Playlist

Der Holocaust in den Medien: Geschichte verstehen

Historisches Wissen vermitteln und kontextualisieren

Christian Kitter, Dirk Uhlig, Viviane Winkler

Medienradar

Medien sind zentrale Träger von Erinnerungskultur – ihre ästhetischen Formen, Erzählweisen und Zugänge bieten vielfältige Möglichkeiten, sich mit dem Holocaust und den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, historisches Wissen zu vertiefen, Empathie zu entwickeln und Geschichte wie Gegenwart kritisch zu hinterfragen.

Die Medienbeispiele in dieser Playlist vermitteln grundlegendes historisches Wissen über den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Dokumentationen, Websitearchiven und Podcasts können die Strukturen und Entwicklungen verstanden werden, die zur Verfolgung und systematischen Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden sowie anderer Gruppen führten.

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und den nationalsozialistischen Verbrechen erfordert ein grundlegendes historisches Verständnis: Welche gesellschaftlichen und politischen Mechanismen machten den Holocaust möglich? Wie verlief der Weg von einer Diskriminierung zu einer systematischen, staatlich organisierten Massenvernichtung? Und welche unterschiedlichen Haltungen und Handlungen prägten das Verhalten der Bevölkerung?

Die Medienbeispiele dieser Kategorie zeichnen sich durch eine faktenbasierte, quellennahe und häufig dokumentarische Herangehensweise aus und tragen dazu bei, historisches Wissen zu vermitteln und den Holocaust in seinen Ursachen, Abläufen und Wirkungen zu kontextualisieren. Gemeinsam ist diesen Beispielen, dass sie sich auf dokumentierende oder analytische Weise mit dem Holocaust beschäftigen – sei es durch zeitgenössisches Filmmaterial, Zeitzeugenberichte, Gerichtsaufzeichnungen oder wissenschaftlich fundierte Recherchen. Dabei geht es neben der Darstellung von Fakten auch um die Rekonstruktion historischer Zusammenhänge und die Sichtbarmachung vergessener und verdrängter Aspekte der Geschichte.

Aus pädagogischer Perspektive eignen sich diese Medien besonders für eine Einordnung historischer Ereignisse, für die Vermittlung von Grundwissen über die NS-Zeit sowie für die Erarbeitung der historischen Dimension von Erinnerungskultur. Schüler*innen können lernen, wie Geschichtswissen medial aufbereitet werden kann, wie historische Quellenarbeit funktioniert und welche Rolle Medien bei der Aufklärung über vergangene Verbrechen spielen.

Diese Playlist bildet somit eine fundierte Grundlage für weiterführende Zugänge – etwa zur emotionalen Aneignung durch persönliche Perspektiven, zur Reflexion über heutige Formen des Erinnerns oder zur individuellen Auseinandersetzung mit Geschichte im digitalen Raum.

Der Film Die Todesmühlen, der kurz nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager durch die Alliierten im Jahr 1945 produziert wurde, zeigt authentisches Bildmaterial aus den Lagern. Als Teil des Re-Education-Programms richtet sich der Film direkt an die deutsche Bevölkerung. Er eignet sich im Unterricht besonders zur Analyse von Täterspuren, zur Thematisierung der Rolle der Alliierten und zur Diskussion darüber, wie frühe visuelle Belege zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung beitrugen.

Der 22-minütige Film Die Todesmühlen entstand unter der Regie des tschechischen Exilanten Hanuš Burger im Auftrag der amerikanischen Militärregierung. Burger griff dabei auf bereits vorhandenes Filmmaterial zurück, unter anderem auf Aufnahmen aus dem unvollendeten britischen Dokumentarfilm Nazi Concentration Camps, an dem auch Alfred Hitchcock mitwirkte. Die Montage ist bewusst sachlich gehalten: Auf eine erklärende Kommentierung wird weitgehend verzichtet, was die Wirkung und Authentizität der Bilder noch verstärkt. Die kontrastreiche Gegenüberstellung von NS-Propagandasequenzen mit den realen Aufnahmen aus Lagern wie Buchenwald oder Bergen-Belsen offenbart auf erschreckende Weise den Widerspruch zwischen ideologischer Selbstdarstellung und den tatsächlichen Verbrechen.

In der Unterrichtspraxis kann Die Todesmühlen als historisches Zeitdokument genutzt werden, das sich sowohl zur Analyse visueller Rhetorik als auch zur Diskussion über mediale Strategien der Aufklärung eignet. Lehrkräfte sollten dabei jedoch berücksichtigen, dass viele Zeitzeugen unmittelbar nach Kriegsende überfordert auf die Bildgewalt des Films reagierten oder ihm mit Abwehr begegneten. Daher bietet es sich an, mit Schüler*innen auch über die Wirkung von Schockbildern, deren pädagogische Grenzen und über Fragen historischer Verantwortung zu reflektieren.

Der französische Dokumentarfilm Nacht und Nebel von Alain Resnais, entstanden zehn Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager, verbindet Archivmaterial der Alliierten aus dem Jahr 1945 mit eindringlichen Aufnahmen der verlassenen Lager aus den 1950er Jahren. Der Film ist eines der frühesten Werke, das den Holocaust filmisch aufarbeitet. Im Unterricht bietet er Anlass, über Erinnerung und visuelle Repräsentation von Verbrechen nachzudenken.

Der Kommentar zu den historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den befreiten Konzentrationslagern und den farbigen Aufnahmen der verfallenen Lagerstätten in den 1950er Jahren stammt vom KZ-Überlebenden Jean Cayrol, dessen Text in der deutschen Fassung von Paul Celan übersetzt wurde. Die musikalische Untermalung durch Hanns Eisler verstärkt die emotionale Wirkung des Films.

Der Film wurde zunächst sehr kontrovers aufgenommen: In Deutschland fand er wenig Beachtung und die Aufführung auf den Filmfestspielen in Cannes 1956 wurde sogar durch eine Intervention der Bundesregierung verhindert. Erst später wurde der Film als bedeutender Beitrag zur Erinnerungskultur anerkannt und gilt bis heute als ein Meilenstein der filmischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

In der Unterrichtspraxis kann Nacht und Nebel als historisches Zeitdokument genutzt werden, das sich sowohl zur Analyse filmischer Gestaltungsmittel als auch zur Diskussion über die Darstellung von Erinnerung und Verantwortung eignet. Lehrkräfte sollten dabei berücksichtigen, dass der Film aufgrund seiner eindringlichen Bildsprache und Thematik eine intensive Auseinandersetzung erfordert.

Das Filmbildungsportal Kinofenster bietet eine Filmbesprechung und ein Arbeitsblatt zum Film an.

Die ARD-Sondersendung Eine Epoche vor Gericht dokumentiert die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen im Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Die Berichterstattung markiert einen Wendepunkt in der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Bundesrepublik und macht die politische und moralische Dimension des Verfahrens sichtbar. Für den Unterricht eignet sie sich besonders zur Analyse juristischer Aufarbeitung, medialer Vermittlungsformen und gesellschaftlicher Reaktionen auf den Holocaust.

In rund 20-minütigen Beiträgen berichtete die ARD von April 1961 bis August 1962 ausführlich über den Eichmann-Prozess. Der NDR hatte dafür ein eigenes Fernsehteam vor Ort und berichtete aus einem provisorisch eingerichteten Studio. Neben Interviews mit Expert*innen und internationalen Gästen beinhalteten die Berichte Reportagen über die Stimmung in Israel sowie kommentierte Ausschnitte der filmisch dokumentierten Gerichtsverhandlungen – darunter zahlreiche Aussagen von Holocaust-Überlebenden.

In der Rückschau gilt Eine Epoche vor Gericht als ein frühes Beispiel verantwortungsvoller Fernsehberichterstattung über den Holocaust. Besonders bemerkenswert ist die hohe mediale Aufmerksamkeit, die der Prozess in der Bundesrepublik erhielt – zu einer Zeit, als die deutsche Öffentlichkeit noch stark von Verdrängung und Schweigen geprägt war.

In der Unterrichtspraxis bietet die Sendereihe vielfältige Anknüpfungspunkte: etwa zur Diskussion über die Rolle der Medien bei der historischen Aufklärung, zur Rezeption des Prozesses in Ost und West und warum die öffentlichen Aussagen der Holocaust-Überlebenden so wichtig waren.

Die einzelnen Folgen sind seit der Fernsehausstrahlung von 1961/62 nun erstmals zusammengefasst in der ARD-alpha-Dokumentation Vor 60 Jahren: Eine Epoche vor Gericht (2022) über die Mediathek der ARD abrufbar:
Vor 60 Jahren: Eine Epoche vor Gericht 1/3
Vor 60 Jahren: Eine Epoche vor Gericht 2/3
Vor 60 Jahren: Eine Epoche vor Gericht 3/3

Claude Lanzmanns neunstündiger Dokumentarfilm Shoah (1985) verzichtet bewusst auf Archivmaterial und nutzt ausschließlich Zeitzeug*innen-Interviews. Diese Methode macht die Mechanismen des Holocaust durch persönliche Schilderungen nachvollziehbar und vermittelt dabei tiefgreifende historische Strukturen. Für den Unterricht eignet sich Shoah zur Analyse von Oral History, Täter*innen- und Opferperspektiven sowie zur kritischen Diskussion über Formen historischer Repräsentation.

Unter den filmischen Auseinandersetzungen mit dem Holocaust gilt Shoah als außergewöhnliches Werk. Der Film entstand über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren, in denen Lanzmann rund 350 Stunden Filmmaterial sammelte. Der Film besteht aus ausführlichen Interviews mit Überlebenden, Zeug*innen und Täter*innen des Holocaust, ergänzt durch zeitgenössische Aufnahmen der Schauplätze, z.B. in Polen und Deutschland.

Lanzmann verzichtet vollständig auf Archivmaterial und konzentriert sich ganz auf die Erzählungen seiner Gesprächspartner*innen, darunter auch detaillierte Schilderungen vom Lageralltag, von Deportationen und systematischer Vernichtung. Diese dokumentarische Herangehensweise beschreibt mit minutiöser Präzision die Maschinerie der Massenvernichtung und schafft dadurch eine beklemmende Authentizität, die nachhaltiger wirkt als die meisten fiktionalen Darstellungen.

In der Unterrichtspraxis kann Shoah als bedeutendes Zeitdokument genutzt werden, etwa zur Analyse subjektiver Erinnerung oder zur Diskussion ethischer Fragen der Darstellung von Gewalt und Leid. Aufgrund seiner Länge und Intensität empfiehlt sich der gezielte Einsatz ausgewählter Ausschnitte, begleitet von einer sorgfältigen pädagogischen Rahmung.

Das Filmbildungsportal Kinofenster bietet eine Filmbesprechung und ein Arbeitsblatt zum Film an.

Das Visual History Archive (VHA) ist eines der weltweit größten digitalen Zeitzeugenarchive und dokumentiert über 57.000 Videointerviews mit Überlebenden des Holocaust sowie weiterer Genozide. Es ermöglicht eine differenzierte Recherche nach Biografien, Herkunftsregionen und Verfolgungserfahrungen. In der schulischen Praxis können Lernende mit ausgewählten Videoausschnitten arbeiten, quellenkritische Kompetenzen entwickeln und sich aktiv mit historischen Narrativen auseinandersetzen.

Das Archiv wurde 1994 auf Initiative von Steven Spielberg gegründet und wird heute von der USC Shoah Foundation an der University of Southern California betreut. Die Interviews wurden in 56 Ländern und 32 Sprachen geführt und lassen Zeugen des Holocaust sowie anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu Wort kommen. Im Mittelpunkt steht die mündliche Überlieferung individueller Erfahrungen, dokumentiert in langen Videointerviews – meist mit einer Länge zwischen 1,5 und 4 Stunden. 

Zwar ist das vollständige Archiv nicht öffentlich zugänglich, jedoch bietet die Website der USC Shoah Foundation einen Online-Zugang zu Metadaten und rund 4.000 vollständigen Interviews.

Für den Bildungsbereich wurde zusätzlich die deutschsprachige Plattform IWitness entwickelt, die ausgewählte Interviewausschnitte mit didaktisch aufbereiteten Materialien kombiniert. Die Plattform ermöglicht es, persönliche Zeugnisse in den Unterricht einzubinden und dabei quellenkritisches Arbeiten mit digitalem Material zu fördern.

Der Dokumentarfilm Geheimsache Ghettofilm dekonstruiert einen NS-Propagandafilm aus dem Warschauer Ghetto und stellt ihm authentische Zeugnisse gegenüber. Die Dokumentation offenbart so die manipulative Macht visueller Medien und wirft grundlegende Fragen zur Darstellung, Wahrnehmung und Instrumentalisierung von Geschichte auf. Für den Unterricht eignet sich der Film besonders zur Auseinandersetzung mit Propaganda, Quellenkritik und ethischen Herausforderungen bei der Arbeit mit Bildmaterial aus der NS-Zeit.

Geheimsache Ghettofilm basiert auf rund 60 Minuten filmischer Rohaufnahmen, die deutsche Kameraleute 1942 im Warschauer Ghetto unter Regieanweisungen von SS-Stellen drehten. Die Bilder sollten angeblich das "normale" jüdische Leben zeigen – tatsächlich wurden sie unter Zwang mit realen Ghettobewohner*innen inszeniert, oft unter perfiden Bedingungen. Die Dokumentation kontextualisiert dieses Material mit Zeitzeug*inneninterviews, Tagebuchauszügen sowie einem Verhörprotokoll von einem damals beteiligten Kameramann.

Hersonskis Film legt nicht nur die propagandistische Intention des ursprünglichen Filmmaterials offen, sondern thematisiert auch den Umgang mit solchen Bildern in der Gegenwart. Die intensive Reflexion über das Sehen, Zeigen und Interpretieren macht Geheimsache Ghettofilm zu einem eindrucksvollen Beispiel kritischer Geschichtsvermittlung.

Im Unterricht lässt sich der Film vielfältig einsetzen: etwa zur Analyse von Bildmanipulation und Täuschungsstrategien, zur Förderung quellenkritischer Kompetenzen oder zur Diskussion über ethische Fragen beim Einsatz historischer Filmaufnahmen. Auch die Verbindung von Propaganda und Gewalt in visuellen Medien kann mittels dieses Filmbeispiels reflektiert werden.

Der Bereich Voices of Victims im RomArchive dokumentiert systematisch die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus aus der Perspektive der Betroffenen. Die Sammlung umfasst frühe Selbstzeugnisse wie Briefe, Bittschriften und Aussagen von Überlebenden aus zwanzig europäischen Ländern. Sie erweitert die Perspektive auf den Holocaust über das jüdische Leid hinaus und eignet sich im Unterricht besonders zur Erarbeitung bisher marginalisierter Opfergruppen und zum Perspektivwechsel.

Das RomArchive ist ein internationales, digitales Archiv, das Kunst, Geschichte und Kultur von Sinti und Roma dokumentiert und sichtbar macht. Es versammelt künstlerische, politische und erinnerungskulturelle Zeugnisse, mit dem Ziel, bestehende Stereotype zu hinterfragen, diskriminierende Narrative zu durchbrechen und neue, selbstbestimmte Perspektiven auf die vielfältigen Lebensrealitäten von Sinti und Roma zu eröffnen.

Der Bereich Voices of Victims dokumentiert die Geschichte der Verfolgung von Romanes sprechenden Gruppen im Nationalsozialismus. Hunderttausende waren rassistischer Diskriminierung, Gewalt und Tötungsverbrechen ausgesetzt. Die erhaltenen Selbstzeugnisse berichten eindringlich von Berufs- und Schulverboten, rassistischer Erfassung, Zwangsarbeit und Zwangssterilisation, Deportationen, medizinischen Experimenten sowie Massenerschießungen und Morden in den Gaskammern.

Im Unterricht bietet Voices of the Victims die Möglichkeit, marginalisierte Perspektiven auf den Holocaust zu erschließen und die Vielfalt der Opfergruppen sichtbar zu machen. Die Audioquellen fördern das empathische Verständnis und ermöglichen eine kritische Auseinandersetzung mit historischen Narrativen. Zudem können sie zur Diskussion über Erinnerungskultur und die Rolle von Selbstzeugnissen in der Geschichtsschreibung anregen.

2020 gewann das RomArchive den Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung.

Der Podcast Die Geschichte geht weiter verbindet die Tagebücher des Literaturwissenschaftlers Victor Klemperer mit aktuellen Perspektiven auf Sprache, Erinnerung und politische Kultur. Historische Quellen und Originalzitate werden durch die Einordnung der Historikerin Leonie Schöler kontextualisiert und mit heutigen Entwicklungen verknüpft. Der Podcast eignet sich im Unterricht besonders zur Reflexion über Sprache als Herrschaftsinstrument, zur Analyse von Kontinuitäten des Antisemitismus und zur Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur im digitalen Raum.

Victor Klemperer (1881–1960), selbst jüdischer Herkunft, hat die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche zwischen 1918 und 1959 in eindrücklichen Tagebüchern festgehalten – von der Weimarer Republik über die NS-Zeit bis zur frühen DDR. Der Podcast greift zentrale Passagen dieser Aufzeichnungen auf, eingesprochen von Udo Samel, und ergänzt sie durch Originaltöne sowie analytische Kommentare. Im Zentrum stehen Klemperers Beobachtungen zur fortschreitenden Ausgrenzung, zur Macht der Sprache („LTI“) und zur Frage, wie totalitäre Systeme über Rhetorik, Propaganda und Alltagshandlungen wirken.

Die Historikerin Leonie Schöler ordnet Klemperers Erfahrungen aus heutiger Sicht ein und stellt Bezüge zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen her – etwa zur Verschiebung des Sagbaren durch rechtspopulistische Rhetorik. In ergänzenden Bonusfolgen kommen Expert*innen zu Wort, die Hintergründe zur Weimarer Republik, zum Nationalsozialismus und zur DDR liefern.

Im Unterricht kann der Podcast als auditives Quellenmaterial genutzt werden, das historische Inhalte mit aktuellen Diskursen verbindet. Er eignet sich besonders für projektorientiertes, diskursorientiertes oder medienreflexives Arbeiten – etwa zur Analyse politischer Sprache, zur Arbeit mit Selbstzeugnissen oder zur Frage, wie sich Erinnerung digital vermitteln lässt.

Link zum Podcast Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher auf Deutschlandfunk Kultur

Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 2025 haben der polnische Sender TVP, ntv/RTL und das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau in einem internationalen Gemeinschaftsprojekt einen Dokumentarfilm produziert. In Auschwitz – Countdown zur Befreiung wird der Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau als größtes deutsches Konzentrations- und Vernichtungslager als Ausgangspunkt genommen, um einen großen historischen und erzählerischen Bogen zu spannen. Während die letzten Monate vor der Befreiung von Auschwitz im Mittelpunkt stehen, deckt der Dokumentarfilm gleichzeitig die Geschichte des Holocaust, die Entwicklung des Nationalsozialismus und Antisemitismus im Dritten Reich sowie in Grundzügen auch die Nachkriegszeit und -justiz ab. Für die Auseinandersetzung mit dem Dokumentarfilm im Unterricht stellt Medienradar ein filmpädagogischen Begleitmaterial (Filmheft) zur Verfügung. Die im Filmheft vorgeschlagenen Aufgaben regen zur medienreflexiven Arbeit mit dem Genre Dokumentarfilm an und fördern die Auseinandersetzung mit dem Umgang mit historischen Quellen.

Der Weg zur Befreiung wird anhand ausgewählter Wende- und Eskalationspunkte in der Geschichte von Auschwitz und des Holocaust erzählt. Der Dokumentarfilm setzt dabei einen Fokus auf Zeitzeug*inneninterviews mit Personen, die als Kinder und Jugendliche in Auschwitz inhaftiert waren. Historisches Film- und Fotomaterial wird ergänzt durch dramatisierende Elemente wie Animationen und Reenactment-Szenen sowie Interviews mit Historiker*innen. Dabei wird eine Vielzahl an Perspektiven abgebildet: An erster Stelle kommen Überlebende zu Wort – aber auch Täter*innen, Befreier und Anwohner*innen. Bemerkenswert ist der Einsatz von KI-gestützt nachkolorierten Aufnahmen, die auch bekanntes Archivmaterial in neues Licht rücken.

Die „Ikonizität“ von Auschwitz macht die pädagogische Auseinandersetzung gerade im filmischen Kontext interessant: Wir alle haben wohl sofort Bilder im Kopf, wenn wir das Wort „Holocaust“ hören – und viele davon stammen aus Auschwitz. Diese einzuordnen, zu hinterfragen, zu erweitern und zu kontextualisieren ist wichtig – gerade auch in Bezug auf eventuell klischeehafte oder emotionalisierende Darstellungen in Film und Fernsehen. Wie Geschichte dort „erzählt“ wird, lässt sich anhand von Auschwitz – Countdown zur Befreiung gut analysieren und besprechen, vor allem im Hinblick auf die verschiedenen eingesetzten Elemente und Stilmittel. Anknüpfend daran ist der Umgang mit dem historischen Material geeignet für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Quellenkritik und -interpretation als essenziellen Pfeilern von Medienkompetenz. Außerdem bietet der Dokumentarfilm einen guten Einstieg zur Auseinandersetzung mit der Nachkriegsjustiz in Deutschland.

Der gesamte Film ist unter folgendem Link abrufbar: https://plus.rtl.de/video-tv/filme/auschwitz-countdown-zur-befreiung-992515.

Ein didaktisches Filmheft für den Einsatz im Unterricht finden Sie hier.

Zusammengestellt von

Christian Kitter ist gelernter Erzieher und studierte an der Freien Universität Berlin Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik. 1996 begann er seine Tätigkeit als Medienpädagoge bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen. Schwerpunkt seiner Arbeit waren Grundschulprojekte zur Vermittlung von Medienkompetenz im Unterricht. Als leitender Redakteur war er für die Entwicklung digitaler Materialien für den Einsatz in Schule und Jugendarbeit verantwortlich (Krieg in den Medien, Faszination Medien), die in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden.

[Bild: Sandra Hermannsen]
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Persönliche Erfahrungen nachvollziehen und Empathie fördern
Zusammengestellt von

Dirk Uhlig arbeitete bereits seit 2007 als freier Gestalter eng mit dem Medienpädagogik-Team der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) für die Entwicklung und Umsetzung der Projekte Krieg in den Medien und Faszination Medien zusammen. Seit 2017 gehört er zum festen Team der Medienpädagogik der FSF. Nebenbei ist er als freier Dokumentarfilmschaffender tätig.

[Bild: privat]
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Zusammengestellt von

Viviane Winkler studiert Medienwissenschaft (M.A.) an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und ist seit 2024 als Werkstudentin bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) tätig.

[Bild: privat]

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