Lernmodul

TruthTellers – trust me if you can ...?

Sensibilisierung für Fake News und Verschwörungserzählungen

JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, mabb – Medienanstalt Berlin-Brandenburg

CC BY-SA 4.0

Zielgruppe: Klasse 7/8, Klasse 9/10

Fächeranbindung: Deutsch, Ethik, Politische Bildung, GeWi

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Verschwörungserzählungen hat die Gesellschaft gerade in der Pandemie stark beschäftigt. So hat auch der Bedarf an pädagogischen Angeboten zugenommen, die Jugendliche dazu befähigen, Quellen zu hinterfragen und Fakten zu checken. Um die Mechanismen und Charakteristika von Verschwörungserzählungen zu verstehen und erkennen zu können, reicht das Wissen zu Quellenkritik und Faktenchecks allein jedoch nicht aus. Vielmehr bedarf es einer ganzheitlichen Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Weltbildern und Narrativen, um für die Strategien der Verbreitung sensibilisiert werden zu können.

Hier setzt das Projekt TruthTellers an. Das Projekt wurde initiiert vom Büro Berlin des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und gefördert durch die mabb – Medienanstalt Berlin-Brandenburg.

Überblick:

In den aufeinander abgestimmten Moduleinheiten setzen sich Jugendliche mit den Themen Wahrheit, Erzählungen und Ideologien auseinander, um so für Verschwörungserzählungen und Fake News sensibilisiert zu werden. Die Schüler*innen erarbeiten sich im Laufe der Moduleinheiten eine eigene Verschwörungsgeschichte, die sie dann Schritt für Schritt zum Leben erwecken. Dabei setzen sie Mechanismen von realen Verschwörungserzählungen und mediale Stilmittel zur Emotionalisierung ein. 

Ziele:

Durch die kreative Umsetzung eigener Erzählungen sollen Jugendliche befähigt werden, …

  • verschwörungsideologische Narrative und Falschnachrichten zu verstehen,
  • verschwörungsideologische und andere antidemokratische Inhalte zu erkennen,
  • sich selbst für den manipulativen Charakter solcher Inhalte zu sensibilisieren,
  • Verschwörungsdenken in Alltagssituationen kompetent begegnen zu können.

Zeitlicher Umfang:

Die Moduleinheiten sind als Projektwoche mit 5 Projekttagen (ca. 5 Stunden pro Tag) angelegt, wobei jeder Tag ein anderes Lernziel verfolgt. Alle Moduleinheiten können auch zeitlich flexibel eingesetzt und in den jeweiligen Methoden gekürzt werden.
 

Lernziele:

  • Selbsterfahrung von Täuschung/Manipulation
  • gemeinsames Erarbeiten von Storytelling-Mechanismen von Verschwörungserzählungen
  • Grundverständnis für Erzählmechanismen und Framing
  • Reflexion über Verantwortung

Material:

  • Vollständiger Ablaufplan als PDF inklusive aller Materialien:   PDF
  • Smartboard/Beamer (mit Internet)
  • mehrere Laptops/Tablets für Kleingruppenarbeit (mit Internet)
  • Bildbearbeitungs-Software (z. B. Canva, Adobe Spark Post, PicCollage für Tablets bzw. Gimp für PCs)
  • Tafel, ggf. Moderationskarten
  • ggf. Flipchart, Plakatpapier o. ä.

Ablauf:

Am ersten Projekttag wird in das Thema Verschwörungserzählungen durch eine fiktive Rahmengeschichte (Klimaverschwörung) eingeleitet. Die Lehrkraft trägt die „Klimaverschwörung“ durch eine PowerPoint-Präsentation voller „Beweise“ vor, ohne vorher den Bezug zum Thema herzustellen.

Nach einer Diskussion zum Wahrheitsgehalt und zur Auflösung der Geschichte werden im Anschluss gemeinsam fünf Mechanismen von Verschwörungserzählungen erarbeitet, die gleichzeitig wichtige Elemente für gute Geschichten sind. Anhand der Rahmengeschichte mit transparenten Quellenangaben gehen die Teilnehmenden die Mechanismen in Kleingruppen durch und finden dabei reale und gefälschte Inhalte.

In einer ersten Clickbaiting-Übung erzeugen die Teilnehmenden eigene Geschichten und neue Zusammenhänge. Diese Übung liefert auch den Einstieg, um über das Thema Verantwortung zu diskutieren.

Am Ende des ersten Tages formieren sich die Arbeitsgruppen und das Storyraster für die gesamte Woche wird ausgeteilt.

Lernziele:

  • Einführung in das Thema Storytelling und Verknüpfung von Mechanismen von Verschwörungserzählungen
  • Verständnis von Figurenbildung (Held*innen/Feindbilder)
  • Stilmittel der Emotionalisierung im Bereich Bilder (Farben, Gesten, Symbole, Grafiken zu Scheinrelationen etc.)

Material:

  • Vollständiger Ablaufplan als PDF inklusive aller Materialien:   pdf
  • Account auf mentimeter.com
  • Smartboard/Beamer, Tablets oder Smartphones (mit Internet)
  • Bildbearbeitungs-Software (z. B. Canva, Adobe Spark Post, PicCollage für Tablets bzw. Gimp für PCs)

Ablauf:

Am zweiten Tag der Projektwoche wird tiefer in das Thema Storytelling eingestiegen. Nach einer Wiederholung der wichtigsten Storytelling-Mechanismen von Verschwörungserzählungen geht es zum Charakterbuilding. Dabei werden mit Pen&Paper-Methoden wie Charakter- und Raumsetting-Bogen die eigenen Figuren für die Geschichte zum Leben erweckt. Durch Methoden wie „Cui Bono“ wird außerdem ein Verständnis für Verschwörungslogiken geschaffen.

Nachdem die Teilnehmenden mithilfe ihrer Fantasie und/oder der Verschwörungskarten ihre eigene Geschichte logisch zusammengesetzt haben, geht es im nächsten Schritt um die Emotionalisierung ihrer Verschwörung. Dazu bekommen sie zunächst einen Input über die Wirkung von Bildern, die sie mithilfe von digitalen Tools selbst auf ihre Geschichte anwenden können.

Lernziele:

  • die Rolle von Emotionen
  • Wissen über Framing
  • Stilmittel der Emotionalisierung in den Bereichen Video/Bewegtbild
  • Sprache/Rhetorik

Material:

  • Vollständiger Ablaufplan als PDF inklusive aller Materialien:   PDF
  • Smartboard/Beamer (mit Internet), PowerPoint
  • mehrere Tablets mit Foto-, Video-, Audiobearbeitungs-Apps (z. B. Adobe Spark Video, Canva, Launchpad, Garage Band)
  • oder: mehrere Rechner mit Schnitt-, Bild- (z. B. Gimp) und Soundbearbeitungsprogramm (z. B. Audacity)

Ablauf:

Am dritten Tag der Projektwoche steht die Rolle von Emotionen im Vordergrund. Nachdem sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Emotionen aus ihrer eigenen Lebenswelt auseinandergesetzt haben, bekommen sie einen Input zu medialen Stilmitteln, mit welchen bewusst Emotionen erzeugt werden können.

Da sie sich an Tag 2 bereits mit Bildern auseinandergesetzt haben, liegt der Fokus heute auf der Wirkung von Bewegtbildern und Sprache/Rhetorik. Die Teilnehmenden entwickeln ihre Geschichte weiter, indem sie verschiedene Eigenschaften der Figuren konkretisieren und darüber reflektieren, welche Emotionen diese bei Menschen auslösen könnten.

Im letzten Schritt werden Strategien entwickelt und mediale Beweise produziert, um „die Anderen“ zu emotionalisieren und sie somit für die eigene Verschwörung zu gewinnen.

Lernziele:

  • Verständnis für Zusammenhänge zwischen der Geschichte, den Intentionen der Figuren und den Manipulationsmechanismen (Methoden/Stilmittel)

Material:

  • Vollständiger Ablaufplan als PDF inklusive aller Materialien:   PDF
  • Rechner/Tablets
  • ggf. Software Twine – alternativ: Microsoft PowerPoint oder Videoschnittprogramm
  • USB-Sticks

Ablauf:

Am vierten Tag der Projektwoche finalisieren die Teilnehmenden die Beweisproduktion und somit ihre Verschwörungsgeschichte. Sie lernen die Software Twine kennen, um ihre Verschwörungsgeschichte spielbar zu machen oder wählen eine andere Präsentationsmöglichkeit (PowerPoint oder Videoclip). Sie setzen ihre Beweise in eine sinnvolle Reihenfolge und schreiben den Text zu ihrem Spiel/Vortrag. Beim Text-Adventure versuchen sie die Erzählung so zu lenken, dass die Spieler*innen immer wieder zur Verschwörung zurückgeführt werden und kein Ausweg möglich ist.

Lernziele:

  • Reflexion der Mechanismen von Verschwörungserzählungen
  • Thematisierung von Verantwortung

Material:

  • Vollständiger Ablaufplan als PDF inklusive aller Materialien:   PDF
  • je Gruppe: Rechner mit Software Twine – alternativ: Microsoft PowerPoint oder Videoschnittprogramm
  • USB-Sticks
  • PowerPoint
  • Schnittprogramm
  • Tablets je Gruppe
  • Account auf mentimeter.com

Ablauf:

Am letzten Tag der Projektwoche werden die fiktiven Verschwörungserzählungen den anderen Teilnehmenden präsentiert. Sie können entweder die entstandenen Twines als Text-Adventure-Games spielen oder sie bekommen die Geschichte in einem PowerPoint-Vortrag/Videoclip vorgetragen.

Nach einem gemeinsamen Diskutieren und Bewerten der Geschichten durch einen Glaubwürdigkeitstest gehen die Teilnehmenden in die Reflexion über Auswirkungen und Verantwortung bei der Verbreitung solcher Geschichten. Sie rufen sich die Mechanismen und Gefahren von realen Verschwörungsgeschichten in Erinnerung und reflektieren über einen sinnvollen Umgang mit Verschwörungsgläubigen.

Ein Projekt des

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis mit seinem Büro Berlin befasst sich mit Medien und medialen Phänomenen, mit Trends, Chancen und möglichen Schwierigkeiten aus Sicht von Kindern und Jugendlichen. Seine Forschungsergebnisse werden für verschiedene Bildungsfelder aufbereitet und dienen der Abteilung Praxis als Grundlage für innovative Projekte und Modelle für die Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit. Die Erfahrungen in der Praxisarbeit führen wiederum zu neuen Forschungsfragen und Evaluationen. Ziel der pädagogisch-praktischen Angebote des JFF ist ein umfassende und nachhaltige Förderung von Medienkompetenz.

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Artikel
Videos und Werkstattbericht zum Partizipationsprojekt True.Crime.Story
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Die mabb ist die gemeinsame Medienanstalt der Länder Berlin und Brandenburg. Sie ist eine unabhängige Einrichtung des öffentlichen Rechts und damit eine staatsferne Institution. Im Zusammenspiel relevanter Regulierung und nachhaltiger Förderung setzt sie sich für die Sicherung der Medienvielfalt ein.

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