„... es geht darum, dass Alle mitreden!“
Ein Podcast mit Jugendlichen über Klimaschutz und Medien
Medienradar, 02/2023
Was denken Jugendliche über Klimaschutz und welche Rolle spielen für sie dabei die Medien? In einer für diesen Podcast aufgezeichneten Talkrunde diskutieren sechs junge Menschen gemeinsam über die Präsenz des Themas in ihrem Leben, über die Bedeutung von Social-Media für die Klimabewegung, über den Zusammenhang von Mediennutzung und ökologischem Bewusstsein, über Mitbestimmung und Demokratie und über ihr Gefühl, dass viele der politischen Entscheidungen die Interessen Jugendlicher nach wie vor nicht repräsentieren, sondern vornehmlich für Konzerne und deren Wachstum gemacht sind.
Der Gesprächsrunde ging eine kurze quantitative Befragung voraus, angelehnt an die Studie Klimaangst bei Kindern und Jugendlichen und ihre Einschätzung über die Antworten der Politik auf den Klimawandel.
Podcast
Der Podcast ist eine gemeinsame Produktion von DOXS RUHR und Medienradar.
Auswertung der quantitativen Befragung
Zur Vorbereitung auf das Podcastgespräch über Klimaschutz und Medien wurden die Jugendlichen gebeten, einen Fragebogen zum Thema Klimaangst auszufüllen. Der (von uns leicht gekürzte) Fragebogen beruht auf einer qualitativen Erhebung, die im Rahmen der Studie Klimaangst bei Kindern und Jugendlichen und ihre Einschätzung über die Antworten der Politik auf den Klimawandel[1] 2021 durchgeführt wurde.
Der Fragebogen beinhaltet drei zentrale Fragestellungen: Die Gefühle über den Klimawandel werden über eine Zustimmung oder Ablehnung zu vorgegebenen Adjektiven erfragt, während negative Überzeugungen und Einstellungen über den Klimawandel und die Einschätzungen über die Antworten der Politik / Regierung auf den Klimawandel über das Zutreffen bestimmter Aussagesätze erfasst werden.
Die Originalstudie, die mit 10.000 jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in zehn verschiedenen Ländern durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Befragten Angst vor der Klimakrise habe und zwar in dem Maße, dass die Ängste ihren Alltag negativ beeinflussen (59 Prozent). Dies geht inzwischen nicht selten mit psychischen Problemen einher. Fast genauso viele (56 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass die Menschheit „dem Untergang geweiht“ sei.
Ein Großteil der Befragten stimmte der Aussage zu, dass „Die Zukunft beängstigend“ sei (75 Prozent). Die überwiegende Mehrheit empfand Angst, Wut, Verzweiflung, Trauer und Scham. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang, dass junge Menschen sich oft ignoriert und betrogen fühlen, wenn sie über den Klimawandel sprechen wollen und es inzwischen einen hohen Anteil gibt (39 Prozent), der sich aufgrund des Klimanotstandes nur schwer vorstellen kann, Kinder zu bekommen. Die negativen Gefühle und das Erleben, dass sie nicht gehört werden, sind für Jugendliche eine frustrierende Kombination, zu deren Bearbeitung wir Erwachsenen uns in besonderem Maße verpflichtet fühlen sollten.
Die Angst der jungen Menschen hat nicht nur mit der Umweltzerstörung zu tun, sondern auch mit der Politik der Regierungen. Die empfundene Untätigkeit der Politik wirkt auf die jungen Menschen verstörend. 65 Prozent sind der Meinung, dass Regierungen nicht genug täten, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.
Die Ergebnisse der Umfrage unter unseren Podcastteilnehmer*innen waren in der Gesamtheit nicht ganz so negativ geprägt wie die Ergebnisse der Originalstudie, was vermutlich damit zusammenhängt, dass es noch ein deutliches regionales Gefälle gibt: Die Sorgen sind dort am ausgeprägtesten, wo der Klimawandel seine Wirkung schon in besonders hohem Maße zeigt, beispielsweise auf den Philippinen durch Taifune und zerstörte Häuser oder in Indien durch Überschwemmungen und vernichtete Ernten. Deutlich wurde dennoch auch bei uns, dass das Bewusstsein über die Komplexität des Klimanotstandes mit der persönlichen Besorgtheit und Zukunftsangst korreliert.
Die Bewältigungsstrategien junger Menschen sind dabei sehr unterschiedlich. Als besonders besorgniserregend sollten Rückzug, Resignation und das Unterdrücken von vorhandenen Gefühlen gesehen werden. Im günstigsten Fall können Sorgen und Befürchtungen aber auch dem kritischen Denken und der politischen Teilhabe zuträglich sein.
Hier finden sie den von uns verwendeten Fragebogen als PDF zum Ausdrucken (3 Seiten).
1. Hickman, C. u. a.: Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey, Lancet Planet Health 2021 (zuletzt abgerufen am 23.01.2023)
DOXS RUHR ist ein Festival, das von Bildern etwas wissen will. Daher kommen Filme auf die Leinwände im Ruhrgebiet, die anregen und aufregen, denen es um etwas geht: das Dokumentarische. Filmpädagogische Projekte flankieren die Festivalaktivitäten, motiviert vom Anspruch auf ökologisch nachhaltige und faire Kulturarbeit. Die DOXS RUHR-Festivalpodcasts werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des dokumentarischen Arbeitens für Kinder und Jugendliche. In den Gesprächen spüren Filmschaffende, Medienwissenschaftler*innen und Filmpädagog*innen den Entstehungsgeschichten nach, sprechen über aktuelle Entwicklungen und über Form, Funktion und Grenzen des Dokumentarfilms.
Jihad Azahrai studiert Französisch und Physik auf Lehramt und arbeitet mit doxs! Duisburg seit 2013 in verschiedenen Kooperationen zusammen, wie der Jugendjury Große Klappe für Kinder- und Jugenddokumentarfilme sowie dem Dokumentarfilmprojekt Ab 18!. Sie ist außerdem Mitglied des Sichtungsteams für doxs! Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche. Neben ihrer Tätigkeit am Lehrstuhl der französischen Literatur, gestaltet sie gemeinsam mit DOXS RUHR das Filmfestivalprojekt im Ruhrgebiet für junges Publikum, im Alter von 16 bis 24 Jahren, und beschäftigt sich, in diesem Rahmen, mit diversen Social Media Aktionen, um herauszufinden, wie die Zukunft von Film und Kino nach den Wünschen von jungen Menschen aussehen kann.
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- Die Klasse mit der Lizenz zum Mitreden
Christian Kitter ist gelernter Erzieher und studierte an der Freien Universität Berlin Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik. 1996 begann er seine Tätigkeit als Medienpädagoge bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen. Schwerpunkt seiner Arbeit waren Grundschulprojekte zur Vermittlung von Medienkompetenz im Unterricht. Als leitender Redakteur war er für die Entwicklung digitaler Materialien für den Einsatz in Schule und Jugendarbeit verantwortlich (Krieg in den Medien, Faszination Medien), die in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden.
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- Ein Interview über verschiedene Aspekte von Verschwörungstheorien
Dirk Uhlig arbeitete bereits seit 2007 als freier Gestalter eng mit dem Medienpädagogik-Team der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) für die Entwicklung und Umsetzung der Projekte Krieg in den Medien und Faszination Medien zusammen. Seit 2017 gehört er zum festen Team der Medienpädagogik der FSF. Nebenbei ist er als freier Dokumentarfilmschaffender tätig.
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- Interview
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- Repräsentation, Sensibilisierung und Empowerment