Aufgaben-Set

Reality-TV

Anne-Marie Richter, Dr. Christian Richter

CC BY-SA 4.0/Medienradar, 11/2021

Zielgruppe: Klasse 7/8, Klasse 9/10, Klasse 11/12

Fächeranbindung: Arbeitslehre, Deutsch, Ethik, Kunst, Philosophie

Zielgruppe:
Fächeranbindung:

Kompetenzen:

  • Sich gezielt informieren
    • bei der Bearbeitung von Lern- und Arbeitsaufgaben mediale Quellen gezielt zur Informationsgewinnung und zum Wissenserwerb nutzen
    • Suchstrategien zur Gewinnung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen zielorientiert auswählen und anwenden
  • Eigene Mediennutzung reflektieren
    • sich über Medienerlebnisse austauschen
    • eigenen Mediengebrauch kritisch reflektieren
  • Medienangebote analysieren
    • fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren
    • Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen
  • Mediale Formate produzieren
    • Gestaltungselemente für Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen
    • ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren
    • unter Nutzung erforderlicher Technologien mediale Produkte herstellen
  • In Lernprozessen kommunizieren
    • webbasierte Plattformen zur Kooperation, zum Austausch und zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten nutzen

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer
  • Endgeräte für Schüler:innen für eigenverantwortliche Recherche und Sammlung
  • Endgeräte für Schüler:innen zum Erstellen von Erklärvideos
  • Digitale Austauschplattform für Erklärvideos

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.      Erfahrungen austauschen und sammeln 

Als Annäherung an das Thema und für einen intuitiven Einstieg werden gemeinsam Vertreter des Reality-TV gesammelt. Hierbei können die Schüler:innen auf ihre bisherigen Seherfahrungen zurückgreifen. Es können aber auch gedruckte oder digitale Fernsehzeitungen herangezogen werden.

Aufgabenstellung für Schüler:innen: Welche Sendungen und Formate gehören für euch zum „Reality-TV“?

Die Beiträge der Schüler:innen werden gemeinsam auf einer digitalen Pinnwand gesammelt und nach in der Gruppe ausgehandelten Kriterien sortiert. Hierfür können Anwendungen wie Padlet, Flinga oder das Kanban-Board vom Cryptpad genutzt werden.

Bitte die jeweiligen regionalen datenschutzrechtlichen Bestimmungen beachten und vor der Verwendung mit der für den Datenschutz zuständigen Stelle der Schule sprechen.

2.      Sich positionieren

Die gesammelten Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) werden nun herangezogen, um eine Verbindung zur Erfahrungswelt der Schüler:innen herzustellen. In einem gemeinsamen Unterrichtsgespräch oder in kleinen Gruppen soll diskutiert werden, wie das Nutzungsverhalten der Schüler:innen aussieht.

Nehmen Sie hierbei die Vorlieben der Schüler:innen für bestimmte Formate ernst und verurteilen Sie die Sendungen nicht, auch wenn Ihnen diese missfallen mögen. Dies begünstigt einen offenen und produktiven Austausch.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Welche der gesammelten Formate und Sendungen schaut ihr bzw. welche nicht?
  • Was macht den Reiz an ihnen aus?
  • Was stößt euch ab?
  • Was zieht ihr aus den Sendungen, die ihr schaut?

Mögliche Themen, die hierbei von den Schüler:innen angesprochen werden, könnten sein:

  • Identifikation mit Charakteren
  • Alltagsbezüge
  • Absicherung der eigenen Verhaltensweisen
  • Soziale Flucht

3.      Recherchieren und erläutern

Reality-TV umfasst verschiedene Unterarten, die es sich lohnt, einzeln zu betrachten. Da es keine feste, einheitliche Definition gibt, soll eine Begriffsbestimmung selbst erarbeitet werden. Idealerweise tritt die Lehrkraft in diesem Prozess als Lernbegleitung auf und gibt lediglich Impulse oder Ratschlage.

In Kleingruppen werden Begriffe recherchiert und zusammengetragen. Anschließend sollen die Erkenntnisse der Gruppen jeweils in einem einfachen Erklärvideo für die Mitschüler:innen erläutert werden. Auch hier tritt die Lehrkraft idealerweise in unterstützender Weise als Lernbegleitung auf.

Aufgabenstellung für Schüler:innen:
Setzt euch mit je einer der folgenden Varianten von Reality-TV auseinander und erläutert diese euren Mitschüler:innen in einem kurzen Video (ca. 5 Minuten):



  • Scripted Reality

  • Dokutainment/Dokusoap

  • Reality-Show

Leitfragen hierbei können sein:

  • Was bedeuten die Begriffe?
  • Welche Beispiele aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) lassen sich den Begriffen zuordnen? Warum?
  • Was sind typische Merkmale der zugehörigen Formate? Worin unterscheiden sie sich von anderen Sendungen?
  • Warum ist es möglich, dass einige Zusehende die in den Formaten dargestellten Ereignisse für „echt“ halten?
  • Welche Formen des Reality-TV zählen zu den dokumentarischen Formaten und welche nicht?

Liegen verschiedene Definitionen von mehreren Gruppen vor, können diese diskutiert und zusammengefasst werden. Wenn alle Arbeitsergebnisse präsentiert wurden, sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Formen herausgearbeitet werden.

Tipps für die Produktion von Erklärvideos:



Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Anhaltspunkte für mögliche Begriffsbestimmungen und Merkmale sind in folgenden Texten zu finden.





4.      Reflektieren

Mit den Arbeitsergebnissen aus der dritten Teilaufgabe (Recherchieren und Erläutern) im Kopf werden die Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) noch einmal angesehen und gemeinsam reflektiert.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Inwiefern seht ihr die Formate und Sendungen nun in einem anderen Licht?
  • Welche Beispiele wollt ihr euch auch weiterhin ansehen?
  • Warum gibt es so viele solcher Sendungen und Formate?
  • Was glaubt ihr, warum mögen viele andere Menschen diese Shows?

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Weitere Anhaltspunkte für die Motive der Jugendlichen sind folgenden Texten zu entnehmen.

Kompetenzen:

  • Mediale Formate produzieren 
    • Gestaltungselemente für ihre Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen
    • ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren
    • Gestaltungsprozesse von der Idee bis zur Umsetzung darstellen
    • unter Nutzung erforderlicher Technologien (multi-)mediale Produkte einzeln und in der Gruppe herstellen 
  • Medienangebote analysieren 
    • fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren 
    • Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen 

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer 
  • Ggf. Textausschnitte bzw. Bücher  
  • Endgeräte für Schüler:innen für eigenverantwortliche Recherche und Sichtung 
  • Endgeräte für Schüler:innen zum Erstellen von Videos 
  • Ggf. digitale Austauschplattform für Videos 

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.      Merkmale finden

Die Schüler:innen bilden selbstorganisiert Kleingruppen und rekapitulieren (basierend auf A 1 – Die bunte Welt des Reality-TV) oder recherchieren typische Vertreter und Merkmale von Sendungen des Scripted Reality und die darin genutzten Gestaltungsmittel. Ihre Ergebnisse notieren sie für sich.

Zum Abgleich können die Gruppenergebnisse im Plenum diskutiert werden. Alternativ bilden Vertreter:innen aus jeder Gruppe jeweils neue Gruppen, tauschen sich darin über ihre jeweiligen Erkenntnisse aus und kehren mit diesen Eindrücken in ihre ursprünglichen Gruppen zurück. Am Ende dieses Prozesses sollte jeder Gruppe eine Liste an typischen Merkmalen und Gestaltungsmitteln vorliegen. 

Mögliche Lösungen können hierbei sein: 

  • Zeigen scheinbar alltäglicher Situationen 
  • Handlung geprägt von Eskalation 
  • Auftreten von streitenden Figuren 
  • Verwendung von Alltagssprache 
  • Übertreibung der Darstellungen von Personen und Ereignissen 
  • Ergänzung durch Off-Kommentare 
  • Nutzung von Einzelinterviews 
  • Wiederholung von Aussagen 
  • Einsatz von dramatisierender Musik 
  • Nutzung wackeliger Kamerabilder 
  • Natürliches Licht (keine aufwendige Produktion) 
  • Natürliche Orte (keine Studios) 
  • … 

Anschließend können die Schüler:innen diejenigen Merkmale kennzeichnen, die sich aus dem Dokumentarischen heraus entwickelt haben und in die Gestaltung von Scripted Reality Eingang finden. Diese Aufgabe soll dafür sensibilisieren, zu erkennen, dass Scripted Reality zwar mit typischen filmgestalterischen Mitteln des Dokumentarischen arbeitet, aber nicht zu den dokumentarischen Formen gehört, sondern ein fiktionales Format ist.

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Anhaltspunkte für mögliche Begriffsbestimmungen und Merkmale sind in folgenden Texten zu finden: 

2.      Scripted-Reality-Sendung produzieren

In Kleingruppen soll nun eine eigene Szene im Stil einer Scripted-Reality-Sendung entstehen. Hierbei kann beispielsweise Berlin – Tag & Nacht als ästhetisches Vorbild genutzt werden. Als Grundlage soll dafür der Anfang des Films Harry Potter und der Stein der Weisen (2001) dienen, der entsprechend umgeformt werden soll.

Beispiel für Ausgangsmaterial:
Harry Potter und der Stein der Weisen HD deutsch Anfangs Szene (Leon Sirin, YouTube, 05/2021), Länge: 2:08 min.

Beispiel für Szene einer Scripted-Reality-Sendung:
Tonis Horror-Geburtstagsgeschenk! 😨😩😰 (Berlin - Tag & Nacht, YouTube, 01/2021), Länge: es reicht, den Clip bis 02:19 min. anzusehen!

Die Aufgabe der Schüler:innen besteht nun darin, die dargestellte Handlung aus Harry Potter neu zu verfilmen, sie aber im Stil einer Scripted-Reality-Sendung zu inszenieren. Dabei orientieren sie sich an den zuvor gesammelten typischen Merkmalen und Gestaltungsmitteln sowie an der Beispielszene von Berlin – Tag & Nacht. Das Ergebnis sollte eine Länge von 2 bis 5 Minuten haben. Idealerweise tritt die Lehrkraft in diesem Prozess als Lernbegleitung auf und gibt lediglich Impulse oder Ratschlage.

In der Vorbereitung der Dreharbeiten besprechen sie:

  • Welche Figuren wollen sie übernehmen und welche können weggelassen werden?
  • Wie müssen die Dialoge verändert werden? Wie muss die Szene gefilmt werden?
  • Wo soll sie nun spielen? Welche Figur(en) drückt/drücken ihre Gefühle durch ein Interview/Einzelstatement aus?

Sind diese Fragen geklärt, können sie nun den Ablauf der Szene besprechen und überlegen, was die Figuren in welcher Reihenfolge tun und sagen. Hierbei soll ausdrücklich kein exaktes Drehbuch entstehen, weil auch bei der Produktion der Vorlagen die Dialoge in der Regel improvisiert sind. Hieraus speist sich nicht zuletzt der hohe Authentizitätsgrad.

Nun erstellen die Schüler:innen einen kleinen Drehplan und überlegen, welche Orte und Requisiten sie vor dem Dreh vorbereiten müssen. Soll Musik eingesetzt werden?

Jetzt kann der Dreh mit einfachen Kameras, Smartphones oder Tablets beginnen. Sollte eine Nachbearbeitung nötig sein (zum Beispiel Schnitt), lässt sich dies leicht auf dem Smartphone oder Tablet umsetzen.

In der Regel werden für die Umsetzung nur zwei bis drei Aufnahmen benötigt (eine Aufnahme von der Geburtstagsparty und ein bis zwei ergänzende Interviewszenen, in denen bspw. Harry Potter oder Dudley Dursley ihre Gefühle ausdrücken).

Wichtig:

Bei der Aufgabe steht nicht die Perfektion der Ergebnisse im Vordergrund. Daher soll aus ihr ausdrücklich kein aufwendiges Filmprojekt erwachsen. Das Ziel liegt vielmehr darin, dass durch die Imitation und die dafür nötige intensive Auseinandersetzung mit der Vorlage die Mechanismen und die Inszeniertheit von Scripted-Reality-Sendungen (quasi unbemerkt und ohne didaktischen Zeigefinger) in den Blick der Schüler:innen geraten.

Unterstützende Materialien für die Produktion von Videos:

Varianten:

Alternativ können sich die Schüler:innen auch eigene Filmszenen heraussuchen, die sie abwandeln möchten. Denkbar wäre es ebenso, dass sie für Figuren aus ihren Lieblingsbüchern eine kleine Handlung erfinden oder von dort Passagen adaptieren. Natürlich kann auch die Lehrkraft einen Stoff oder eine Szene vorschlagen. Dann bietet es sich an, auf ein Werk zurückzugreifen, das ohnehin gerade im (Sprach-)Unterricht behandelt wird.

Beim Heraussuchen der Ausgangsszene sollte darauf geachtet werden, dass in ihr mehrere Personen an nur einem Ort aufeinandertreffen und in einer alltäglichen Situation miteinander sprechen. Idealerweise entwickelt sich zwischen ihnen ein kleiner Konflikt. Größere Spezialeffekte sollten vermieden werden.

Diese Varianten sind in ihrer Umsetzung deutlich komplexer und verlangen von den Schüler:innen ein hohes Abstraktionsvermögen.

3.      Filmpremiere

Sind die Filmszenen fertig, kann jede Gruppe ihr Ergebnis vor der Klasse präsentieren. Gemeinsam kann die Form der Präsentation besprochen werden (z. B. Kino-Stunde).

Im Anschluss erfolgt ein Austausch, in dem die Ergebnisse, der jeweilige Arbeitsprozess und die veränderte Wirkung des Ausgangsmaterials reflektiert werden.

Kompetenzen:

  • Sich gezielt informieren
    • bei der Bearbeitung von Lern- und Arbeitsaufgaben mediale Quellen gezielt zur Informationsgewinnung und zum Wissenserwerb nutzen
    • Suchstrategien zur Gewinnung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen zielorientiert auswählen und anwenden
  • Eigene Mediennutzung reflektieren
    • sich über Medienerlebnisse austauschen
    • eigenen Mediengebrauch kritisch reflektieren
  • Medienangebote analysieren
    • fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren
    • Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen
  • Mediale Formate produzieren
    • Gestaltungselemente für Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen
    • ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren
    • unter Nutzung erforderlicher Technologien mediale Produkte herstellen
  • In Lernprozessen kommunizieren
    • webbasierte Plattformenzur Kooperation, zum Austausch und zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten nutzen

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer
  • Endgeräte für Schüler:innen für eigenverantwortliche Recherche und Sammlung
  • Endgeräte für Schüler:innen zum Erstellen von Videos (ggf. plus Licht & Ton)
  • Digitale Austauschplattform für Videos

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.      Erfahrungen austauschen und sammeln

Als Annäherung an das Thema und für einen intuitiven Einstieg werden gemeinsam Vertreter des Reality-TV gesammelt. Hierbei können die Schüler:innen auf ihre bisherigen Seherfahrungen zurückgreifen. Es können aber auch gedruckte oder digitale Fernsehzeitungen sowie die Playlist: Authentizität, Vielfalt, Wettbewerb – Aktuelle nonfiktionale Formate im linearen und nonlinearen TV herangezogen werden.

Aufgabenstellung für Schüler:innen: Welche Sendungen und Formate gehören für euch zum „Reality-TV“?

Die Beiträge der Schüler:innen werden gemeinsam auf einer digitalen Pinnwand gesammelt und nach in der Gruppe ausgehandelten Kriterien sortiert. Hierfür können Anwendungen wie Padlet, Flinga oder das Kanban-Board vom Cryptpad genutzt werden.

Bitte die jeweiligen regionalen datenschutzrechtlichen Bestimmungen beachten und vor der Verwendung mit der für den Datenschutz zuständigen Stelle der Schule sprechen.

2.      Sich positionieren

Die gesammelten Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) werden nun herangezogen, um eine Verbindung zur Erfahrungswelt der Schüler:innen herzustellen. In einem gemeinsamen Unterrichtsgespräch oder in kleinen Gruppen soll diskutiert werden, wie das Nutzungsverhalten der Schüler:innen aussieht.

Nehmen Sie hierbei die Vorlieben der Schüler:innen für bestimmte Formate ernst und verurteilen Sie die Sendungen nicht, auch wenn Ihnen diese missfallen mögen. Dies begünstigt einen offenen und produktiven Austausch.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Welche der gesammelten Formate und Sendungen schaut ihr bzw. welche nicht?
  • Was macht den Reiz an ihnen aus?
  • Was stößt euch ab?
  • Was zieht ihr aus den Sendungen, die ihr schaut?

Mögliche Themen, die hierbei von den Schüler:innen angesprochen werden, könnten sein:

  • Identifikation mit Charakteren
  • Alltagsbezüge
  • Absicherung der eigenen Verhaltensweisen
  • Soziale Flucht

3.      Recherchieren und erläutern

Reality-TV umfasst verschiedene Unterarten, die es sich lohnt, einzeln zu betrachten. Da es keine feste, einheitliche Definition gibt, soll eine Begriffsbestimmung selbst erarbeitet werden. Idealerweise tritt die Lehrkraft in diesem Prozess als Lernbegleitung auf und gibt lediglich Impulse oder Ratschläge.

In Kleingruppen werden Begriffe recherchiert und zusammengetragen. Anschließend sollen die Erkenntnisse der Gruppen jeweils in einem kurzen Video für die Mitschüler:innen dargestellt werden. Hierbei soll das Video im Stil von Reality-TV und unter Anwendung typischer Gestaltungsmittel produziert werden. Auch hier tritt die Lehrkraft idealerweise in unterstützender Weise als Lernbegleitung auf.

Aufgabenstellung für Schüler:innen:
Setzt euch mit je einer der folgenden Varianten von Reality-TV auseinander und erläutert diese euren Mitschüler:innen in einem kurzen Video (ca. 5 Minuten). Das Video soll im Stil von Reality-TV und unter Anwendung typischer Gestaltungsmittel produziert werden:



  • Scripted Reality

  • Dokutainment/Dokusoap

  • Reality-Show

Leitfragen hierbei können sein:

  • Was bedeuten die Begriffe?
  • Welche Beispiele aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen Austauschen und Sammeln) lassen sich den Begriffen zuordnen? Warum?
  • Was sind typische Merkmale der zugehörigen Formate? Worin unterscheiden sie sich von anderen Sendungen?
  • Warum sind einige Formate insb. in Fragen des Jugendschutzes umstritten?
  • Welche Formen des Reality-TV zählen zu den dokumentarischen Formaten und welche nicht?

Liegen verschiedene Definitionen von mehreren Gruppen vor, können diese diskutiert und zusammengefasst werden. Wenn alle Arbeitsergebnisse präsentiert wurden, sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Formen herausgearbeitet werden.

Unterstützende Materialien für die Produktion von Videos:

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Anhaltspunkte für mögliche Begriffsbestimmungen und Merkmale sind in folgenden Texten zu finden.





4.      Reflektieren

Mit den Arbeitsergebnissen aus der dritten Teilaufgabe (Recherchieren und Erläutern) im Kopf werden die Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) noch einmal angesehen und gemeinsam reflektiert.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Inwiefern seht ihr die Formate und Sendungen nun in einem anderen Licht?
  • Welche Beispiele wollt ihr euch auch weiterhin ansehen?
  • Könnt ihr euch vorstellen, an einem der besprochenen Formate teilzunehmen (ggf. an welchem und warum)? 
  • Warum gibt es so viele solcher Sendungen und Formate?
  • Was können Gründe von anderen Menschen dafür sein, sich Formate des Reality-TV anzusehen?

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Weitere Anhaltspunkte für die Motive der Jugendlichen sind folgenden Texten zu entnehmen.

Kompetenzen:

  • Medienangebote analysieren
    • die Vielfalt des aktuellen Medienangebots analysieren
    • Medien als Wirtschaftsfaktor verstehen
  • mediengestützt präsentieren
    • multimediale Gestaltungselemente für eine Präsentation kriterienorientiert auswählen und ihre Auswahl reflektieren
    • die für die Präsentation erforderlichen Rahmenbedingungen herstellen, Medientechnologien auswählen und diese sachgerecht bedienen

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer
  • Ggf. Materialien für die Gestaltung von analogen Präsentationen
  • Ggf. Endgeräte für Schüler:innen für Erstellung von Präsentationen

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.     Varianten finden

Die Schüler:innen bilden selbstorganisiert Kleingruppen und rekapitulieren (basierend auf A 1 – Die bunte Welt des Reality-TV) oder recherchieren Unterarten und typische Vertreter von Sendungen des Reality-TV. Sie überlegen außerdem, mit welchen Themen sich die Sendungen befassen. Ihre Ergebnisse notieren sie für sich.

Zum Abgleich können die Gruppenergebnisse im Plenum diskutiert werden. Alternativ bilden Vertreter:innen aus jeder Gruppe jeweils neue Gruppen, tauschen sich darin über ihre jeweiligen Erkenntnisse aus und kehren mit diesen Eindrücken in ihre ursprüngliche Gruppen zurück. Am Ende dieses Prozesses sollte jeder Gruppe eine Liste an Unterarten und typischen Vertretern sowie deren Themen vorliegen haben.

Mögliche Lösungen können hierbei sein:

  • Dokutainment/Dokusoap
    • Frauentausch (Alltägliche Probleme von Familien)
    • Die Wollnys – Eine schrecklich große Familie (Alltägliche Probleme von Familien)
    • Schwiegertochter gesucht (Partner:innensuche)
  • Reality-Show
    • Love Island (Partner:innensuche)
    • Ich bin ein Star, holt mich hier raus! (Kandidat:innen im Wettstreit)
    • Germany’s Next Topmodel (Modells bei der Arbeit, Kandidat:innen im Wettstreit)
    • Sommerhaus der Stars (Kandidat:innen im Wettstreit)
    • The Circle (Kandidat:innen im Wettstreit)
  • Scripted Reality (wichtig: Scripted Reality arbeitet zwar mit dokumentarischen Gestaltungsmitteln, wird aber nicht als dokumentarisch eingeordnet)
    • Auf Streife (Polizist:innen bei der Arbeit)
    • Berlin – Tag & Nacht (Alltägliche Probleme von jungen Menschen)
    • Krass Schule – Die jungen Lehrer (Lehrer:innen bei der Arbeit)

2.      Formatentwicklung

In Kleingruppen soll nun ein eigenes Sendungsformat aus dem Bereich Reality-TV erdacht werden. Dabei orientieren sich die Schüler:innen an den zuvor gesammelten Unterarten und typischen Vertretern.

Ziel ist es, die fiktiven Programmverantwortlichen eines Fernsehsenders oder eines Streamingdienstes von der Idee so zu begeistern, dass diese das Format umsetzen wollen.

Diese Aufgabe übernehmen stellverstretend die Mitschüler:innen. Daher werden die fertigen Konzepte vor der Klasse präsentiert. Die Mitschüler:innen entscheiden dann gemeinsam, welche Ideen realisiert werden.

Mögliche Aufgabenstellung für die Schüler:innen:

Entwickelt gemeinsam eine neue Sendung und versucht, einen Sender davon zu überzeugen, diese umzusetzen.

Die neue Sendung soll folgende Kriterien erfüllen:

Genre: Reality-TV
Länge: 6 Folgen á 45 Minuten
Zielgruppe: vor allem Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren

Bei der Entwicklung der Formate tragen die Schüler:innen in ihren Gruppen ihre Ideen zusammen und handeln diese gemeinsam aus. Idealerweise tritt die Lehrkraft in diesem Prozess als Lernbegleitung auf und gibt lediglich Impulse oder Ratschlage.
Hierbei können sich die Schüler:innen an folgenden Leitfragen orientieren:

  • Welche Themen könnten die Zielgruppe interessieren?
  • Welche bereits existierenden Sendungen gefallen der Zielgruppe?
  • Welches Thema soll die neue Sendung beinhalten? (z. B. Dating oder Berufsalltag)
  • In welchem Umfeld findet die Sendung statt? (z. B. Großstadt, Bauernhof, Dschungel)
  • Wer soll an der Sendung teilnehmen? (z. B. bestimmte Berufsgruppen, Prominente, Personen mit bestimmten Eigenschaften)
  • Gibt es etwas zu gewinnen oder eine Belohnung?
  • Welcher Unterart von Reality-TV soll die Sendung zugeordnet werden? (z. B. Reality-Show, Dokusoap, Scripted Reality)

Zuletzt werden die Ideen in geeigneter Weise visualisiert. Dies kann mithilfe eines Plakats/Flipcharts, eines Videos oder mithilfe von Power-Point-Folien erfolgen. Hier können die Schüler:innen alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen.

3.      Pitch

Sind die Formate entwickelt, kann jede Gruppe ihr Ergebnis vor der Klasse präsentieren. Hierbei wird die Situation eines branchenüblichen „Pitches“ nachgestellt, bei der eine Idee in nur wenigen Minuten erläutert wird.

Für ihre Vorstellung hat jede Gruppe maximal 5 Minuten Zeit. Auf die Einhaltung der Zeit ist streng zu achten. Im Anschluss sind drei Rückfragen aus der Klasse gestattet. 

Für eine überzeugende Präsentation ist es hilfreich, wenn die Konzepte …

  • die gewählte Unterart von Reality-TV und das Thema schnell deutlich machen,
  • die Grundidee der Sendung leicht verständlich ist (idealerweise lässt sie sich in drei Sätzen erklären),
  • der Reiz der Sendung möglichst plastisch veranschaulicht wird (z. B. durch Bilder, beispielhafte Szenen, vorgespielte Dialoge),
  • das Format möglichst auf die Zielgruppe ausgerichtet ist.

Während ihres Pitches kann jede Gruppe auf ihre Visualisierung zurückgreifen und alle Möglichkeiten nutzen, um das Publikum (die Klasse) für sich zu begeistern.

Sind alle Präsentationen erfolgt, entscheiden die Programmverantwortlichen (die Klasse) gemeinsam, welche Ideen derart überzeugen konnten, dass sie umgesetzt werden sollen. Hierbei muss nicht nur ein Konzept ausgewählt werden, es können auch zwei oder drei genommen werden. Die Lehrkraft hat darauf zu achten, dass die Bewertung der Mitschüler:innen stets wertschätzend erfolgt.

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: 

Kompetenzen:

  • Sich gezielt informieren
    • bei der Bearbeitung von Lern- und Arbeitsaufgaben mediale Quellen gezielt zur Informationsgewinnung und zum Wissenserwerb nutzen
    • Suchstrategien zur Gewinnung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen zielorientiert auswählen und anwenden
  • Eigene Mediennutzung reflektieren
    • sich über Medienerlebnisse austauschen
    • eigenen Mediengebrauch kritisch reflektieren
  • Medienangebote analysieren
    • fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren
    • Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen
  • Mediale Formate produzieren
    • Gestaltungselemente für Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen
    • ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren
    • unter Nutzung erforderlicher Technologien mediale Produkte herstellen
  • In Lernprozessen kommunizieren
    • webbasierte Plattformenzur Kooperation, zum Austausch und zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten nutzen

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer
  • Endgeräte für Schüler:innen für eigenverantwortliche Recherche, Sammlung und Erstellung der audiovisuellen Lerneinheiten
  • Digitale Austauschplattform für Videos

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.      Erfahrungen austauschen und sammeln

Als Annäherung an das Thema und für einen intuitiven Einstieg werden gemeinsam Vertreter des Reality-TV gesammelt. Hierbei können die Schüler:innen auf ihre bisherigen Seherfahrungen zurückgreifen. Es kann aber auch die Playlist: Authentizität, Vielfalt, Wettbewerb – Aktuelle nonfiktionale Formate im linearen und nonlinearen TV herangezogen werden.

Aufgabenstellung für Schüler:innen: Welche Sendungen und Formate gehören für Euch zum „Reality-TV“?

Die Beiträge der Schüler:innen werden gemeinsam auf einer digitalen Pinnwand gesammelt und nach in der Gruppe ausgehandelten Kriterien sortiert. Hierfür können Anwendungen wie Padlet, Flinga oder das Kanban-Board vom Cryptpad genutzt werden.

Bitte die jeweiligen regionalen datenschutzrechtlichen Bestimmungen beachten und vor der Verwendung mit der für den Datenschutz zuständigen Stelle der Schule sprechen.

2.      Sich positionieren

Die gesammelten Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) werden nun herangezogen, um eine Verbindung zur Erfahrungswelt der Schüler:innen herzustellen. In einem gemeinsamen Unterrichtsgespräch oder in kleinen Gruppen soll diskutiert werden, wie das Nutzungsverhalten der Schüler:innen aussieht.

Nehmen Sie hierbei die Vorlieben der Schüler:innen für bestimmte Formate ernst und verurteilen Sie die Sendungen nicht, auch wenn Ihnen diese missfallen mögen. Dies begünstigt einen offenen und produktiven Austausch.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Welche der gesammelten Formate und Sendungen schaut ihr bzw. welche nicht?
  • Was macht den Reiz an ihnen aus?
  • Was stößt euch ab?
  • Was zieht ihr aus den Sendungen, die ihr schaut?

Mögliche Themen, die hierbei von den Schüler:innen angesprochen werden, könnten sein:

  • Identifikation mit Charakteren
  • Alltagsbezüge
  • Absicherung der eigenen Verhaltensweisen
  • Soziale Flucht

3.      Recherchieren und erläutern

Reality-TV umfasst verschiedene Unterarten, die es sich lohnt, einzeln zu betrachten. Da es keine feste, einheitliche Definition gibt, soll eine Begriffsbestimmung selbst erarbeitet werden. Idealerweise tritt die Lehrkraft in diesem Prozess als Lernbegleitung auf und gibt lediglich Impulse oder Ratschläge.

In Kleingruppen werden Begriffe recherchiert und zusammengetragen. Anschließend sind die Erkenntnisse der Gruppen jeweils in einer interaktiven Lerneinheit zusammenzutragen (z. B. mithilfe der Anwendung Learning Snacks). Die Einheiten sollten neben einer kurzen Erläuterung (z. B. durch ein gefundenes oder selbstproduziertes Video oder einen geeigneten Text) auch eine Wiederholung der wichtigsten Aspekte in Form einer Abfrage umfassen. Die Überprüfung erfolgt in einem Peer-To-Peer-Verfahren, in dem die Schüler:innen ihre Lerneinheiten gegenseitig durchspielen. Auch hier tritt die Lehrkraft idealerweise in unterstützender Weise als Lernbegleitung auf.

Aufgabenstellung für Schüler:innen:
Setzt euch mit je zwei der folgenden Varianten von Reality-TV auseinander und erstellt dazu eine interaktive Lerneinheit (z. B. mithilfe der Anwendung Learning Snacks):

  • Scripted Reality

  • Dokutainment/Dokusoap

  • Reality-Show
  • Factual Entertainment
  • True Crime
  • Mockumentary

Die Lerneinheit sollte umfassen: 

  • einen erklärenden Teil, der die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Formate erläutert (z. B. durch Videos oder Texte) und die Unterschiede zwischen beiden Varianten verdeutlicht,
  • einen Wiederholungsteil, in dem zentrale Aspekte zur Festigung abgefragt werden.

Leitfragen hierbei können sein:

  • Was bedeuten die Begriffe?
  • Welche Beispiele aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) lassen sich den Begriffen zuordnen? Warum?
  • Was sind typische Merkmale der zugehörigen Formate? Worin unterscheiden sie sich von anderen Sendungen?
  • Warum sind einige Formate insbesondere in Fragen des Jugendschutzes umstritten?
  • Welche Formen des Reality-TV zählen zu den dokumentarischen Formaten und welche nicht?

Liegen verschiedene Definitionen von mehreren Gruppen vor, können diese diskutiert und zusammengefasst werden. Wenn alle Arbeitsergebnisse präsentiert wurden, sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Formen herausgearbeitet werden.

Tipps zur Nutzung von Learning Snacks:

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Anhaltspunkte für mögliche Begriffsbestimmungen und Merkmale sind in folgenden Texten zu finden.





4.      Reflektieren

Mit den Arbeitsergebnissen aus der dritten Teilaufgabe (Recherchieren und Erläutern) im Kopf werden die Beispielformate aus der ersten Teilaufgabe (Erfahrungen austauschen und sammeln) noch einmal angesehen und gemeinsam reflektiert.

Mögliche Fragestellungen für die Schüler:innen:

  • Inwiefern seht ihr die Formate und Sendungen nun in einem anderen Licht?
  • Welche Beispiele wollt ihr euch auch weiterhin ansehen?
  • Warum gibt es so viele solcher Sendungen und Formate?
  • Welche Motive könnten anderen Menschen dazu bewegen, sich Formate des Reality-TV anzusehen?
  • Inwiefern können diese Sendungen als „Guilty Pleasure“ dienen?

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte: Weitere Anhaltspunkte für die Motive der Jugendlichen sind folgenden Texten zu entnehmen.

Kompetenzen:

  • Mediale Formate produzieren
    • Gestaltungselemente für ihre Medienproduktion kriterienorientiert auswählen und sie sachgerecht einsetzen
    • ästhetische Gestaltungskriterien sachgerecht anwenden und ihre Wirkung reflektieren
    • Gestaltungsprozesse von der Idee bis zur Umsetzung darstellen
    • unter Nutzung erforderlicher Technologien (multi-)mediale Produkte einzeln und in der Gruppe herstellen
  • Medienangebote analysieren
    • fiktionale und nicht-fiktionale Medienformate untersuchen und deren Konvergenz diskutieren
    • Gestaltungselemente medialer Angebote untersuchen

Material:

  • Tafel/Whiteboard, ggf. Beamer
  • Textausschnitte bzw. Bücher 
  • Endgeräte für Schüler:innen für eigenverantwortliche Recherche und Sichtung
  • Endgerät für Schüler:innen zum Erstellen von Videos
  • Ggf. digitale Austauschplattform für Videos

Möglicher Ablauf und didaktische Hinweise:

1.      Merkmale finden

Die Schüler:innen bilden selbstorganisiert Kleingruppen und rekapitulieren (basierend auf A 1 – Die bunte Welt des Reality-TV) oder recherchieren typische Vertreter und Merkmale von Sendungen des True Crime sowie die darin genutzten Gestaltungsmittel. Ihre Ergebnisse notieren sie für sich.

Zum Abgleich können die Gruppenergebnisse im Plenum diskutiert werden. Alternativ bilden Vertreter:innen aus jeder Gruppe jeweils neue Gruppen, tauschen sich darin über ihre jeweiligen Erkenntnisse aus und kehren mit diesen Eindrücken in ihre ursprüngliche Gruppen zurück. Am Ende dieses Prozesses sollte jeder Gruppe eine Liste an typischen Merkmalen und Gestaltungsmitteln vorliegen.

Mögliche Lösungen können hierbei sein:

  • Zur Narration:
    • Handlung beginnt meist mit der Tat
    • Tatverlauf wird rückwirkend rekonstruiert
    • Suche nach Motiv und/oder Täter:innen
    • am Ende steht die Auflösung (Gefängnisstrafe des Täters oder weitere Suche nach Tatverdächtigen)
  • Zu den üblichen Stilmitteln:
    • Verwendung von Tatortfotos und anderem Bildmaterial aus der Ermittlung (beispielsweise Videos aus Überwachungskameras)
    • Verwendung von Porträtbildern der Opfer aus früheren Tagen
    • Einsatz von Interviews mit Zeitzeugen, Angehörigen der Opfer, Journalist:innen und Ermittler:innen
    • Nutzung von nachgestellten Szenen (Reenactment)
    • Verwendung von symbolischen Bildern (Tatwaffe, Täter und Tatort)
    • Einsatz von Musik zur Dramatisierung
    • Erzählung erfolgt in Form von Off-Kommentaren
    • Wechsel von Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen
    • Einspielen von Notruf-Aufnahmen
    • Einsatz von Zeitlupe und Wiederholungen
    • Texteinblendungen zu Zeit und Ort des Geschehens

Unterstützende Materialien für Lehrkräfte:
Anhaltspunkte für Merkmale und Gestaltungsmittel sind in folgenden Quellen zu finden:

2.      Eine Szene des Genres True Crime produzieren

In Kleingruppen soll nun eine eigene Szene im Stil einer True-Crime-Doku entstehen. Als Grundlage dient dafür ein literarisches Werk (z. B. Romeo und Julia), das entsprechend umgeformt werden soll.

Die Auswahl der Vorlage kann durch die Lehrkraft vorgegeben oder von den Schüler:innen eigenverantwortlich festgelegt werden. Es bietet sich in beiden Fällen an, auf ein Werk zurückzugreifen, das ohnehin gerade im (Sprach‑)Unterricht behandelt wird. Beim Heraussuchen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass es mit einem Verbrechen (z. B. Mord oder Selbstmord) endet, dessen Tathergang rekonstruiert werden kann.

Literarische Vorlagen, die sich für eine Umsetzung als True-Crime-Doku anbieten, sind:

  • Romeo und Julia
  • Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
  • Das Kalte Herz
  • Das Parfum
  • Die Physiker
  • Kabale und Liebe

Die Aufgabe der Schüler:innen besteht nun darin, die Handlung aus der Vorlage neu zu verfilmen, sie aber im Stil einer True-Crime-Doku zu inszenieren. Dabei orientieren sie sich an den zuvor gesammelten typischen Merkmalen und Gestaltungsmitteln sowie existierenden Beispielen. Um den Aufwand zu begrenzen, sollte das Ergebnis eine Länge von 15 Minuten nicht übersteigen.

In der Vorbereitung der Dreharbeiten besprechen sie, welche Figuren sie in die Dokumentation übernehmen wollen, welche sie weglassen können und welche hinzukommen müssen (z. B. Ermittler:innen, Spurensicherung etc.). Wie sieht der Tatort aus? Welche Handlungsverläufe sind für die Aufklärung des Verbrechens relevant? Welche Figur kennt welchen Handlungsverlauf und kann als Augenzeuge interviewt werden? In welcher Reihenfolge verkettet man die Hinweise, damit die Doku spannend bleibt? Welche Szenen sollten nachgestellt werden? Wie lautet das Ergebnis der Ermittlungen? Wird der Fall aufgeklärt?

Sind diese Fragen geklärt, können die Schüler:innen nun den Ablauf der Szene besprechen und überlegen, welche Szenen in welcher Weise gedreht werden müssen. Auf dieser Basis erstellen sie einen kleinen Drehplan und überlegen, welche Orte und Requisiten vor dem Dreh vorbereitet werden müssen. Soll Musik eingesetzt werden? 

Jetzt kann der Dreh mit einfachen Kameras, Smartphones oder Tablets beginnen. Da wahrscheinlich viele Aufnahmen gemacht und miteinander montiert werden müssen, empfiehlt sich der anschließende Schnitt auf einem Desktop-PC mit einem entsprechenden Programm. Eine Nachbearbeitung ist jedoch ebenso auf Smartphone und Tablet möglich, wenngleich das Handling dort unkomfortabler sein dürfte.

Wichtig: Bei der Aufgabe steht nicht die Perfektion der Ergebnisse im Vordergrund. Daher soll aus ihr ausdrücklich kein aufwendiges Filmprojekt erwachsen. Das Ziel liegt vielmehr darin, dass durch die Imitation und die dafür nötige intensive Auseinandersetzung mit der Vorlage die Mechanismen und die Inszeniertheit von True-Crime-Dokus (quasi unbemerkt und ohne didaktischen Zeigefinger) in den Blick der Schüler:innen geraten.

Unterstützende Materialien für die Produktion von Videos:

3.      Filmpremiere

Sind die Filmszenen fertig, kann jede Gruppe ihr Ergebnis vor der Klasse präsentieren. Gemeinsam kann die Form der Präsentation besprochen werden (z. B. Kino-Stunde).

Im Anschluss erfolgt ein Austausch, in dem die Ergebnisse, der jeweilige Arbeitsprozess und die veränderte Wirkung des Ausgangsmaterials reflektiert werden.

Entwickelt von

Anne-Marie Richter, geb. 1989, ist Kindheitspädagogin B.A. mit inklusivem Schwerpunkt. Sie hat an Grundschulen in Großbritannien und Deutschland gearbeitet und Kindertageseinrichtungen in Berlin und Potsdam geleitet. Zudem bietet sie Fortbildungen im Bereich der frühkindlichen Medienbildung an. Ihr ist es wichtig, dass die Herausbildung von Medienkompetenzen als Voraussetzung für jegliche Teilhabe an einer maßgeblich von (digitalen) Medien geprägten Welt bereits in Kindertagesstätten begonnen wird. Darüber hinaus macht sie sich für einen gezielten Einsatz von (digitalen) Medien stark, mit dem individuelle Ressourcen herausgefordert oder ausgeglichen werden können. Für sie ergänzen sich Medienbildung und Inklusion zu einem ganzheitlichen Bildungsansatz.

[Bild: privat|
Entwickelt von

Christian Richter (Dr. phil.), geb. 1981, ist Medienwissenschaftler und Referent für Medienbildung. Ihn bewegt die Frage, wie sich die Themen Medienwissenschaft und Bildung zusammenbringen und in eine medienwissenschaftlich-fundierte Medienbildung überführen lassen. Dabei beschäftigt er sich mit aktuellen Entwicklungen und Formen der Kommunikation im digitalen Raum, aus denen er Anregungen für zeitgemäße Lernsettings ableitet. Seine weiteren Arbeitsschwerpunkte sind die Theorie und Programmgeschichte des Fernsehens, Mechanismen, Strategien und Ästhetik von On-Demand-Angeboten, Populäre Serialität und die Medialität von Achterbahnen.

[Bild: privat]
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