Lernmodul

Wie ein Dokumentarfilm entsteht

Dokumentarfilm im Unterricht 3

Luc-Carolin Ziemann

CC BY-SA 4.0 / Herausgeber: Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen, Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg, VISION KINO, 12/2021

Das Lehrmaterial Dokumentarfilm im Unterricht ist ein modularer Baukasten zur pädagogischen Adaption.

Das Modul 3 Wie ein Dokumentarfilm entsteht gewährt einen „Blick hinter die Kulissen“ und beschreibt zunächst die Phasen und typischen Abläufe einer professionellen Dokumentarfilmproduktion von der ersten Idee bis zum fertigen Film. Parallele Exkurse für filminteressierte Schüler:innen ergänzen, was bei Dokumentarfilmprojekten mit Jugendlichen in den einzelnen Entstehungsschritten zu beachten ist und wie diese angegangen werden können.

Das Lehrmaterial Dokumentarfilm im Unterricht ist geeignet ab Jahrgangsstufe 5, für die Sekundarstufen I und II sowie für die außerschulische Jugendarbeit.

Wie können Dokumentarfilme in der Schule eingesetzt und analysiert werden? Das vorliegende Material bietet dafür Anregungen, Hintergrundinformationen und konkrete methodische Vorschläge. Es ist, unabhängig von konkreten Filmbeispielen, so konzipiert, dass es sich für die Arbeit mit künstlerischen Dokumentarfilmen gleichermaßen in unterschiedlichen Fächern, aber auch in der außerschulischen Bildung einsetzen lässt.

Dokumentarfilme fokussieren und hinterfragen meist gesellschaftliche Gegebenheiten oder Phänomene. Der Blick der Filmemacher:innen auf ihr Thema und die Art und Weise, wie sie dieses filmkünstlerisch umsetzen, erlauben dem Publikum oft eine neue, überraschende und manchmal augenöffnende Perspektive auf die Realität.[1]

Die Integration von Dokumentarfilmen in den Unterricht und in außerschulische Bildungskontexte trägt deshalb dazu bei, dass sich Schüler:innen bewusst mit der Frage auseinandersetzen, wie Medien Realität wiedergeben, sie aber zugleich auch formen. Die intensive Beschäftigung mit künstlerischen Dokumentarfilmen bringt nicht nur auf ansprechende Weise neue Themen und Perspektiven in den Unterricht ein, sondern schult auch die medienkritische Auseinandersetzung mit (Dokumentar-)Filmen. Offenkundig wird nicht zuletzt, dass hinter jedem Film ein eigener, persönlicher Blick auf und eine Haltung zur Realität steht.

Anknüpfungspunkte für die Arbeit mit Dokumentarfilmen finden sich in den Rahmenlehrplänen aller Fächer. Prädestiniert sind das Fach Deutsch bzw. die sprachlichen Fächer unter dem Stichpunkt „Filmisches Erzählen“, das Fach Kunst sowie die Gesellschaftswissenschaften. Darüber hinaus können Dokumentarfilme in praktisch allen Fächern eingesetzt werden, um Unterrichtsthemen zu erschließen und zu vertiefen. Zugleich bietet sich so die Möglichkeit, das Medium selbst kritisch in den Blick zu nehmen, zu reflektieren und fachliche Inhalte mit Medienkompetenzförderung zu verbinden.

Das Material ist in vier Module gegliedert. Jedes der Module enthält einführende Hintergrundtexte, die als Wissensressource für Lehrkräfte, aber auch als Quellen für Schüler:innen gedacht sind, sowie vielfältige Aufgaben zu den jeweiligen Schwerpunkten und kompakte Unterrichtseinheiten, die die Meinungsbildung – zum Film und den darin behandelten Themen – unterstützen:

Im Modul 1 Dokumentarfilm – Umgang mit der Wirklichkeit geht es um Grundsätzliches: Was ist ein Dokumentarfilm und wie unterscheidet er sich von einem Spielfilm und anderen dokumentarischen Formaten? Wie hat sich der Dokumentarfilm historisch entwickelt und welche verschiedenen Herangehensweisen gibt es? In welchem Verhältnis steht der Dokumentarfilm zur Wirklichkeit, die er abbilden will? Welche Zugänge bieten sich an, um Dokumentarfilme inhaltlich zu erschließen, zu analysieren und kritisch zu hinterfragen?

Im Modul 2 Filmgestalterische Mittel im Dokumentarfilm liegt der Fokus auf der Frage, wie auch Dokumentarfilme durch den bewussten Einsatz filmischer Gestaltungsmittel ihre Geschichten erzählen und die Wahrnehmung des Publikums lenken. Wie gelingt es Dokumentarfilmen, die „Wirklichkeit“ wiederzugeben und Authentizität und Glaubwürdigkeit herzustellen? Wie kann eine unbekannte und fern anmutende Welt durch Bildgestaltung, Ton und Montage plötzlich ganz nah wirken? Wie werden Archivmaterialien, Animationen oder auch inszenierte Szenen in einen Dokumentarfilm integriert? Und wie prägt ein Off-Kommentar die Filmerzählung?

Das Modul 3 Wie ein Dokumentarfilm entsteht gewährt einen „Blick hinter die Kulissen“ und beschreibt zunächst die Phasen und typischen Abläufe einer professionellen Dokumentarfilmproduktion von der ersten Idee bis zum fertigen Film. Parallele Exkurse für filminteressierte Schüler:innen ergänzen, was bei Dokumentarfilmprojekten mit Jugendlichen in den einzelnen Entstehungsschritten zu beachten ist und wie diese angegangen werden können.

Das Modul 4 Do It Yourself! Mit kreativen Aufgaben dokumentarische Arbeitsweisen nachvollziehen versammelt weiterführende praktische Anregungen und Aufgaben, die es den Schüler:innen ermöglichen, sich kreativ und produktiv mit einem gesehenen Film und filmgestalterischen Prozessen auseinanderzusetzen.

Der modulare Aufbau des Materials und gezielt gesetzte Querverweise gestatten es, sich aus den Aufgabenkomplexen je nach Erkenntnisinteresse und Lernziel auch eigene Unterrichtspläne zusammenzustellen. Wählen Sie dafür die Aufgabenvorschläge aus, die Ihnen für die Arbeit mit Ihrer Klasse und für den gegebenen Zeitrahmen sinnvoll erscheinen, und wandeln Sie diese wenn nötig ab, damit sie sich in Ihren Unterricht optimal einfügen.

Da das Material variabel für verschiedene Einsatzzwecke, Altersstufen und Filme eingesetzt werden kann, wird auf detaillierte Altersdifferenzierungen und Zeitvorgaben der Aufgaben verzichtet.

Auch die Frage, ob die Aufgaben in Einzel-, Partner:innen- oder Gruppenarbeit bearbeitet und ob sie mündlich oder schriftlich erledigt werden sollen, können Lehrkräfte nach Abwägung möglicher Alternativen selbst entscheiden.

Neben diesem grundlegenden Unterrichtsmaterial gibt es viele empfehlenswerte Handreichungen für einzelne Filme, die jeweils mit umfangreichem Hintergrundmaterial und konkreten Aufgaben ausgestattet sind.

Auf www.vision-kino.de und www.kinofenster.de können Sie einen Großteil der vorhandenen Film-Begleitmaterialien recherchieren.

Modul 3 Wie ein Dokumentarfilm entsteht
Für Lehrer:innen und Schüler:innen ab Jahrgangsstufe 9

Kino-Dokumentarfilme basieren wie Spielfilme auf einer langen Vorbereitung und werden inhaltlich, organisatorisch und künstlerisch sorgfältig geplant. Von der ersten Idee bis zum Filmstart eines professionellen Dokumentarfilms im Kino vergehen nicht selten zwei bis fünf Jahre. Dennoch ist es natürlich möglich, mit deutlich weniger Zeit und Aufwand selbst einen Dokumentarfilm zu drehen, beispielsweise in der Schule oder der außerschulischen Bildung.

Die Phase, in der ein Dokumentarfilmprojekt von der Idee bis zur Produktionsreife entwickelt wird, ist häufig die längste.

Idee – Exposé – Treatment

Bevor aus einer Idee ein Dokumentarfilm wird, der im Kino über die Leinwand flimmert, sind viele Schritte nötig. Zuerst gilt es, zu überlegen, welche Geschichte der Film erzählen soll: Welche Schwerpunkte sollen gesetzt werden? Wer könnten mögliche Protagonist:innen sein? Wie entwickelt sich die Handlung und wie kann Spannung erzeugt werden?

Parallel zu inhaltlichen Überlegungen wird bereits die künstlerische Gestaltung des Films geplant. Das Kernteam diskutiert Fragen in diesem Kontext, bevor überhaupt ein erstes Exposé entsteht. Das Exposé ist ein kurzer Text (ca. 1–4 Seiten), der in wenigen Sätzen die Idee der Geschichte erfasst und ihre Grundbausteine und Figuren möglichst fesselnd beschreibt. Mit einem Exposé lassen sich potenzielle Partner:innen in einer knappen Form über das Projekt informieren.

Im Zuge der weiteren Recherchen wird das Thema ausgearbeitet, die Geschichte entwickelt und die Auswahl der Protagonist:innen konkretisiert. Die Ergebnisse hält das Treatment fest, das ausführlicher als das Exposé den inhaltlichen und filmgestalterischen roten Faden knüpft. Da sich die Wirklichkeit der Drehsituation schlechterdings nicht vorhersagen bzw. ‑bestimmen lässt und es unwägbar ist, was die Interviewpartner:innen tatsächlich sagen werden, ist ein Treatment für einen Dokumentarfilm deutlich offener als ein Spielfilm-Drehbuch.

Ein Treatment enthält keine fiktiven Dialogszenen, es beschreibt vielmehr reale Situationen und künstlerische Herangehensweisen, die diese Situationen ins Bild setzen sollen. Es stellt ebenfalls dar, welche Erzählperspektive der Film einnehmen soll, wie Orte und Menschen gezeigt werden und mit welchen weiteren Elementen (z. B. historischen Aufnahmen, Animationsszenen, Musik, Tongestaltung, Kommentar etc.) gearbeitet wird. Schon in dieser Phase entscheidet sich in der Regel, ob der Film einen begleitenden Off-Kommentar einsetzt oder nicht, denn von dieser Entscheidung sind viele weitere Schritte abhängig. Damit ein Film ohne Off-Kommentar verständlich ist, müssen alle Entwicklungen der Geschichte szenisch festgehalten werden. Es sind mithin andere Bilder und Szenen zu drehen als bei Filmen, die durch einen Sprechtext begleitet werden. Die Qualität eines Treatments bemisst sich danach, ob es ihm gelingt, den geplanten Film zu skizzieren, ohne dem Lauf der Dinge vorzugreifen. Es muss durchdacht und gleichzeitig so offen sein, dass der Film flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren kann.

Schüler:innenprojekte

Schon vor Drehbeginn solltet ihr euch Gedanken nicht nur über das Thema, sondern auch über die Form eures Films machen und diese Ideen in geeigneter Weise schriftlich festhalten. Ein wichtiger Aspekt ist die Frage nach dem Zielpublikum. Es macht einen Unterschied, ob der Dokumentarfilm für den „internen“ Gebrauch in der Schule oder das direkte Umfeld (Freund:innen, Eltern, Lehrer:innen) gedacht ist oder ob er ein breiteres Publikum ansprechen will. Im letzteren Fall gilt es, keine Insider-Perspektive einzunehmen, sondern das Thema so aufzubereiten, dass es auch für Außenstehende verständlich und interessant ist. Um das herauszufinden, ist es ratsam, das Treatment auch unbeteiligten Personen zu lesen zu geben und ihr Feedback ernst zu nehmen.

Im Mittelpunkt des Films sollte die Geschichte stehen. Wenn ihr zu zusätzlichen Materialien wie Archivmaterial, Animationen oder Reenactments greifen wollt, überlegt euch vorher gut, ob und wenn ja, warum diese Mittel der beste Weg sind, eure Geschichte zu erzählen. Bedenkt außerdem, dass bestimmte Herangehensweisen, etwa Animationen, besondere Kenntnisse voraussetzen, und prüft, ob ihr in eurem Team die Möglichkeit habt, diese filmischen Mittel mit genug Expertise anzuwenden.

Andersherum gilt aber auch: Seid kreativ und mutig und wenn ihr weitere, ganz andere Ideen habt, eure Dokumentarfilme zu ergänzen, lasst euch nicht davon einschränken, dass „so etwas“ möglicherweise noch nicht so oft gemacht worden ist. Nur wer wagt, gewinnt!

Wenn ihr vorhabt, euren Film zu veröffentlichen, müsst ihr sehr genau alle Rechte klären. Das betrifft sowohl die Einverständniserklärungen der Beteiligten als auch alle weiteren Bild- und Musikrechte. Das gilt in jedem Fall, ganz besonders aber bei einer Online-Verwertung. Hier drohen erhebliche Strafen und das Verbot, den Film zu zeigen, wenn die Verwertungsrechte nicht geklärt sind.

Insert: Vertiefung

Details zu Urheberrechten und Film: https://www.urheberrecht.de/film, abgerufen am 15.11.2021.

Das Team

Wie groß oder klein das Team eines Dokumentarfilms ist, lässt sich kaum allgemeingültig sagen. Es kommt vor, dass die Regie fast alle Aufgaben in Personalunion übernimmt, ein Dokumentarfilmteam kann aber auch weit mehr als 50 Mitwirkende umfassen. Die wichtigsten Funktionen sind – neben der Produktion und der Regie – Kamera, Ton und Montage. Die Produktion ist dafür zuständig, organisatorische Abläufe zu regeln und die Finanzierung des Films sicherzustellen. Produzent:innen gerade im Dokumentarfilmbereich sind darüber hinaus oft auch inhaltlich involviert, denn sie arbeiten aktiv daran mit, das Projekt so zu gestalten, dass es möglichst viel Unterstützung findet.

Die Person hinter der Kamera, im Englischen spricht man vom Director of Photography (kurz: DoP), arbeitet in enger Abstimmung mit der Regie. Da sich die Aufnahmen der DoPs im Dokumentarfilm weit weniger planen lassen als im Spielfilm, müssen Dokumentar-DoPs während der Dreharbeiten oft spontan auf die Entwicklungen vor der Kamera reagieren, und ihre Entscheidungen haben großen Einfluss darauf, wie die handelnden Personen vom Publikum wahrgenommen werden. Doch auch die Arbeit am Ton ist zentral: Da im Dokumentarfilm – anders als im Spielfilm – Aufnahmen nur schlecht wiederholt werden können, ist es ausgesprochen wichtig, dass die Tonaufnahme gleich beim ersten Versuch eine gute Qualität hat und das Gesagte zu verstehen ist.

Die Montage ist im Dokumentarfilm eine der wichtigsten Aufgaben, denn hier wird aus den aufgenommenen Szenen, Beobachtungen, Interviews, Originaltönen und der evtl. hinzugefügten Musik der fertige Film geformt.

Schüler:innenprojekte

Lasst euch – wenn möglich – vor dem Start eures Projekts in technischer und inhaltlich-künstlerischer Hinsicht beraten, wenn ihr selbst noch nicht viel Erfahrung habt. Hilfe findet ihr vielleicht sogar direkt an der Schule, auf jeden Fall aber in medienpädagogischen Einrichtungen oder Medienwerkstätten in eurer Umgebung. Hier lohnt es sich unbedingt zu recherchieren, welche Angebote es in eurer Nähe gibt.

Ist euer Team klein oder es ist euer erster Film, solltet ihr euch eher für ein weniger aufwändiges Filmprojekt entscheiden, z. B. einen Kurzfilm mit wenigen Protagonist:innen und Drehorten.

Es ist möglich, dass eine Person mehrere Aufgaben übernimmt (z. B. kann die Regie auch den Schnitt erledigen), aber während der Dreharbeiten sollten sich die wichtigsten Teammitglieder (Kamera, Ton, Regie) ganz auf ihre Tätigkeiten konzentrieren können. Sprecht euch deshalb bereits am Anfang ab, wie ihr Entscheidungen treffen wollt: Gerade während der Aufnahmen sollte geklärt sein, wer das letzte Wort hat. Nehmt euch für alle Produktionsphasen genug Zeit, vor allem der Arbeitsaufwand für die Montage wird fast immer unterschätzt.

Planung und Finanzierung

Filme machen ist teuer. Selbst ein Low-Budget-Dreh kostet Geld und muss finanziert werden. Kosten entstehen für die Honorare der Teammitglieder, für die Technik (Anschaffungen oder Ausleihe), Transport, Unterbringung, Verpflegung, für Drehgenehmigungen, die Postproduktion und vieles mehr.

Im professionellen Bereich beginnt nach der Phase der Ideenfindung und der Erarbeitung eines ersten Treatments die Phase der Finanzierung. Hier arbeiten Produzent:innen daran, Fördergelder zu akquirieren und Sponsor:innen und Partner:innen (z. B. Fernsehsender) zu gewinnen, die die Produktion des Films unterstützen. Diese Phase dauert bei professionellen Produktionen oft länger als die Dreharbeiten selbst. Aber ohne Geld kann eben kein Film entstehen, jedenfalls nicht zu professionellen Bedingungen.

Schüler:innenprojekte

Auch Projekte von Schüler:innen lassen sich meist nicht ganz ohne Budget verwirklichen. Es lohnt aber allemal der Versuch, benötigtes Material auszuleihen oder sich sogar sponsern zu lassen, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Oft können Schüler:innen das Equipment aus Medienzentren kostenfrei oder für eine nur geringe Gebühr nutzen und werden von diesen oft auch beraten und unterstützt. Auch hier gilt: Es zahlt sich aus, die Angebote in der Nähe zu recherchieren.

Das A und O der Planung und Finanzierung ist ohne Zweifel der Aufbau guter Netzwerke. Wer viele Menschen für das eigene Projekt begeistern kann, der erfährt oft auch viel Rat und Hilfe. So ist es überhaupt nicht abwegig, etwa die Bäckerei um die Ecke um ein Sachsponsoring und um Verpflegung während der Dreharbeiten zu bitten.

Die Menschen vor der Kamera

Meist ganz weit oben auf der Agenda rangiert bei professionellen Projekten die Auswahl der Protagonist:innen. Gerade wenn es darum geht, bekannte Menschen vor die Kamera zu holen, wird terminlich alles andere darum herum geplant.

Bei Filmen mit einer größeren Anzahl Protagonist:innen ist es hingegen entscheidend, eine möglichst große Varietät an Meinungen, Haltungen oder Hintergründen im Film zu haben. Die Menschen, die den Film „tragen“ sollen, müssen aber auch offen dafür sein, vor der Kamera zu agieren. Die meisten Regisseur:innen nehmen sich deshalb vor den eigentlichen Dreharbeiten viel Zeit für die Recherche und dafür, die Hauptpersonen in Ruhe und ohne Kamera oder großes Team kennenzulernen. Das hilft, Vertrauen aufzubauen und vermittelt der Regie auch Hintergrundwissen, das sie braucht, um den Film dramaturgisch sinnvoll zu entwickeln.

Schüler:innenprojekte

Überlegt euch gut, mit welchen und wie vielen Protagonist:innen ihr euren Film drehen wollt. Auch hier heißt es: Nehmt euch für den Anfang nicht zu viel vor. Je weniger Protagonist:innen ihr habt, desto besser könnt ihr euch auf sie konzentrieren. Sprecht erst einmal ohne Kamera mit den Menschen und nehmt euch die Zeit, euch auf sie und ihre Geschichten einzulassen. Aber macht auch Probeaufnahmen, um zu sehen, wie die Personen auf die Kamera reagieren und im Film wirken.

Es ist wichtig, dass alle Personen, die gefilmt werden sollen, damit einverstanden sind.

Sie sollten wissen, in welchem Rahmen ihr den Film zeigen wollt und ihr solltet ihr Einverständnis auch schriftlich festhalten. Wenn ihr mit Kindern und Jugendlichen dreht, braucht ihr das Einverständnis der Eltern und ihr müsst die Regeln des Kinder- und Jugendschutzes beachten.

Insert: Vertiefung

Vorlagen für Einverständniserklärungen findet ihr beispielsweise hier: https://www1.wdr.de/kultur/film/dokmal/praxistipps/praxistipps-drehplan-100.html, abgerufen am 15.11.2021.

Drehorte

Viele professionelle Dokumentarfilme beziehen ihren besonderen Reiz daraus, ungewöhnliche Orte ins Bild zu setzen. Gerade Tier- und Naturfilme beeindrucken oft mit spektakulären Drehorten. Generell gilt aber: Überall, auch direkt vor der eigenen Haustür, lassen sich faszinierende und spannende Blickwinkel und Perspektiven entdecken, dafür muss ein Filmteam nicht zwangsläufig in die Ferne schweifen.

Doch auch Dreharbeiten vor Ort können kompliziert sein, weil häufig (z. B. an Orten wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Schulen) Drehgenehmigungen eingeholt werden müssen, die nicht immer zu bekommen sind. Unproblematischer ist der Dreh in Privaträumen, zum Beispiel der Lebensumgebung der Protagonist:innen. Viele Geschichten kommen gut mit einem begrenzteren, privaten Radius aus.

Grundsätzlich festzuhalten ist: Ein Drehort prägt das Geschehen und auch das Verhalten der Menschen vor der Kamera. Mitten im Wald verhalten sich Menschen anders als in der eigenen Küche oder auf der Straße. Für Gespräche oder Interviews wird meist eine ruhige, störungsfreie Umgebung gewählt, damit sich die Personen völlig auf die Situation einlassen können.

Schüler:innenprojekte

Wer in der Schule Filmaufnahmen machen will, muss das mit der Schulleitung absprechen. In Privaträumen sollten alle Bewohner:innen dieser Räume ihre Erlaubnis erteilen. Wer in Einkaufszentren, Bahnhöfen, Museen oder Passagen drehen möchte, braucht dafür eine Genehmigung. Rechtlich unproblematischer, dafür aber bisweilen eine praktische Herausforderung, sind Dreharbeiten in der Natur oder im öffentlichen Raum. Hier fehlt es oft an der Infrastruktur (Strom, sanitäre Anlagen, Regenschutz etc.). Dafür gibt es aber attraktive Bilder und eine nicht selten ruhigere Drehsituation.

Auch die Produktionsphase lässt sich in wiederum unterschiedliche Abschnitte unterteilen.

Drehplanung und -vorbereitung

Vielfach werden die Dreharbeiten in mehrere Etappen aufgeteilt. Das kann organisatorische, aber auch erzählerische Gründe haben. Manche Entwicklungen lassen sich nur mit zeitlichem Abstand erzählen. Drehpläne können sich auf besondere Momente oder Höhepunkte konzentrieren, es ist allerdings genauso denkbar, dass der Film die Protagonist:innen im Alltag begleitet und gerade die vergleichsweise gewöhnlichen Abläufe, die den Alltag prägen, sichtbar gemacht werden.

Besonders bei persönlichen Themen und einer beobachtenden Herangehensweise ist es essenziell, dass sich die Regie schon vor dem ersten Drehtag ausgiebig Zeit für die Protagonist:innen nimmt, um Vertrauen aufzubauen und alle Beteiligten an die Anwesenheit von Team und Kamera zu gewöhnen. Die Art der Bildgestaltung (und die sich daraus ergebende Nähe der Kamera zum Geschehen) spielt auch für die spätere Atmosphäre des Films eine große Rolle.

Schüler:innenprojekte

Schüler:innen bietet sich bei ihren Filmprojekten hinsichtlich der Kameratechnik meist keine große Auswahl. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, die vorhandene Technik daraufhin unter die Lupe zu nehmen, welche filmische Vorgehensweise sich mit diesem technischen Gerät verwirklichen lässt.

Lasst euch von Fachleuten oder Medienpädagog:innen beraten und macht unter allen Umständen Probeaufnahmen mit den verfügbaren Kameras. Schaut euch die Ergebnisse zum Direktvergleich auf dem Rechner, besser noch auf der Leinwand an, um zu entscheiden, welche Aufnahmetechnik mit welcher Kamera euren Vorstellungen am ehesten entspricht.

Im Allgemeinen kann jedes Mehr an Technik auch zu einem Mehr an Einarbeitungen, Absprachen und Problemen führen. Gerade wenn mit verschiedenen Kameras gearbeitet wird, sollte zuvor klar sein, ob die Aufnahmeformate im Schnitt kompatibel sind. Denn inkompatible Formate können in der Montage nur mit sehr viel Aufwand angeglichen werden.

Bei der Drehplanung ist zu beachten, dass die technische Einrichtung immer Zeit braucht und idealerweise erledigt sein sollte, bevor die Protagonist:innen vor der Kamera stehen. Übungsaufnahmen (mit Stand-Ins) sind gerade für Nachwuchs-Filmteams keine Kür, sondern Pflicht.

Wichtig ist, sich spätestens beim Dreh ganz auf die Situation vor der Kamera zu konzentrieren. Bevor die Protagonist:innen dazukommen, sollten daher alle inhaltlichen und technischen Abstimmungen erfolgt sein.

Die Dreharbeiten

Spätestens wenn es konkret an die Dreharbeiten geht, wird offenkundig, dass es auch im Dokumentarfilm nur in Ausnahmefällen darum geht, „einfach nur zu zeigen, was passiert“. Tatsächlich werden nur selten ausschließlich solche Ereignisse gefilmt, die auch ohne den Film so stattgefunden hätten. Schließlich finden, lange bevor das erste Bild gefilmt ist, schon detaillierte Planungen und Absprachen mit den möglichen Protagonist:innen statt, werden Drehorte ausgesucht und Themen festgelegt, Genehmigungen eingeholt und die Bildgestaltung mit dem DoP geplant. Regie und Kamera besprechen, wie nah die Kamera an das Geschehen herangehen soll, ob sie eher statisch arbeitet oder selbst in Bewegung ist und aus welcher Perspektive gefilmt wird. Auch die Frage, mit wie vielen Kameras eine Szene aufgenommen wird und welche Kameratechnik (etwa besondere Objektive) für den Einsatz vorgesehen ist, wird im Vorhinein entschieden.

Gefilmt werden kann generell immer nur eine (gestaltete) Wirklichkeit, die aus einer ganz bestimmten Perspektive zu sehen ist. Doch aller Subjektivität zum Trotz unterscheiden sich Dokumentarfilme natürlich fundamental von Spielfilmen. Den Gang der Dinge und die Antworten auf die gestellten Fragen bestimmen beim Dokumentarfilm kein Drehbuch oder Drehplan, sondern die Menschen vor der Kamera. Entwickeln sich die Dinge anders als im Treatment angenommen, muss sich der Film dementsprechend anpassen und auf die (neue) Realität eingehen. Das ist insbesondere dann nicht einfach, wenn das Filmteam den Protagonist:innen bzw. ihrem Handeln kritisch gegenübersteht.

Schüler:innenprojekte

Es kommt eurem Film zugute, wenn ihr bei den Dreharbeiten genug Zeit und Raum lasst, damit sich die Dinge vor der Kamera auch entwickeln können. Schaltet die Kamera früh an und spät aus, damit ihr keinen spannenden Moment verpasst. Euer Augenmerk sollte insbesondere darauf gerichtet sein, dass die Tonaufnahme verwendbar ist, denn der Ton, genauer gesagt die Dialoge sind beim Dokumentarfilm das zentrale Element, das im Schnitt den roten Faden bildet. Häufig werden die Bilder „auf den Ton“ geschnitten, nur selten wird andersherum verfahren. Das bedeutet, dass der rote Faden „ins Stocken“ gerät, wenn das Tonmaterial Lücken hat, an einer unpassenden Stelle abgeschnitten wurde, ein Grundrauschen aufweist oder übersteuert ist.

Die Chancen, schlechtes Tonmaterial „zu retten“, sind nicht groß. Ein unscharfes Bild kann im Zweifelsfall in der Montage durch ein Schnittbild ersetzt werden, bei einem fehlenden Interviewton oder der Unterbrechung atmosphärischer Tonaufzeichnungen der Umgebung jedoch geht das nur bedingt.

Wird mit mehreren Kameras parallel gedreht, kann es tatsächlich sinnvoll sein, die berühmte Filmklappe zu nutzen, denn diese hat eben auch eine sehr praktische Funktion: Sie hilft dabei, das Material im Schnitt zu synchronisieren und zu ordnen. Sollte eine Klappe die Protagonist:innen zu sehr unter Druck setzen, so gibt es alternativ auch elektronische Signale. Diese kann die Kamera an den Ton oder eine andere Kamera senden, damit sich die verschiedenen Aufnahmen im Schnitt unproblematisch synchronisieren lassen.

Ganz wichtig ist es, dass ihr euer aufgenommenes Material regelmäßig sichert und so kennzeichnet, dass ihr in der Montage/Postproduktion gut damit arbeiten könnt. Überlegt euch vorher ein System, an das sich alle Beteiligten unbedingt halten, damit der Überblick gewahrt bleibt.

Diese Phase wird hier nur kurz angeschnitten. Weitergehende Informationen zum gezielten Einsatz filmischer Mittel, die in der Postproduktion hinzukommen (wie dem Kommentar, der Musik, Animationen und Effekte oder zusätzliche Materialien wie Fotos, Archivmaterialien oder zusätzliche Sounds) finden sich im Modul 2 Filmgestalterische Mittel im Dokumentarfilm.

Ein Dokumentarfilm entsteht maßgeblich am Schneidetisch. Erst in der Montage wird deutlich, wie genau sich die Geschichte des Films aus dem gedrehten Material entwickeln bzw. wie sich die geplante Dramaturgie mit den gedrehten Szenen schlüssig umsetzen lässt. Tatsächlich laufen die verschiedenen Phasen der Filmproduktion in der Praxis nicht notwendigerweise nur nacheinander ab, sondern überlappen sich häufig. So wird heute in der Regel bereits während der Dreharbeiten mit der Materialsichtung und teilweise auch der Montage begonnen. Auf diese Weise zeigt sich sehr schnell, welche Bilder und Erzählungen im Film noch fehlen, sodass diese nachgedreht werden können.

Bevor es an den Feinschnitt geht, wird noch einmal überprüft, ob die Dramaturgie den Film trägt, genug Spannung aufgebaut wird und die Narration in sich schlüssig ist. Nach Beendigung des Schnitts (Picture lock) erfolgt die Farbkorrektur. Die nachfolgenden Schritte dienen der Bearbeitung der Ton-Ebene. Der Kommentar wird, so denn einer geplant ist, aufgenommen und montiert, der Ton wird nachbearbeitet und ausgesteuert und die Musik wird angelegt. Special Effects, Zwischentexte, Untertitel oder Infografiken werden in dieser Phase hinzugefügt. Ganz zum Schluss bekommt der Film einen Titel und einen Abspann und es werden eine oder mehrere Vorführkopien erstellt.

Schüler:innenprojekte

In der Postproduktion geht es sowohl um inhaltlich-kreative Entscheidungen zur Montage als auch um die technische Umsetzung mit dem Schnittprogramm. Es kann sehr sinnvoll sein, diese Arbeit im Team zu erledigen, denn das hilft, den Überblick zu behalten und immer mal wieder einen Gegencheck zu machen, ob die Reihenfolge und die Kombination der Szenen auch für das Gegenüber schlüssig und verständlich sind.

Ein wichtiger Tipp: Bevor ihr mit der Montage beginnt, muss das gesamte Bild- und Tonmaterial in euer Schnittprogramm importiert werden. Je mehr Material ihr habt, desto wichtiger wird es, alles im Browser des Schnittprogramms gut zu ordnen. Legt euch Ordner an, bezeichnet das Material nach Drehtagen und Protagonist:innen, macht euch Vermerke an die Clips, nutzt die Möglichkeiten zur Farbkennzeichnung der Ordner und Clips, um Unterschiede sofort sichtbar zu machen oder besonders wichtige Clips zu kennzeichnen … – all das sind Anregungen, um Chaos im Schnittprojekt zu vermeiden.

Ihr als Team entscheidet euch für ein System, das dann konsequent beibehalten werden sollte.

Danach könnt ihr beginnen, verschiedene Bild- und Tonclips auf der Timeline zu ersten Szenen (Sequenzen) zusammenzusetzen, bis ein fertiger Rohschnitt steht. Diesen diskutiert ihr idealerweise mit Menschen, die nicht so tief im Projekt „drinstecken“ wie ihr. Fragt nach, ob (und wo!) euer Testpublikum Verständnisschwierigkeiten hat und wie es um den Spannungsbogen steht: Wann kommt Langeweile auf, wann schweifen die Zuschauenden ab? Wo bedarf es anderer Kombinationen von Bild-Bild oder Bild-Ton, um Szenen verständlicher zu machen? Wo braucht es mehr Kontextwissen oder Erklärungen? Gibt es ausreichend „Raum“, um bestimmte Hauptaussagen oder emotionale Höhepunkte wirken zu lassen? Erst wenn ihr euch sicher seid, wie eure Geschichte erzählt werden soll, könnt ihr entscheiden, welche Szenen ihr nutzt und auf welche ihr verzichten könnt. Im Zweifel gilt in der Montage: Kill your Darlings![2]

Beginnt erst mit dem Feinschnitt, der Bearbeitung von Ton, Kommentar und Musik, wenn ihr ganz sicher seid, dass der Rohschnitt, also die Reihenfolge und Kombination der Szenen, fertig ist. Wer zu früh mit dem Feinschnitt beginnt und später noch einmal umstellt oder Szenen austauscht, der hat sich unnötige Arbeit mit Szenen gemacht, die am Ende im fertigen Film doch nicht auftauchen.

Wenn ihr Off-Kommentar einsetzen wollt, dann wartet mit dem Schreiben des Kommentars, bis der Rohschnitt des Films steht und arbeitet vorher nur mit Stichworten. Es empfiehlt sich, den Kommentar knapp zu halten und zu fragen, ob Bild, Ton und Montage bereits die nötigen Informationen transportieren. Und lasst auch Szenen unkommentiert. Weniger ist hier oft mehr. Vertraut auf die Aussagekraft eures Bildes und eurer Montage.

Insert: Vertiefung

Musik in Filmproduktionen: https://ronaldkah.de/musik-in-videos-verwenden, abgerufen am 15.11.2021.

Musikrechte in Filmproduktionen: https://www.aspekteins.com/rechtefreigabe-musik-filmproduktion, abgerufen am 15.11.2021.

Altersempfehlung:
ab Jahrgangsstufe 9

(Zusatz-)Material:
Aufnahmegeräte für Video und Ton sowie ein Schnittprogramm, je nachdem, wie umfangreich die Aufgabe angelegt wird

Filmdidaktische Hinweise:
Die Planung eines eigenen Filmprojekts macht nachvollziehbar, wie viele organisatorische, inhaltliche und künstlerische Entscheidungen hinter jedem Film und jeder einzelnen Szene stecken. Das Ziel muss nicht darin bestehen, dass ein kompletter Film entsteht, vorrangig ist zunächst, eine Idee in einem Treatment auszuarbeiten.

Wenn du zusammen mit anderen Schüler:innen einen Film zu einem selbst gewählten Thema machen würdest, wie würdet ihr an die Aufgabe herangehen? Plant euren eigenen Film!

  • Was ist das Thema des Films?
  • Welche Leitfrage soll im Film beantwortet werden?
  • Welche Protagonist:innen wollt ihr vor die Kamera einladen?
  • An welchen Orten soll euer Film gedreht werden?
  • Wie ist eure Haltung zu dem Thema bzw. den Protagonist:innen? Wie wollt ihr euch dem Thema bzw. den Protagonist:innen nähern? Entscheidet euch für eine dokumentarische Herangehensweise!
  • Wie sollen die Menschen ins Bild gesetzt werden?
  • Wie sieht euer visuelles Konzept aus?
  • Wie soll die Geschichte des Films erzählt werden? Welcher Erzähldramaturgie wollt ihr folgen?

Es ist ratsam, eure Überlegungen in geeigneter Form festzuhalten, z. B. in einem kurzen Exposé oder in einem ausführlicheren Treatment.

    Varianten

    • Entstehung eines „Mikrofilms“, der z. B. nur aus einer aussagekräftigen Einstellung und einem Kommentar besteht.
    • Ein Ereignis aus dem Schulalltag in Form eines rein beobachtenden Kurzfilms darstellen, der sich ausschließlich mit einem Smartphone aufnehmen lässt.
    • Alltagsszenen mit verschiedenen dokumentarischen Herangehensweisen filmen und vergleichen, z. B. einmal rein beobachtend, ein anderes Mal mit einem möglichst objektiven Off-Kommentar und ein weiteres Mal mit einem persönlichen Autor:innen-Kommentar der Regie.

    Mögliche Leitfragen für die Planung

    • Welche Aspekte des Themas interessieren euch besonders? Wer kann euch bei der Recherche mit Informationen weiterhelfen?
    • Wer könnten eure Hauptpersonen sein? Was zeichnet gute Protagonist:innen aus?
    • Für welches Publikum ist der Film gedacht? Was gilt es zu bedenken, wenn der Film öffentlich vorgeführt werden soll?
    • Wie wollt ihr eure Filmbilder gestalten? Wie sollen die Menschen in Szene gesetzt werden? Plant ihr Interviews oder wollt ihr eure Protagonist:innen im Alltag beobachten und begleiten?
    • Worin unterscheidet sich ein Film mit Off-Kommentar von einem ohne Off-Kommentar? Was ist jeweils zu bedenken, wenn ihr euch für oder gegen einen Off-Kommentar entscheidet?
    • Wie weit können die Aufnahmen für einen Dokumentarfilm schon im Vorfeld geplant werden? Welche Folgen hat eine sehr detaillierte Vorplanung der Aufnahmen bzw. der Bildgestaltung für den Ablauf der Dreharbeiten?
    • Welche Aufgaben sind zu vergeben bei eurem Filmprojekt? Wer übernimmt welche Aufgabe?
    • Was müsst ihr vor den Dreharbeiten erledigen?
    • Auf welche Weise beeinflusst die Art der Bildgestaltung die Atmosphäre am Drehort?
    • Was passiert, wenn sich das Geschehen vor der Kamera nicht so entwickelt, wie ihr es im Treatment bzw. im Drehplan antizipiert habt?
    • In jedem Falle als günstig erweisen wird sich, wenn ihr euch im Schnitt zuerst darum kümmert, dass das Gerüst der Geschichte steht und verständlich ist. Erst im zweiten Schritt geht es um die Feinheiten wie Musik, Kommentar, Tonbearbeitung und Feinschnitt.

    Onlineportale zur Filmbildung

      Dokumentarfilmfestivals mit Bildungsangeboten

      Literaturauswahl zum Thema Filmbildung

      • Bergala, Alain:Kino als Kunst – Filmvermittlung an der Schule und anderswo. Marburg: Schüren-Verlag 2006.
      • Bienk, Alice:Filmsprache – Einführung in die interaktive Filmanalyse (inkl. DVD mit 120 Ausschnitten aus 60 Filmklassikern). Marburg: Schüren-Verlag 2008.
      • Faulstich, Werner:Grundkurs Filmanalyse. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2013.
      • Ganguly, Martin:Filmanalyse. Themenheft 8.–13. Klasse. Stuttgart: Klett 2011.
      • Hildebrand, Jens:Film: Ratgeber für Lehrer. Köln: Aulis Verlag Deubner 2006.
      • Kammerer, Ingo / Kepser, Matthis:Dokumentarfilm im Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag 2014.
      • Kamp, Werner / Rüsel, Manfred:Vom Umgang mit Film. Berlin: Volk und Wissen 2004.
      • Klant, Michael / Spielmann, Raphael:Grundkurs Film 1. Kino, Fernsehen, Videokunst – Materialien für den Sekundarbereich 1 und 2. Braunschweig: Schroedel-Verlag 2008.
      • Klant, Michael:Grundkurs Film 3. Die besten Kurzfilme (dazu passend: DVD mit 18 Kurzfilmen). Braunschweig: Schroedel-Verlag 2012.
      • Koebner, Thomas (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart: Reclam-Verlag 2007.
      • Lipp, Thorolf:Spielarten des Dokumentarischen. Einführung in die Geschichte und Theorie des Nonfiktionalen Films. Marburg: Schüren-Verlag 2016.
      • Monaco, James:Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2009.
      • Müller, Arnold Heinrich:Geheimnisse der Filmgestaltung. Berlin: Schiele und Schön 2010.
      • Müller-Hansen, Ines:Arbeitsbuch Film. Kopiervorlagen zur Geschichte, Analyse und Produktion von Filmen. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2014.
      • Munaretto, Stefan:Wie analysiere ich einen Film? Hollfeld: Bange Verlag 2009.
      • Pfeiffer, Joachim / Staiger, Michael:Grundkurs Film 2: Filmkanon, Filmklassiker, Filmgeschichte. Braunschweig: Schroedel-Verlag 2010.
      • Schröter, Erhart:Filme im Unterricht – Auswählen, analysieren, diskutieren. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe 2009.
      • Steinmetz, Rüdiger:Die Grundlagen der Filmästhetik. Filme sehen lernen 1 (2006). Licht, Farbe, Sound. Filme sehen lernen 2 (2008). Filmmusik. Filme sehen lernen 3 (2011). Interaktive DVDs mit Begleitbuch. Leipzig: Zweitausendeins.
      • Straßner, Veit:Filme im Politikunterricht. Wie man Filme professionell aufbereitet, das filmanalytische Potenzial entdeckt und Lernprozesse anregt – mit zehn Beispielen. Für die Sekundarstufe II. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag 2013.
      • Vinyard, Jeremy:Crashkurs Filmauflösung – Kameratechniken und Bildsprache des Kinos. Leipzig: Zweitausendeins 2010.
      • Vision Kino (Hg.):Schule im Kino – Praxisleitfaden zur Filmbildung für Lehrkräfte, https://www.visionkino.de/unterrichtsmaterial/leitfaeden (abgerufen am 06.12.2021).
       

      1. Damit unterscheiden sich künstlerische Dokumentarfilme von formatierten Medienangeboten wie Reportagen, TV-/Web-Dokus oder Lehrfilmen, bei denen es weniger um die Form und Herangehensweise, sondern vor allem um den Inhalt geht.

      2. Damit sind in der Regel Szenen, Interviewpassagen oder Situationen gemeint, die während oder nach dem Dreh als besonders schön oder gelungen, am Ende aber für die Erzählung des Films schweren Herzens als verzichtbar eingeschätzt werden können bzw. müssen.

      Autorin

      Luc-Carolin Ziemann studierte Kultur-, Politik- und Medien- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig und Hamburg. Sie arbeitet für verschiedene Filmfestivals, kuratiert Filmprogramme und andere Formate (u .a. für DOK Leipzig, Werkleitz Festival, Westend Festival, Filmfest Dresden, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Filmfestival Heimat Europa, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Kulturstiftung des Bundes). Seit 2009 arbeitet sie auch verstärkt im Vermittlungsbereich, leitet das Filmvermittlungsprogramm von DOK Leipzig, gibt Jugendworkshops, Lehrer:innenfortbildungen und ist Autorin diverser medienpädagogischer Publikationen (u. a. für VISION KINO, kinofenster.de, Deutsche Filmakademie). 2010 schloss sie das berufsbegleitende Masterstudium „Kulturen des Kuratorischen“ an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ab. Als Mitglied der Auswahlkommission von DOK Leipzig ist sie seit 2018 für das Wettbewerbsprogramm mitverantwortlich.

      [Bild: privat]
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      Glossar zu Bezeichnungen und Formaten des Dokumentarischen
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