gibt es Schlüsselmotive oder ‑bilder, die immer wieder auftauchen?
- Wie wird das Thema durch die Protagonist:innen beleuchtet? Welche Haltungen zum Thema nehmen sie ein? Gibt es Unterschiede in der Darstellung der Protagonist:innen?
- Gibt es Konflikte und wenn ja, welche? Werden diese Konflikte am Ende des Films gelöst und wenn ja, auf welche Weise? Welche Aussage trifft der Film damit?
- Gibt es eine Spannungskurve im Film und wenn ja, wodurch wird diese aufgebaut?
- Welche Haltung nimmt der Film zum Thema ein? Wodurch wird diese Haltung zum Ausdruck gebracht? Hier sollten alle untersuchten Aspekte – Gewichtung der Themenaspekte, Auswahl der Protagonist:innen, visuelle und dramaturgische Mittel – berücksichtigt werden.
A 4 – Meine Bewertung für den Film
Zum Schluss bewerten die Schüler:innen den Film auf der Basis eines strukturierten Schemas (ARBEITSBLATT_Meine Bewertung des Films).
ARBEITSBLATT_Meine Bewertung des Films PDF
A 5 – Beobachtungsaufgaben zum Thema
Es kann sinnvoll sein, die Schüler:innen direkt vor Beginn der Vorführung mit einer oder mehreren Beobachtungsaufgaben auszustatten, um ihre Aufmerksamkeit gezielt auf ausgewählte Aspekte des Films zu lenken.
- Was ist das Thema des Films und wie wird es filmisch transportiert?
- Wie vielfältig sind die Meinungen, die im Film zum Thema zu hören sind?
- Wird das Thema erschöpfend behandelt oder gibt es „blinde“ Flecken im Film?
Beobachtungsaufgaben bieten sich insbesondere dann an, wenn der Fokus für das Filmgespräch oder die Analyse bereits feststeht. Indem mehrere Teams mit verschiedenen Aufträgen ausgestattet werden, entstehen unterschiedliche Expertengruppen, deren Erkenntnisse sich im nachfolgenden Gespräch ergänzen können. Beobachtungsaufgaben funktionieren sehr gut als Einstieg in das Gespräch nach dem Film.
Aber Vorsicht: Zu detaillierte Beobachtungsaufgaben können das unvoreingenommene Sehen erschweren. Wenn Beobachtungsaufgaben gestellt werden, müssen die Ergebnisse und Erkenntnisse nach dem Film auch abgefragt werden. Sie sind vor allem dann sinnvoll, wenn im Anschluss eine Filmanalyse durchgeführt werden soll.
Aufgaben
8. Spot auf: die DramaturgieUntersuchen, wie aus der komplexen Realität eine fesselnde Erzählung wird
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 7
(Zusatz-)Material:
DVD des Films, um einzelne Szenen ggf. mehrfach sichten zu können; Texte (z. B.: Zeitungsartikel, Reportagen) zu den Themen des Films.
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet, Dokumentarfilme nachzubereiten, die sich einem gesellschaftspolitischen oder historischen Thema widmen.
Ziel des Aufgabenblocks ist es zu zeigen, wie mit dramaturgischen Mitteln aus dokumentarischem Material ein Film entsteht, der eine Geschichte erzählt und dabei Interesse, Spannung und Sympathie (oder Antipathie) erzeugen und lenken kann. Um die Dramaturgie, also die Technik des Erzählens, zu untersuchen, gilt besonderes Augenmerk der Art und Weise, wie der rote Faden des Films gesponnen wird.
Ein konkreter Vergleich zwischen der Chronologie und Gewichtung der Ereignisse in der Wirklichkeit und im Film kann helfen, das dramaturgische Grundgerüst des Films zu erkennen. In einem zweiten Schritt werden die Erzählstruktur genauer untersucht und grundlegende Prinzipien der Dramaturgie vorgestellt. Am Ende des Aufgabenblocks steht eine Reflexion der filmischen Dramaturgie und die begründete Bewertung des Films.
Exemplarische Filme, mit denen dieser Augfgabenblock bearbeitet werden kann:
- Das radikal Böse, Deutschland/Österreich (2013), Regie: Stefan Ruzowitzky
- Black Box BRD, Deutschland (2001), Regie: Andres Veiel
- Born in Evin, Deutschland (2019), Regie: Maryam Zaree
- Klasse Deutsch, Deutschland (2018), Regie: Florian Heinzen-Ziob
Insert: Wissen
Dokumentarfilme und zeitgeschichtliche Themen Filme, die sich auf zeitgeschichtliche Ereignisse beziehen, gewichten und ordnen diese Ereignisse notwendigerweise ihrer eigenen Logik folgend und der Dramaturgie ihrer Geschichte gemäß. Diese Dramaturgie kann ein Ereignis oder eine Person, das/die in den Geschichtsbüchern nur am Rande vorkommt, in den Mittelpunkt der Erzählung rücken. Dies kommt beispielsweise dann vor, wenn Zeitzeugen im Film über ein bekanntes historisches Ereignis berichten und dabei vor allem über ihre eigenen, notwendigerweise subjektiven Erlebnisse sprechen. Umgekehrt ist allerdings auch denkbar, dass ein Film die Bedeutung eines Ereignisses, das in der gesellschaftlichen Diskussion im Mittelpunkt steht, kritisch hinterfragt und feststellt, dass dieses vermeintliche Großereignis nur von einem anderen Thema ablenken sollte. Dokumentarfilme können also, je nachdem wie sie sich ihrem Sujet nähern, die klassische Geschichtsschreibung inhaltlich ergänzen, aber auch konterkarieren und sogar den Versuch unternehmen, diese neu zu formulieren. Gleichermaßen sind Dokumentarfilme in der Lage, einen anderen Zugang zur Geschichte zu ermöglichen, indem sie durch eine sinnliche, künstlerische Erzählung die Vergangenheit lebendiger und anschaulicher darstellen als es klassischen historischen Texten gelingt. Sie können sowohl gesellschaftliche als auch persönliche Entwicklungen und Entscheidungen nachvollziehbar machen und komplexe Ausgangslagen verständlich aufbereiten. Für den Unterricht ist es deshalb doppelt lohnenswert zu untersuchen und gegenüberzustellen, wie (vergangene) Wirklichkeit einerseits in der Geschichtsschreibung festgehalten ist und andererseits in künstlerischen Dokumentarfilmen dargestellt wird. Auf diese Weise lassen sich den Schüler:innen historische Ereignisse näher bringen; es hilft aber auch zu zeigen, dass jede Art der Geschichtsschreibung (auch die wissenschaftliche) stets aus einer subjektiven Perspektive erfolgt und daher niemals zu 100 % in der Lage ist, eine objektiv richtige Aussage darüber zu treffen, wie es gewesen ist. |
A 1 – Die dem Film zugrunde liegenden Ereignisse: Eine Kurz-Chronologie erstellen
Hinweis: Diese Aufgabe kann nur bei Filmen bearbeitet werden, die sich gesellschaftlichen oder historischen Ereignissen widmen, deren Verlauf bekannt ist oder durch andere Quellen nachvollzogen werden kann. Sie eignet sich auch gut als Hausaufgabe, da dafür eine Recherche notwendig ist.
Die Schüler:innen fertigen auf Basis bereitgestellter Texte oder eigener Recherchen eine Kurz-Chronologie der im Film behandelten Ereignisse an. Die Aufgabe kann entweder für den ganzen Film, nur für einen bestimmten Abschnitt oder für ein Thema bzw. Ereignis aus dem Film bearbeitet werden.
Variante: Die Schüler:innen können verschiedene Aspekte/Ereignisse/Abschnitte fokussieren, sodass eine Reihe (alternativer) Kurz-Chronologien über Ereignisse entsteht, die dem Film zugrunde liegen. Diese können in den folgenden Aufgaben zum Vergleich mit der Filmerzählung genutzt werden.
A 2 – Eine Frage der Dramaturgie: Die Erzählstruktur untersuchen
Hinweis: Für diese Aufgabe können als Ausgangspunkt die Kurz-Chronologien aus Aufgabe 1 herangezogen werden.
Unter Dramaturgie wird die Kunst des Handlungsaufbaus in Romanen, Erzählungen, Bühnenstücken und eben auch in Filmen verstanden. Im Film (sowohl im Dokumentar- als auch im Spielfilm) geht es vor allem um die Organisation und Struktur des Plots (Handlungsgerüstes), die im Dokumentarfilm meist durch die Montage erzeugt wird.
a) Eine Übersicht zur Dramaturgie des Films anfertigen
Nachdem sie den Film gesichtet haben, erstellen die Schüler:innen eine Übersicht zur Dramaturgie des Films, bei der sie sich am Grundgerüst des 3‑Akte-Modells (siehe unten) orientieren. Sollten die Schüler:innen den Eindruck gewinnen, dass das 3‑Akte-Modell nicht zum ausgewählten Film passt, können sie ein alternatives Modell entwickeln, das sie aus den Sinnabschnitten des Films ableiten.
Insert: Wissen
Das 3-Akte-Modell Das Grundgerüst einer klassischen filmischen Dramaturgie nach dem 3‑Akte-Modell besteht aus: Exposition (1. Akt)
Exploration/Konfrontation (2. Akt, in der Regel der längste Akt)
Konklusion (3. Akt)
HANDOUT_Das 3-Akte-Modell PDF |
b) Analyse der Filmdramaturgie
Die Schüler:innen untersuchen nun auf Basis ihrer Übersicht, wie die Ereignisse im Film dargestellt bzw. dramaturgisch gewichtet werden. Dabei sollten sie insbesondere auf folgende Punkte achten:
- Historisierung: Erzählt der Film die Ereignisse chronologisch, non-linear oder sogar rückwärts?
- Strukturierung: Wird die Geschichte entlang anderer Ordnungskriterien (wie Personen, Orte, Themen) erzählt?
- Fokussierung: Welche(s) Ereignis(se) rückt der Film in den Mittelpunkt? Welche Aspekte des Ereignisses werden erzählt, welche nehmen evtl. nur geringen oder keinen Raum ein?
- Dramatisierung: Setzt die Filmerzählung darauf, das Ereignis besonders packend zu erzählen? Wenn ja, wie wird diese Dramatisierung hergestellt?
- Personalisierung: Wird das Ereignis aus einer persönlichen Perspektive erzählt?
c) Wie Filme Geschichte schreiben. Detailvergleich Filmdramaturgie und alternative Quellen
Hinweis: Diese Vertiefungsaufgabe kann nur bei Filmen bearbeitet werden, die sich gesellschaftlichen Ereignissen widmen, deren Verlauf bekannt ist oder durch andere Quellen nachvollzogen werden kann. Sie eignet sich gut als Hausaufgabe, da dafür eine Recherche notwendig ist.
Die Schüler:innen suchen sich verschiedene einzelne Ereignisse heraus, die im Film angesprochen werden, und recherchieren selbstständig zu diesen Ereignissen. Im zweiten Schritt vergleichen sie, was sie recherchiert haben, mit der Darstellung der Ereignisse im Film und halten die Ergebnisse in der Checkliste fest (ARBEITSBLATT_Checkliste: Wie Filme Geschichte schreiben).
ARBEITSBLATT_Checkliste: Wie Filme Geschichte schreiben PDF
A 3 – Abschlussdiskussion: Die Dramatisierung der Wirklichkeit
Die Schüler:innen diskutieren, wie der vorliegende Film die realen bzw. historischen Ereignisse in die Filmerzählung transformiert und auf welche Weise er sie dabei dramatisiert. Ihre Beobachtungen sollten sie mit Beispielsszenen belegen.
Folgende Leitfragen können helfen, diese Diskussion zu strukturieren:
- Welche Themenstränge/Personen/Konflikte werden im Film besonders hervorgehoben?
- Welche Phänomene des Themas bleiben unsichtbar bzw. werden nur am Rande sichtbar?
- Wie findet der Film zu seinem Schluss/Ende? An welcher Stelle wird die Entwicklung, die in der Realität häufig kein „Ende“ hat, dramaturgisch abgerundet?
- Stellt der Film die zugrunde liegenden Ereignisse angemessen dar? Begründet eure Meinung mit Beispielen.
- Welche Mehrwerte schafft der Film durch die Art und Weise, wie er die Ereignisse erzählt?
HANDOUT_Diskussionsfragen: Die Dramatisierung der Wirklichkeit PDF
Aufgaben
9. Spot auf: Dokumentarische HerangehensweisenAnalysieren, wie unterschiedliche dokumentarischen Methoden den Film prägen
Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 8
(Zusatz-)Material:
DVD des Films, um einzelne Szenen ggf. mehrfach sichten zu können; Wissenstexte aus dem vorliegenden Modul:
1. Was ist ein Dokumentarfilm? – Genrebeschreibung und Abgrenzung zu anderen dokumentarischen Formaten,
2. Arten des künstlerischen Dokumentarfilms – Historische Entwicklung und
3. Wie Dokumentarfilme arbeiten – Die sechs Modi des Dokumentarfilms nach Nichols.
Filmdidaktische Hinweise:
Geeignet, um Dokumentarfilme vor- und nachzubereiten.
Die Aufgaben konzentrieren sich darauf, die dokumentarischen Methoden zu analysieren, die der vorliegende Dokumentarfilm einsetzt. Sie zeigen, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, Dokumentarfilme durch die Wahl spezifischer filmischer Herangehensweisen zu prägen.
Exemplarische Filme, mit denen dieser Augfgabenblock bearbeitet werden kann:
- Das Salz der Erde, Frankreich (2014), Regie: Wim Wenders, Juliano Ribeiro Salgado
- The Cleaners, Deutschland/Brasilien (2018), Regie: Hans Block, Moritz Riesewieck
- 9 Leben, Deutschland (2010), Regie: Maria Speth
- 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?, Deutschland (2015), Regie: Valentin Thurn
A 1 – Verschiedene dokumentarische Herangehensweisen unterscheiden
Die Schüler:innen lesen wahlweise die Texte 1. Was ist ein Dokumentarfilm? – Genrebeschreibung und Abgrenzung zu anderen dokumentarischen Formaten oder 3. Wie Dokumentarfilme arbeiten – Die sechs Modi des Dokumentarfilms nach Nichols und zusätzlich, so verfügbar, Interviews oder Texte zum vorliegenden Film. Sie erarbeiten danach in Kleingruppen Antworten auf folgende Fragen:
- Um welche Art von Dokumentarfilm handelt es sich im vorliegenden Fall? Begründet eure Meinung!
- Wie unterscheidet sich die Tätigkeit der Regie bei
- einem auf Interviews basierenden Dokumentarfilm,
- einem beobachtenden Dokumentarfilm oder
- einem Dokumentarfilm, der vor allem mit Archivmaterial arbeitet?
- Welche Themen eignen sich besonders oder gar nicht, um mit einem
- Interview-Dokumentarfilm oder einem
- beobachtenden Dokumentarfilm behandelt zu werden?
Fazit: Überlegt gemeinsam, wie der gesichtete Film geworden wäre, hätte er eine andere dokumentarische Herangehensweise gewählt.
A 2 – Zur Haltung der Regie zwischen „objektiver Berichterstattung“ und Kampagnenfilm
Die Haltung, die die Regie zum Thema eines Films einnimmt, kann sehr unterschiedlich sein. Deshalb lohnt ein genauer Blick darauf, an welcher Stelle und auf welche Weise die Haltung der Filmschaffenden in Dokumentarfilmen spürbar werden kann.
Viele Dokumentarfilme versuchen, möglichst objektiv und ausgewogen über ihr Thema zu berichten, andere machen das Thema zu ihrem Anliegen und versuchen mit verschiedenen Mitteln, das Publikum zu überzeugen. Ob ein solch engagierter Dokumentarfilm als Zumutung empfunden wird oder dem Publikum aus dem Herzen spricht, hängt sicher von der Haltung des Publikums zum Thema, aber auch zur Erzählweise ab.
Viele Menschen wollen nicht das Gefühl haben, von einem Film „auf eine bestimmte Seite gezogen zu werden“, andere hinwiederum schätzen gerade die offene Parteinahme, weil sie davon ausgehen, dass ohnehin jeder Dokumentarfilm offen oder verdeckt Position bezieht und es deshalb ehrlicher ist, diese Meinung offen zu vertreten.
Um sich diesem Themenkomplex zu nähern, teilen sich die Schüler:innen in Kleingruppen auf und bearbeiten gemeinsam folgende Fragen:
- Auf welche Weise können Regisseur:innen die eigene Haltung im Film ausdrücken?
- Auf welche Weise wird die Haltung der Regie im vorliegenden Film ersichtlich?
- Welche Rolle spielt die Sprache (in den Dialogen, Interviews oder auch im Kommentar), um die Haltung der Regie zu verdeutlichen?
- Wie nutzt der Film die verschiedenen filmischen Mittel (wie Bildgestaltung, Montage, Ton, Musik etc.), um die Haltung zum Thema deutlich zu machen? (Vgl. auch Modul 2 Filmgestalterische Mittel im Dokumentarfilm)
Im Anschluss an die Kleingruppendiskussion werden die Ergebnisse im Plenum ausgetauscht. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Diskussion steht nun die persönliche und begründete Bewertung des Films:
- Wie gefällt euch dieser Film in Hinblick auf die Haltung, die die Regie zum Thema des Films einnimmt?
- Welche Methode(n) nutzt der Film, um die eigene Haltung zu transportieren?
- Welchen Effekt hat/haben diese Methode(n) auf euch als Publikum?
A 3 – Vergleich unterschiedlicher Herangehensweisen oder Medien
Hinweis: Diese vergleichenden Aufgaben eignen sich gut als Hausaufgabe oder für Präsentationen.
Vergleiche sind gut geeignet, um sich deutlicher vor Augen zu führen, worin die Charakteristika einer spezifischen filmischen Herangehensweise bestehen. Möglich sind u. a. folgende Vergleiche:
- Vergleich des Films mit einem anderen Film zum gleichen Thema
- Vergleich zweier Filme einer Regisseurin oder eines Regisseurs
- Vergleich des Films mit einem Text, Buch oder Radiobeitrag zum Thema
Die Vergleiche sollten mit einer klaren Fragestellung vorgenommen und, wo immer möglich, mit Beispielen veranschaulicht werden.
Hinweis: Oft werden vor dem Filmstart Interviews mit der Regie veröffentlicht, in denen die Regisseur:innen über Hintergrundinformationen zum Thema, die gewählte filmische Herangehensweise und die eigene Haltung zum Thema berichten. Solche Texte eignen sich gut als Hintergrundlektüre.
Anhang
Weiterführende Angebote und MaterialienFilmbildung auf Onlineportalen, Dokumentarfilmfestivals und in der LiteraturOnlineportale zur Filmbildung
- Bundeszentrale für politische Bildung / Filmbildungsseiten: Filmhefte, ausgewählte Streamingangebote, Publikationen und Materialien: https://www.bpb.de/lernen/projekte/filmbildung
- Deutsche Filmakademie / Filmbildungsseiten: Projekte zur Filmbildung, Materialien, Onlinekurse: https://www.deutsche-filmakademie.de/filmbildung
- kinofenster.de: Filmbesprechungen und ‑empfehlungen, Hintergrundinformationen, filmpädagogische Begleitmaterialien, News, Termine, Veranstaltungen, Adressen und Links für die schulische und außerschulische Filmarbeit: www.kinofenster.de
- Medienradar: Medienpädagogisches Angebot der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF) für Schule und Jugendarbeit: https://www.medienradar.de
- Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) / Filmbildungsangebote auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg: Materialien, Projekte, Angebote: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/unterrichten/filmbildung
- Vision Kino: Filmtipps, Unterrichtsmaterialien, Projektangebote, Veranstaltungshinweise und Hintergrundinformationen zum Thema Film und Schule: https://www.visionkino.de
- Planet Schule: Wissensportal von WDR und SWR rund um Medien, Film und Fernsehen: https://www.planet-schule.de
- Mediamanual: Website zu Medien und Medienpädagogik des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Österreich: https://www.mediamanual.at/index.php
Dokumentarfilmfestivals mit Bildungsangeboten
- DOK Leipzig: Schulvorstellungen, Filmhefte, Schulfilme inklusive Material als Streamingangebot, Lehrkräftefortbildungen: https://www.dok-leipzig.de/dok-bildung
- doxs! Duisburg: Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche, konzentriert auf Angebote für die Region: https://www.do-xs.de
- Dok.fest München: Schulvorstellungen, Lehrkräftefortbildungen, konzentriert auf Angebote für die Region: https://www.dokfest-muenchen.de/DOK_education
- DokFest Kassel: Filmprogramme für junges Publikum zwischen 8 und 13 Jahren, konzentriert auf Angebote für die Region: https://www.kasselerdokfest.de/das-festival/dokfesteducation
Literaturauswahl zum Thema Filmbildung
- Bergala, Alain:Kino als Kunst – Filmvermittlung an der Schule und anderswo. Marburg: Schüren-Verlag 2006.
- Bienk, Alice:Filmsprache – Einführung in die interaktive Filmanalyse (inkl. DVD mit 120 Ausschnitten aus 60 Filmklassikern). Marburg: Schüren-Verlag 2008.
- Faulstich, Werner:Grundkurs Filmanalyse. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2013.
- Ganguly, Martin:Filmanalyse. Themenheft 8.–13. Klasse. Stuttgart: Klett 2011.
- Hildebrand, Jens:Film: Ratgeber für Lehrer. Köln: Aulis Verlag Deubner 2006.
- Kammerer, Ingo / Kepser, Matthis:Dokumentarfilm im Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag 2014.
- Kamp, Werner / Rüsel, Manfred:Vom Umgang mit Film. Berlin: Volk und Wissen 2004.
- Klant, Michael / Spielmann, Raphael:Grundkurs Film 1. Kino, Fernsehen, Videokunst – Materialien für den Sekundarbereich 1 und 2. Braunschweig: Schroedel-Verlag 2008.
- Klant, Michael:Grundkurs Film 3. Die besten Kurzfilme (dazu passend: DVD mit 18 Kurzfilmen). Braunschweig: Schroedel-Verlag 2012.
- Koebner, Thomas (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart: Reclam-Verlag 2007.
- Lipp, Thorolf:Spielarten des Dokumentarischen. Einführung in die Geschichte und Theorie des Nonfiktionalen Films. Marburg: Schüren-Verlag 2016.
- Monaco, James:Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2009.
- Müller, Arnold Heinrich:Geheimnisse der Filmgestaltung. Berlin: Schiele und Schön 2010.
- Müller-Hansen, Ines:Arbeitsbuch Film. Kopiervorlagen zur Geschichte, Analyse und Produktion von Filmen. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2014.
- Munaretto, Stefan:Wie analysiere ich einen Film? Hollfeld: Bange Verlag 2009.
- Pfeiffer, Joachim / Staiger, Michael:Grundkurs Film 2: Filmkanon, Filmklassiker, Filmgeschichte. Braunschweig: Schroedel-Verlag 2010.
- Schröter, Erhart:Filme im Unterricht – Auswählen, analysieren, diskutieren. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe 2009.
- Steinmetz, Rüdiger:Die Grundlagen der Filmästhetik. Filme sehen lernen 1 (2006). Licht, Farbe, Sound. Filme sehen lernen 2 (2008). Filmmusik. Filme sehen lernen 3 (2011). Interaktive DVDs mit Begleitbuch. Leipzig: Zweitausendeins.
- Straßner, Veit:Filme im Politikunterricht. Wie man Filme professionell aufbereitet, das filmanalytische Potenzial entdeckt und Lernprozesse anregt – mit zehn Beispielen. Für die Sekundarstufe II. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag 2013.
- Vinyard, Jeremy:Crashkurs Filmauflösung – Kameratechniken und Bildsprache des Kinos. Leipzig: Zweitausendeins 2010.
- Vision Kino (Hg.):Schule im Kino – Praxisleitfaden zur Filmbildung für Lehrkräfte, https://www.visionkino.de/unterrichtsmaterial/leitfaeden (abgerufen am 06.12.2021).
0. Damit unterscheiden sich künstlerische Dokumentarfilme von formatierten Medienangeboten wie Reportagen, TV-/Web-Dokus oder Lehrfilmen, bei denen es weniger um die Form und Herangehensweise, sondern vor allem um den Inhalt geht.
1. So castete Flaherty seine Inuit-Familie zusammen, gab allen Hauptpersonen andere Namen und verlangte von seinen „Darsteller:innen“, sich vor der Kamera möglichst „urtümlich“ zu verhalten, obwohl der Alltag der Inuit 1919/20 längst recht „modernisiert“ war. So jagten die Männer inzwischen mit Gewehren statt Speeren, wurden aber für den Film gebeten, die Speere noch einmal hervorzuholen, um eine Robbe zu erlegen. Als ihnen genau das nicht gelang, nutzte Flaherty schließlich eine erschossene Robbe für diese Szene und schnitt die Bilder so, als wäre sie mit einem Speer erlegt worden.
2. Hinzu kam die Tatsache, dass das damals verfügbare technische Equipment für die Arbeit im ewigen Eis der Arktis kaum geeignet war. Flaherty behalf sich daher oft damit, die Umgebung so umzugestalten, dass ein Dreh unter diesen Umständen überhaupt möglich wurde. Er baute Windschutzvorrichtungen für die Kamera und ließ halbierte Iglus errichten, in die genügend Tageslicht einfiel, um den Alltag in einem Iglu auf der Leinwand zeigen zu können.
3. Es darf nicht übersehen werden, dass auch viele Avantgarde-Regisseur:innen selbst (z. B. Walter Ruttmann, Dziga Vertov) in dieser Zeit Filme drehten, die sich heute als propagandistisch einordnen lassen. Dziga Vertov ging z. B. davon aus, als Regisseur den Auftrag zu haben, zur politischen Erziehung des Publikums beizutragen. Im Dokumentarfilm sah Vertov das perfekte Agitationsmedium, weil nur er in der Lage sei, die Welt umfassend und objektiv einzufangen.
4. Nichols, Bill: Introduction to Documentary, Second Edition. Indiana University Press, 2010.
Eine gute Quelle zu Bill Nichols Schema ist auch die englischsprachige Onlineplattform Masterclass, https://www.masterclass.com/articles/film-documentary-guide (abgerufen am 10.11.2021).
5. Sergej Eisenstein im Gespräch mit Dziga Vertov (1925), cc by sa 3.0, verfügbar unter https://de.wikipedia.org/wiki/Dokumentarfilm (abgerufen am 01.11.2021).
6. © Heinz B. Heller: Bilderwelten - Weltbilder. Dokumentarfilm und Fernsehen. Marburg: Hitzeroth 1990, S. 22.
7. © Robert Flaherty, zit. nach Eva Hohenberger: Bilder des Wirklichen, Berlin: Vorwerk 8, 2000, S. 13.
8. © Peter Krieg: Der Dokumentarfilm – ein Schlafmittel, in: Weiterbildung und Medien 5/1986, S. 35 f.
9. © Trinh T. Minh-Ha, zit. nach Eva Hohenberger: Bilder des Wirklichen, Berlin: Vorwerk 8, 2000, S. 314.
10. © To tell the truth: Agnès Varda über die Produktion von Dokumentarfilm, Interview von David Van Taylor mit Agnès Varda in 2010, vgl. https://www.icarusfilms.com/if-ttt (abgerufen am 09.11.2021).
Luc-Carolin Ziemann studierte Kultur-, Politik- und Medien- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig und Hamburg. Sie arbeitet für verschiedene Filmfestivals, kuratiert Filmprogramme und andere Formate (u .a. für DOK Leipzig, Werkleitz Festival, Westend Festival, Filmfest Dresden, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Filmfestival Heimat Europa, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Kulturstiftung des Bundes). Seit 2009 arbeitet sie auch verstärkt im Vermittlungsbereich, leitet das Filmvermittlungsprogramm von DOK Leipzig, gibt Jugendworkshops, Lehrer:innenfortbildungen und ist Autorin diverser medienpädagogischer Publikationen (u. a. für VISION KINO, kinofenster.de, Deutsche Filmakademie). 2010 schloss sie das berufsbegleitende Masterstudium „Kulturen des Kuratorischen“ an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ab. Als Mitglied der Auswahlkommission von DOK Leipzig ist sie seit 2018 für das Wettbewerbsprogramm mitverantwortlich.
- Lernmodul
- Dokumentarfilm im Unterricht 2
- Artikel
- Glossar zu Bezeichnungen und Formaten des Dokumentarischen
- Lernmodul
- Dokumentarfilm im Unterricht 3
- Lernmodul
- Dokumentarfilm im Unterricht 4