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Die digitale Verzerrung der Geschichte

Leugnung, Verharmlosung und Zelebrierung des Holocaust im Internet

Aycha Riffi, Judith Kirberger

Medienradar

Die Vorstellung, dass der Holocaust eine Erfindung sei, ist für viele Menschen völlig absurd und verachtenswert. Das heißt aber keinesfalls, dass Holocaustleugnung und -verharmlosung ignoriert werden dürfen. Im Gegenteil: Gerade durch die digitalen Medien verbreiten sich Lügen und Desinformation über den Holocaust schnell und ungefiltert. Durch sie verbreiten sich Antisemitismus, Nationalismus und Hass, insbesondere gegen Minderheiten. Holocaustleugnung ist eine Gefahr für unser Zusammenleben und die Demokratie. Wie aber zeigt sie sich im Internet und was können wir dagegen machen?

Die Leugnung des Holocaust ist kein „Randphänomen“

Wer etwas leugnet, ignoriert Fakten, bestreitet die Wahrheit, erklärt Bewiesenes für falsch. Die Gründe einer Leugnung können vielfältig sein. So beschreibt der psychologische Mechanismus der Verleugnung einen Abwehrmechanismus bzw. eine Verdrängung, um eine Realität nicht anerkennen zu müssen, etwa weil diese zu schmerzhaft ist (vgl. Pütz 2021). Gewiss gibt es auch verhältnismäßig harmlose Beispiele, beispielsweise wenn Menschen bewusst Fakten ignorieren oder bestreiten, weil dies den Lebensalltag erleichtert. Doch wer den Holocaust leugnet, verfolgt eine politische Agenda, denn hinter jeder Form dieser Leugnung steht ein antisemitisches Weltbild.

Holocaustleugnung ist in all ihren verschiedenen Formen Ausdruck von Antisemitismus. Wer den Völkermord an den Juden leugnet, versucht Nationalsozialismus und Antisemitismus von Schuld und Verantwortung für diesen Völkermord freizusprechen (International Holocaust Remembrance Alliance).

Es handelt sich nicht um ein neues Phänomen: Die Nazis selbst bestritten und tarnten die Ermordung jüdischer Menschen. So sprachen sie in der Propagandapresse, aber auch in internen Lageberichten von „Aktionen gegen Juden“ oder „Vergeltungsmaßnahmen“ (Schmitz-Berning, 2010). Neu ist also nicht die Leugnung an sich – hinzugekommen sind allerdings neue Verbreitungswege im Digitalen. Das Internet ermöglicht es allen Nutzer*innen, Inhalte nicht mehr nur zu rezipieren; sie können eigene Inhalte produzieren und theoretisch vor einem riesigen Publikum präsentieren. Algorithmische Filterungen und Weiterleitungen in sozialen Netzwerken und Messengerdiensten befördern zusätzlich die Verbreitung. 

Dabei begünstigt und verstärkt der von den Plattform-Betreibern gesetzte Fokus auf Interaktionen, nutzergenerierte Inhalte und die Förderung multimodaler Inhalte (Text, Bild, Video, Audio) die affektive Dimension des Antisemitismus (Rocha Dietz/Rathje, 2020). 

Es kann also nicht verwundern, dass in den sozialen Medien eine beunruhigende Vielzahl von Inhalten, die den Holocaust leugnen und/oder ihn verharmlosen, zu finden ist. Eine Untersuchung der UNESCO von 2022 bestätigt dies: Die Autor*innen der Studie fanden auf allen Social-Media-Plattformen Holocaustleugnungen und -verharmlosungen. Trauriger Spitzenreiter ist hierbei der Messengerdienst Telegram: 49 % der untersuchten Inhalte, die den Holocaust thematisierten, leugneten oder verharmlosten ihn (vgl. UNESCO 2022, S. 12).

Verschiedene Formen der Leugnung

Wer über Holocaustleugnungen recherchiert, wird fast überall fündig: in offenen sozialen Netzwerken und in geschlossenen Kanälen wie Foren oder Messengerdiensten. Auch im Analogen werden Menschen mit Leugnungen konfrontiert – z. B. bei privaten Anlässen, im Zug, in der Kantine oder auf dem Schulhof.

Sie kann dabei in vielen Formen auftreten: Als Teil von Desinformationen, als Hatespeech, durch Verharmlosungen, verkleidet als Satire, aber auch durch abstruse Vergleiche – etwa zwischen der Ermordung von über sechs Millionen jüdischen Menschen zwischen 1933 und 1945 und der Coronaschutzimpfung.

Um die Bandbreite dieser Form des Geschichtsrevisionismus zu verdeutlichen, werden hier einige Formen benannt, die im Netz, aber auch im Analogen auftauchen:  

  • Leugnung: Es wird behauptet, die systematische Ermordung jüdischer Menschen durch die Nationalsozialisten hätte nie stattgefunden, beispielsweise hätten Gaskammern und Konzentrationslager niemals existiert.[1] Solche Behauptungen werden oft durch gezielte Desinformation gestützt, beispielsweise wird gesagt, die Türen der Gaskammern seien aus Holz gewesen, weshalb das Gas ja hätte entweichen müssen. Diese Lüge ist in rechtsextremen und antisemitischen Kreisen weitverbreitet. In Chats und Foren wird oft ein harmlos wirkendes Holztür-Emoji als Code für diese Lüge genutzt.
  • Verharmlosung: Wird der Holocaust, also die Ermordung der europäischen jüdischen Menschen sowie von Sinti*zze und Roma*nja, von politischen Gefangenen und anderen marginalisierten Gruppen, mit einem „Vogelschiss der Geschichte“ gleichgesetzt, wie es AfD-Politiker Alexander Gauland 2018 tat, ist die Verharmlosung offensichtlich. Das Motiv hinter dieser und vergleichbaren Aussagen ist häufig, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und einen lang bestehenden gesellschaftlichen Konsens aufzukündigen (vgl. Kramer/Drost 2018). In eine ganz ähnliche Richtung gehen aktuellere Aussagen der rechtsextremen Influencerin und YouTuberin Michelle Gollan, wenn sie davon spricht, dass sie es „gestört [findet], alles auf die besagten 12 Jahre zu beziehen“ (Gollan, zit. nach Y-Kollektiv 2024).[2]
     
  • Relativierende Vergleiche: Auch durch Vergleiche kann der Holocaust heruntergespielt werden. Auf diese Weise werden die nationalsozialistischen Verbrechen relativiert. Zu beobachten war dies beispielsweise während der Coronapandemie. So nahm der Schlagersänger Michael Wendler auf Telegram die Corona-Schutzmaßnahmen zum Anlass, Deutschland mit einem Konzentrationslager zu vergleichen (vgl. Frohwerk 2021). Aber auch in der Auseinandersetzung mit anderen Themen werden solche gefährlichen Vergleiche bemüht, etwa wenn Schlachthöfe der Fleischindustrie mit der Ermordung von jüdischen Menschen in Konzentrationslagern gleichgesetzt werden, wie es der YouTuber Simon Unge in einem seiner Videos getan hat (vgl. Röhlig 2018).
     
  • Feiern/Zelebrieren/Legitimieren des Holocaust: Wird der Holocaust zelebriert, fußt das häufig auf dem antisemitischen Narrativ, eine jüdische Elite würde die Welt beherrschen und damit eine Gefahr für die übrige Menschheit darstellen. Rechtsextreme Propaganda versucht die historische Wahrheit zu verschleiern und damit den Diskurs um den Holocaust zu manipulieren, indem sie in einer Täter-Opfer-Umkehr Falschbehauptungen in den Diskurs einbringt. Dieser Geschichtsrevisionismus macht es ihnen möglich, eine Vernichtung der angeblichen Weltverschwörer und Feinde zu legitimieren und zu zelebrieren. „Such celebration can be divided into several types: by denigrating its victims – arguing that the Holocaust was a good thing; or did not go far enough; and celebration through mocking the Holocaust and its victims“ (UNESCO 2022, S. 37).
    Auch bieten im Internet rechtsextreme Modemarken zahlreiche Produkte an, die mit – mal mehr, mal weniger eindeutigen – zelebrierenden Anspielungen bedruckt sind (zum Beispiel ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Adolf ist der Beste“).
     
  • Humor: Vermeintlich lustige Memes eignen sich aufgrund ihres Potenzials zur Doppeldeutigkeit besonders gut für verschlüsselte Botschaften. Sie lassen sich über WhatsApp-Gruppen sehr leicht teilen und erreichen dadurch eine große Menge an Usern. „Humor wird strategisch eingesetzt, um zu einer Diskursverschiebung beizutragen", meint der Extremismusforscher Jakob Guhl vom Institute for Strategic Dialogue (ISD) (Bascheck/Trammer 2024).

Weitere Formen von Holocaustleugnung und -verharmlosung sind das Bedienen eines bestimmten, symbolisch und historisch aufgeladenen Vokabulars (z. B. „vergasen“, „Arbeit macht frei“, etc.), die Verwendung rechter und antisemitischer Symboliken und Kennzeichnungen (Stahlhelm, Nazisymbole, Krake als Symbol für eine jüdische Weltverschwörung) sowie die immer wiederkehrenden Formulierungen der sogenannten „Schuldkultur“ oder „Auschwitzkeule“ – ganz nach dem Motto: „Was habe ich denn damit noch zu tun?!“

Demokratiegefährdend und strafbar

Vereinzelt werden problematische (verbale oder schriftliche) Äußerungen aus Gedankenlosigkeit oder Unwissenheit getätigt, etwa wenn kein privat oder schulisch vermitteltes Vorwissen zu dem Satz „Jedem das Seine“ (der Inschrift des Lagertors des KZ Buchenwald) besteht. Auch können Leugnungen im Digitalen wie im Analogen als vermeintlich harmlose Provokation gemeint sein oder aus einem vermeintlichen Reiz der verbalen und moralischen Grenzüberschreitung entstehen. Hier ist Aufklärung dringendst geboten. Unabhängig davon, ob aus Unwissenheit, Provokation oder politischen Überzeugungen: Alle Formen der Leugnung und Verharmlosung sind nicht zu tolerieren und dürfen keinesfalls ignoriert werden. Insbesondere sollte Strafbares angezeigt und strafrechtlich verfolgt werden. Im Strafgesetzbuch (StGB) § 130 Abs. 3 ist die Straftat der Volksverhetzung definiert:

„Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.“

Strafbares sollte also umgehend gemeldet werden – auch wenn eventuell eine Unsicherheit besteht, ob ein Kommentar, ein Bild oder ein Video strafbar ist[3], denn ohne Meldung, können entsprechende Stellen keine Untersuchung oder ein Verfahren einleiten. Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten rechtswidrige Inhalte zu melden, auch anonym. Online ist dies beispielsweise auf den Websites der 14 Landesmedienanstalten möglich.[4] Über die Beschwerdeformulare können problematische Inhalte in wenigen Schritten gemeldet werden. Die juristischen Abteilungen prüfen dann, ob ein Straftatbestand gegeben ist.[5] Es ist auch möglich, direkt Strafanzeige zu stellen, zum Beispiel über die polizeilichen Onlinewachen, doch dies ist verständlicherweise für viele ein zu großer Schritt. Hier sind Institutionen wie HateAid eine gute Hilfe: Sie bieten Beratung und Unterstützung für Opfer von Angriffen im Netz an. Menschen, die sich gegen Holocaustleugnung und andere rechtswidrige Äußerungen stellen, können selbst zu Opfern von Angriffen werden. Daher ist es wichtig, sich selbst zu schützen und die Hilfe und Unterstützung von Institutionen zu suchen, die eine Einschätzung geben können, ob und wie eine Gefährdung vorliegen kann. Denn die Frage, wer die Menschen sind, die den Holocaust leugnen, ist nicht einfach zu beantworten.

Wer leugnet den Holocaust und mit welchem Ziel?

Antisemitismus als solcher ist nicht auf politische Randpositionen beschränkt, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Das zeigen Befragungen zu politischen Einstellungen wie beispielsweise die aktuelle Leipziger Autoritarismus Studie von 2024 (vgl. Decker at al. 2024). Im Netz kann man nicht immer auf den ersten Blick unterscheiden, ob jemand aus Unwissenheit oder aufgrund einer politischen Agenda leugnende oder relativierende Inhalte teilt. Was aber klar ist: Rechtsextreme, antisemitische Akteur*innen nutzen Holocaustleugnung ganz bewusst – in welcher Form auch immer.

Ein Ziel ist sicherlich die Grenze des Sagbaren zu verschieben. Menschen, die sich mit historischen Quellen beschäftigt haben, wissen bestimmt, dass es den Holocaust gegeben hat. Insofern besteht eine naheliegende Interpretation dieser Geschichtsfälschung darin, dass

[…] die Leugnung des Holocaust als Mittel zum Zweck [dient], um den Nationalsozialismus als politisch sinnvolle Alternative wieder ins Spiel bringen zu können: Wenn man das Naziregime vom Vorwurf des Völkermordes befreien könnte, dann würde es den größten Teil seines Schreckens verlieren. Das Leugnen des Holocaust wäre demnach nicht das Primäre; das primäre Ziel könnte es vielmehr sein, den Nationalsozialismus wieder salonfähig zu machen (Langowski).

Diese These verdeutlicht, warum Holocaustleugnung eine große Gefahr für die Demokratie ist.

Was machen wir damit?

Die beschriebenen Formen der Leugnung und Relativierung und die (digitalen) Orte und Akteur*innen an denen bzw. durch die sie stattfinden, sind vielfältig; gleichzeitig wird seit dem 7. Oktober 2023 – dem Tag des Überfalls der Hamas auf Israel – ein drastischer Anstieg antisemitischer Straftaten verzeichnet (vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz). Wie also damit umgehen? In Einem sind sich Wissenschaftler*innen, demokratische Aktivist*innen und Politiker*innen demokratischer Parteien einig: Stehenlassen kann man solche Inhalte nicht.

Die bereits angeführte Untersuchung der UNESCO zeigt, dass Leugnung und Verharmlosung des Holocaust auf jenen Plattformen, auf denen kaum oder gar nicht reguliert wird, deutlich häufiger zu finden sind. Wer aber denkt, dass solche Inhalte ausschließlich in nicht moderierten Telegram-Gruppen und -Channels ausgespielt werden, täuscht sich. Auch in anderen sozialen Medien findet man geschichtsrevisionistische Inhalte, wenngleich deutlich weniger. Das hat unter anderem damit zu tun, dass andere soziale Medien die dort publizierten Inhalte häufiger konsequent moderieren (ebd.). Mitverantwortlich und damit aufgefordert sind alle Anbieter sozialer Netzwerke, also die Besitzer*innen der digitalen Orte, an denen die Inhalte verbreitet werden.Darüber hinaus ist zu beachten, dass Regulierung nur dann funktioniert, wenn sie schnell und effizient geschieht. Mit der Verbreitung von Antisemitismus auf TikTok hat sich Theresa Lehmann auseinandergesetzt:

Allen Beispielen gemein ist die schnelle Verbreitungsgeschwindigkeit und große Reichweite, die antisemitische Inhalte auf TikTok erhalten können. Reagiert die Plattform auf gefährliche Inhalte, wurden diese meist bereits von Hunderttausenden bis Millionen Menschen gesehen. […] Durch diese enorme Verbreitungsgeschwindigkeit und -reichweite können auch Verzerrungen in der Wahrnehmung entstehen. Meinungen und Positionen erscheinen durch viele Views hegemonial. Die Popularität wird als Legitimation und moralische Richtigkeit gewertet (Lehmann 2025).

Es braucht also eine klare Position und ein entschlossenes Vorgehen gegen Holocaustleugnungen und den damit einhergehenden Antisemitismus seitens der Plattformbetreiber*innen. Gerade beobachten wir jedoch eine gegenteilige Entwicklung: Erst kürzlich kündigte Meta an, die Zusammenarbeit mit externen professionellen Faktencheckunternehmen zu beenden.[6] Wie diese Maßnahmen einzuschätzen sind, hat das Science Media Center Germany neun Expert*innen gefragt; die Ergebnisse sind auf dessen Website nachzulesen.

Wenn Internetkonzerne wie Meta, X und Telegram nichts gegen die beschriebenen Formen des Geschichtsrevisionismus tun oder aber ihre Moderation sukzessiv zurückfahren, nehmen die Aufgaben und die Bedeutung von Demokratie- und Medienbildung zu. Die gute Nachricht: Gegenhalten und Gegenreden kann man trainieren. Nützliche Tipps finden sich unter anderem im Gesprächsanker für den Umgang mit demokratiefeindlichen und diskriminierenden Äußerungen des Mobilen Beratungsteams Berlin für Demokratieentwicklung. Wer das Gespräch trotz grenzverletzenden und diskriminierenden Aussagen nicht abbrechen möchte, braucht viel Kraft und Ruhe. So sind Tipps wie „zuhören“, „nachfragen“, „Botschaften entschlüsseln“, ebenso wichtig wie „Grenzen ziehen“ oder auch die Entscheidung „eine Situation zu verlassen“ (ebd.).

Wichtig ist und bleibt, dass (nicht nur junge) Menschen etwas über den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus lernen. Und das kann funktionieren: im Gespräch, im Schulunterricht und auch dort, wo Holocaustleugnung grassiert, beispielsweise auf TikTok.
Susanne Siegert klärt auf ihrem TikTok-Account keine.erinnerungskultur über rechtsextreme, antisemitische Codes auf, bereitet Wissen über den Holocaust auf, indem sie in der Logik des sozialen Mediums historische Entwicklungen nachzeichnet (vgl. Siegert). Für ihre Arbeit wurde sie 2024 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.[7]

Fazit

Holocaustleugnungen und -verharmlosungen sind im Digitalen allgegenwärtig. Wenngleich diese Phänomene in antisemitischer Tradition stehen, profitieren die Akteur*innen, die die Leugnung und Verharmlosung gezielt einsetzen, von den Logiken der sozialen Plattformen. Aber wir stehen dem nicht machtlos gegenüber: Wir müssen lernen, solchen Tendenzen – und seien sie noch so gut versteckt oder dem Anschein nach harmlos – zu erkennen und ihnen entgegenzustehen. Dadurch, dass wir sie als das benennen, was sie sind: antisemitisch, menschenverachtend und brandgefährlich. Ebenso wichtig ist es, uns mit Betroffenen zu solidarisieren, uns zu informieren und aktiv auszudrücken, dass wir als demokratische Gesellschaft damit nicht einverstanden sind.

 

Fußnoten

[1] Holocaustleugnung ist nach der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance auch gegeben, wenn die wesentlichen Mechanismen der Vernichtung (wie Gaskammern, Massenerschießungen, Verhungern und Folter) oder die Vorsätzlichkeit des Völkermords an den europäischen Juden öffentlich geleugnet oder in Zweifel gezogen werden (vgl. ebd.).

[2] „12 Jahre“ – die Zeit des Nationalsozialismus von 1933-45 – taucht als wiederkehrender Code im Netz und in der Musik der rechtsextremen Szene auf; so gibt es eine deutsche Band mit dem Namen 12 Golden Years.

[3] Ebenso wird die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen im StGB § 86a geregelt.

[4] Tipp: Geben Sie „Beschwerde“ in die Suchfunktion ein, da die Formulare teilweise schwer zu finden sind.

[5] Im Rahmen der Recherche zu diesem Artikel wurde online bei der Landesmedienanstalt für Medien NRW ein Hinweis auf ein YouTube-Video eingereicht. Nach weniger als 24 Stunden kam eine Rückmeldung, dass Strafanzeige gestellt wird.

[6] Im Januar 2025 kündigte der Internetkonzern Meta, zu dem Instagram, Facebook und WhatsApp gehören, an, seine Vorgehensweise bei der Moderation von Inhalten drastisch zu ändern. Auf die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktencheckredaktionen wolle das Unternehmen in Zukunft gänzlich verzichten. Anstelle dessen sollen die Nutzer*innen, ähnlich zum bereits etablierten Modell der Community Notes von X, selbst Inhalte hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts bewerten können. Meta will diese Pläne zunächst in den USA umsetzen, kündigte aber bereits an, gemeinsam mit US-Präsident Donald Trump, gegen Regierungen vorgehen zu wollen, „die amerikanische Unternehmen angreifen und darauf drängen, mehr zu zensieren“ (tagesschau.de 2025).

[7] Auf Youtube klärt MrWissen2go junge Menschen in einem Video über im Netz verbreitete Lügen zum Holocaust auf. Auch dieses Angebot eignet sich gut, um junge Menschen zu erreichen; siehe Holocaustleugnung: Welche Lügen kursieren und wie ihr sie erkennt (vgl. MrWissen2go 2023).

 

Bascheck, N. / Trammer, M.: Strategien rechter Influencerinnen. Nur auf den ersten Blick harmlos, in: tagesschau.de, 2024, www.tagesschau.de/investigativ/rechte-influencerinnen-100.html (abgerufen am 19.03.2025).

Bundesamt für Verfassungsschutz: Lagebild Antisemitismus 2022/23, Stand Mai 2024; in: www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/DE/allgemein/2024-05-lagebild-antisemitismus.pdf?__blob=publicationFile&v=7 (abgerufen am 19.03.2025).

Decker, O. / Kiess, J. / Heller, A. / Brähler, E.: Vereint im Ressentiment: Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2024, in: Leipziger Autoritarismus Studie 2024, Psychosozial-Verlag, S. 9–26.

Frohwerk, T.: Instagram löscht Account von Schlagersänger Michael Wendler, in: BR24, 11.02.2021, www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/instagram-loescht-account-von-schlagersaenger-michael-wendler,SOhvl6M (abgerufen am 19.03.2025).

International Holocaust Remembrance Alliance: Arbeitsdefinition zur Leugnung und Verfälschung/ Verharmlosung* des Holocaust, in: International Holocaust Remembrance Alliance, www.holocaustremembrance.com/resources/arbeitsdefinition-leugnung-verfalschung-des-holocaust (abgerufen am 19.03.2025).

Kramer, O. / Drost, M.: Ein Versuch, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben, Interview vom 04.06.2018, in: www.deutschlandfunk.de/vogelschiss-aeusserung-ein-versuch-die-grenze-des-sagbaren-100.html (abgerufen am 19.03.2025).

Langowski, J.: Eine Zigarre für die Dame. Was wollen Auschwitzleugner wirklich?, in: h-ref.de, www.h-ref.de/personen/covington-harold/winston-smith.php (abgerufen am 19.03.2025).

Lehmann, T.: Viraler Antisemitismus, in: Belltower News, 02.01.2025, www.belltower.news/tiktok-viraler-antisemitismus-157453/ (abgerufen am 19.03.2025).

Mobiles Beratungsteam Berlin für Demokratieentwicklung: Land in Sicht. Gesprächsanker für den Umgang mit demokratiefeindlichen und diskriminierenden Äußerungen, in: mbt-berlin.de, 2019, www.mbt-berlin.de/material/land-in-sicht-gespraechsanker/ (abgerufen am 19.03.2025).

MrWissen2go: Holocaustleugnung: Welche Lügen kursieren und wie ihr sie erkennt, in: YouTube vom 02.11.2023, https://www.youtube.com/watch?v=OWa9cZfckj8 (abgerufen am 19.03.2025).

Pütz, Bernd: Verleugnung, Lexikoneintrag, in: Dorsch. Lexikon der Psychologie, 15.03.2021, https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/verleugnung#search=f4422c1ac5642d30940b71f2e9855b96&offset=0 (abgerufen am 19.03.2025)

Rocha Dietz, R. / Rathje, J.: Antisemitismus im Internet und den sozialen Medien, in: Bundeszentrale für politische Bildung, 26.11.2020, www.bpb.de/themen/antisemitismus/dossier-antisemitismus/321584/antisemitismus-im-internet-und-den-sozialen-medien/#footnote-target-7 (abgerufen am 19.03.2025).

Röhlig, M.: YouTuber vergleicht Massentierhaltung mit Holocaust, dann ist das Video plötzlich offline, in: Spiegel Netzwelt vom 13.03.2018, www.spiegel.de/netzwelt/web/simon-unge-vergleicht-massentierhaltung-mit-holocaust-das-sagt-er-im-video-a-00000000-0003-0001-0000-000002182244 (abgerufen am 19.03.2025).

Schmitz-Berning, C.: Sprache und Sprachlenkung im Nationalsozialismus, in: Bundeszentrale für politische Bildung vom 15.10.2010, www.bpb.de/themen/parteien/sprache-und-politik/42752/sprache-und-sprachlenkung-im-nationalsozialismus/#footnote-target-11 (abgerufen am 19.03.2025).

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Siegert, S.: TikTok-Account @keine.erinnerungskultur, in: TikTok, www.tiktok.com/@keine.erinnerungskultur?lang=de-DE (abgerufen am 19.03.2025).

Strafgesetzbuch: § 130 Volksverhetzung, in: gesetze-im-internet.de, www.gesetze-im-internet.de/stgb/__130.html (abgerufen am 19.03.2025).

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tagesschau.de: Meta beendet in den USA Kooperation mit Faktenprüfern, in: tagesschau.de vom 07.01.2025, www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/meta-faktencheck-moderation-100.html (abgerufen am 19.03.2025).

UNESCO: History under attack: Holocaust denial and distortion on social media, 2022, doi.org/10.54675/MLSL4494 (abgerufen am 19.03.2025).

Y-Kollektiv: Jung, viral, rechtsradikal?, in: ARD Mediathek, 21.08.2024, www.ardmediathek.de/video/y-kollektiv/jung-viral-rechtsradikal/ard/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtYmE3NGNjZjAtNzlhMC00ZTY3LWI3NTUtYjk3ZmJlZTljMTYx (abgerufen am 19.03.2025).

Autorin

Aycha Riffi studierte an der Ruhr-Universität Bochum Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaft, Germanistik und Pädagogik. Nach dem Studium und einer Hospitanz beim ZDF/Das kleine Fernsehspiel sammelte sie redaktionelle und journalistische Erfahrungen beim WDR, SDR und DSF. 2002 kam sie als freie Mitarbeiterin zum Grimme-Institut. Vom Grimme Online Award wechselte sie 2005 zur Grimme-Akademie, die sie seit 2010 leitet. Dort arbeitet sie u.a. intensiv zu den Themen „Hassrede und Desinformation in digitalen Medien“ – sei es in europäischen Projekten (BRICkS), als Mitherausgeberin der Publikation „Online Hate Speech. Perspektiven auf eine neue Form des Hasses“ oder in der Projektleitung für die Erstellung von Modulboxen zu Hate Speech, Fake News und Verschwörungserzählungen für die Zentralstelle Politische Jugendbildung im DVV.
Daneben arbeitet sie als Dozentin für Medienpädagogik, ist als Moderatorin tätig und u.a. Mitglied im Kuratorium für doxs!, die Kinder- und Jugendsektion der Duisburger Filmwoche.

(Bild: privat)
Autorin

Judith Kirberger beschäftigt sich mit den Themen Desinformationen, Verschwörungserzählungen und Hate Speech. Als freiberufliche Referentin spricht und schreibt sie zu diesen Themen. Außerdem arbeitet sie für die gemeinnützige Organisation codetekt und entwickelt dort Strategien und Formate gegen Desinformationen. 

Zuvor hat sie für die Grimme-Akademie gearbeitet und dort medienpädagogische Formate zu Hate Speech und Verschwörungserzählungen konzipiert.

(Bild: Sandro Glück)